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Toleranz und kulturelle Beziehungen auf dem Balkan

Die Teilnehmer an der Diskussion vor dem Archäologischen Museum in Sofia
Foto: Maria Peewa
Wissenschaftler, Journalisten und Vertreter von nichtstaatlichen Organisationen aus Albanien, Bulgarien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Rumänien, Serbien und der Türkei nahmen in der vergangenen Woche in Sofia an einem Seminar zum Thema "Toleranz und kulturelle Beziehungen auf dem Balkan" teil. Diskutiert wurden u.a. die ethnische und religiöse Lage in der Region, die Gleichheit der Geschlechter, die kulturellen Beziehungen zwischen den einzelnen Gemeinschaften, die Rolle der Medien usw. Veranstalter des Seminars war die nichtstaatliche Organisation "Balkanforum" mit der Unterstützung des Instituts "Offene Gesellschaft".

Auf dem Seminar fand ein Erfahrungsaustausch zu verschiedenen Aspekten der Bekämpfung von Diskriminierung und Vorurteilen statt, die zu Intoleranz und Konflikten führen. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die nichtstaatlichen Organisationen mit ihren Projekten in den interkulturellen Beziehungen.

Doriana Gjuta von der albanischen nichtstaatlichen Organisation "Freie Jugendinitiative" sagte gegenüber Radio Bulgarien:
"Die Arbeit unserer Organisation ist auf die Jugend der Kukes-Region in Nord-Ost-Albanien ausgerichtet. Wir versuchen sie durch verschiedene Menschenrechts- und Demokratieprojekte in das öffentliche Leben einzubeziehen. Die nichtstaatlichen Organisationen spielen nach meiner Meinung eine wesentliche Rolle für die Förderung der Toleranz. Sie sind ein wichtiger Vermittler von Wissen über bestimmte Gemeinschaften, der den Dialog der einzelnen Kulturen vermitteln kann. Ich hatte auf dem Seminar in Sofia die Gelegenheit über die Probleme der einzelnen ethnischen und religiösen Gruppen auf dem Balkan mehr zu erfahren. In Albanien besteht nach meiner Meinung religiöse Toleranz zwischen den einzelnen Gemeinschaften. Ich stellte zu diesem Zweck meine kleine Studie über die kleine islamisierte slawische Gemeinschaft der Goraner vor, die in Harmonie mit den anderen Gemeinschaften in Albanien leben. Ein Teil von ihnen arbeitet jedoch aus wirtschaftlichen Gründen heute in Westeuropa, aber sie stehen mit Hilfe des Internet miteinander in Verbindung. Sie kommunizieren mit Hilfe von zahlreichen Internetseiten, Forums und Blogs und veröffentlichen Texte in verschiedenen Sprachen. In ihnen berichten sie über ihre Bräuche und Traditionen durch Bilder und Videos. Ich habe Freunde unter ihnen und ihre Kultur und Traditionen, auch wenn sie nicht so bekannt sind, sind gleichwertig. Ich stellte auf dem Seminar mit Hilfe einer meiner Freundinnen ein traditionelles Gewand aus der Region Gora in Nordalbanien vor, wo sie leben."

Eine Schlüsselrolle bei der Förderung der Toleranz können auch die Informationstechnologien spielen. Das Internet erlaubt heute den freien anonymen Ausdruck von Meinungen und Ansichten zu verschiedenen gesellschaftlichen Problemen. Oft kommt bei den Diskussionen in den Foren zu den Onlineausgaben die "Sprache des Hasses" zum Einsatz. Der Journalist aus Mostar in Bosnien und Herzegowina Dario Terzic sagte dazu:

"Ich komme aus Mostar, einer geteilten Stadt. 2001 wurde in Bosnien und Herzegowina eine Kommunikationsregulierungsagentur geschaffen, die den Gebrauch der "Sprache des Hasses" in den Medien wesentlich eingeschränkt hat. Inzwischen haben wir aber das Internet mit neuer Freiheit ohne Einschränkungen. Die Internetmedien und –portale wurden außerordentlich populär in Mostar und im ganzen Land. Die Kommentare zu einzelnen Publikationen überschreiten oft die Grenzen des guten Tons und werden zu Beschimpfungen auf ethnischer Grundlage. Die Regulierungsagentur hat keine Vollmachten bei den Internetpublikationen und dort ist alles erlaubt. So entstand eine nicht kontrollierte "Freiheit" und die Nutzung der "Sprache des Hasses" führt zu richtigen Konflikten."

Die Zeit des Seminars reichte nicht aus, um alle Aspekte des komplizierten Themas der Toleranz auf dem Balkan zu behandeln. Die Teilnehmer konnten sich über gute Praktiken austauschen, die den kulturellen Dialog in ihren Ländern fördern. Die Toleranz in diesem Teil Europas ist bildlich gesprochen immer noch wie eine kleine Porzellantasse, in der das für die Region traditionelle Getränk – der Cafe - gereicht wird – spröde und zerbrechlich. Aber ein türkisches Sprichwort lautet, dass, wenn man mit jemanden eine Tasse Cafe trinkt, man mit ihm für immer befreundet bleibt.

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Maria Peewa


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