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Neues in der Kremikowzi-Saga

Foto: BGNES
Dieser Tage erlebte die Kremikowzi-Saga eine neue Wende. Der heruntergekommene Metallurgiegigant bei Sofia, der einstige Stolz des sozialistischen Bulgarien, hat anscheinend endlich einen Käufer gefunden.

Beim vierten Anlauf, die Anlagen des bankrotten Unternehmens zu verkaufen, hat es geklappt. Immerhin wurde der veranschlagte Preis um 44 Prozent gesenkt und fiel auf 316 Millionen Lewa, umgerechnet etwa 160 Millionen Euro. Wirtschaftsminister Trajtscho Trajkow atmete erleichtert auf, denn das Werk verpestete seit seiner Errichtung Anfang der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts Luft und Boden.

Bei der damaligen Industrialisierung Bulgariens wurde dem Umweltschutz in keiner Weise Rechnung getragen. Rauchende Schlote bedeutete Fortschritt. Über die Effektivität des Metallurgiewerks wurde nur gemunkelt. Nach der Wende setzte die Privatisierung ein. Das Werk kam gleich mehrere male unter den Hammer und verwandelte sich in ein Emblem für gescheiterte Privatisierung. In all den Jahren produzierte es zwar weiter, häufte aber Schulden in Höhe von 270 Millionen Euro an. Der Staat sah sich 1999 gezwungen, das Werk für nur einen Dollar an ein bulgarisches Unternehmen zu verkaufen, um sich so der Schulden zu entledigen. Sechs Jahre später wechselte jedoch der Eigentümer – das Werk ging in die Hände des indischen Metallmagnaten Pramod Mittal. Der neue Eigentümer verpfändete es jedoch mit der Erklärung, mit dem Geld die Schulden begleichen zu wollen. Die Kreditgeber warten aber bis heute noch auf ihr Geld. 2008 meldete sich ein Käufer aus der Ukraine an – es kam jedoch nicht zu einem Kaufvertrag. Im gleichen Jahr meldete das Werk Konkurs an, denn mittlerweile war der Schuldenberg auf eine Milliarde Euro angewachsen. 2009 wurde das Werk stillgelegt und es begann der stückweise Verkauf.

Was wird nun aus Kremikowzi geschehen? Der neue Eigentümer will nur einen Teil produktionsfähig erhalten und zwar die modernsten Anlagen. Rund 1.000 Arbeiter sollen eingestellt werden. Experten sind der Ansicht, dass das Einschmelzen des gesamten Schrotts, der sich auf dem Werksgelände befindet, wie auch der stillgelegten Anlagen, mehr Geld einbringen werde, als der Verkauf als Altmetall. Der Eigentümer hat jedoch die Entscheidungsfreiheit. Alle Seiten scheinen zufrieden zu sein, denn aus dem Verkauf sollen die ausstehenden Gehälter der einstigen Arbeiter ausgezahlt werden – insgesamt 28 Millionen Euro. Der Fiskus wird seinerseits 40 Millionen an fälligen Steuern erhalten. Mehr als 7.000 kleinere Kreditgeber hoffen ihrerseits auf ihr Geld.

Wer ist nun aber der Käufer, der auf einen Schlag mehr als 50 Immobilien, 800 Hektar Boden, Gebäude, Maschinen und Anlagen erhält? Es ist ein 26jähriger Bauingenieur, Jungunternehmer, der vor wenigen Monaten eine Firma mit 10.000 Euro Grundkapital gegründet hat. Ihr Tätigkeitsbereich: Altmetallhandel. Auf dem Territorium des Werkes befinden sich laut Schätzungen bis zu einer Million Tonnen Schrott. Hinter dem offiziellen Käufer steht aber die Nadin-Gruppe, die der wohl mächtigste Altmetallhändler in Bulgarien ist. Das Unternehmen hat im ganzen Land Zweigstellen und recycelt alles von Papier bis Haushaltstechnik und Autos. Das Geld für den Kauf soll von der "Ersten Investitionsbank" kommen. Da der offizielle Käufer keinen nennenswerten Umsatz aufweisen kann, hat der Fiskus eine eingehende Steuerinspektion angeordnet. Der Weg der Kaufsumme soll eingehend geprüft werden.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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