Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Energiespiele um das AKW Belene

Foto: EPA / BGNES
Das AKW Belene hat erneut die Gemüter in Bulgarien erhitzt. Der Grund diesmal waren die Forderungen des russischen Unternehmens Atomstroyexport an Bulgarien in Höhe von 1 Milliarde Euro als Entschädigung für die vorzeitige Einstellung des Baus des AKWs. Bereits im letzten Jahr wurden von der russischen Seite Ansprüche in Höhe von 58 Millionen Euro vor dem Internationalen Schiedsgericht in Paris gestellt. Die aktuelle Forderung rief in Bulgarien erneut Verwunderung auf.

"Die gute Freundschaft bedeutet gute Geschäfte für beide Seiten", betonte Staatspräsident Rossen Plewneliew. Er berichtete, dass bei dem anstehenden Bulgarien-Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 9. November, man sowohl über die Gaspipeline-Projekte South stream und Nabucco, als auch über das AKW Belene verhandeln wird. Bulgarien soll das erste Transitland im geplanten Gastransportverbindung von Russland nach Westeuropa sein, das zu der EU gehört. Bis Mitte November muss sich die bulgarische Regierung entgültig darüber entscheiden, ob wir daran beteiligt sein werden, oder nicht. Russland drängt auf eine Entscheidung, weil dadurch den Start der Unterwasserstrecke im Schwarzen Meer, die in Bulgarien mündet, gemacht werden kann. Darüber hinaus werden die Bedingungen der russischen Gaslieferungen für Bulgarien erneut verhandelt.

Premierminister Bojko Borissow erklärte seinerseits, dass Bulgarien seine Verpflichtungen im Zusammenhang mit dem South-stream-Projekt sehr strickt erfüllt und bereit ist, den Vertrag mit Russland zu unterzeichnen. Finanzminister Simeon Djankow sagte seinerseits, dass die russische Forderung an Bulgarien "ein typischer Versuch der Einschüchterung im großen Stil sei". Im Parlament war die Reaktion wie erwartet – die Opposition und die regierende Partei gaben sich gegenseitig die Schuld über die Einstellung des Projektes Belene und über die daraus resultierten Entschädigungsansprüchen. Der Energieminister Deljan Dobrew betonte, dass es eine prinzipielle Absprache mit Russland gibt, keine Forderungen zu stellen.

Seit 2006 schluckte das unvollendete AKW-Projekt 700 Millionen Euro vom Staatshaushalt und zwar nach einem Vorvertrag mit Russland, denn eine entgültige Vereinbarung wurde noch nicht abgeschlossen. Da die bestellten zwei Reaktoren noch nicht fertiggestellt sind, soll Bulgarien laut Experten noch ca. 66 Mio. Euro plus weitere 50 Mio. Euro für die bereits verrichteten Tätigkeiten dazu zahlen. Das aber ergibt nicht 1 Milliarde Euro, die Russland von uns verlangt. Das ist eigentlich der Betrag, der unser Land in das South-stream-Projekt investieren soll, daher ist es nur verständlich, dass angesichts der knappen Haushaltsmittel die bulgarische Antwort weiterhin verzögert wird. Der Druck von Russland ist aber groß, weil im nächsten Jahr die neue EU-Energiepolitik in Kraft treten wird, die eine Einschränkung der Monopolstukturen vorsieht.

Übersetzung: Milkana Dehler
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Rossen Karadimow

Technologieriese aus Taiwan will bei Plowdiw Werk für Chips und Halbleiter bauen

Ein taiwanesischer Technologieriese verhandelt über den Bau einer großen Produktionsbasis auf dem Gebiet der „Wirtschaftszone Trakia“ in der Nähe von Plowdiw.  Dies teilte der Minister für Innovation und Wachstum Rossen Karadimow mit, der sich..

veröffentlicht am 16.10.24 um 18:17
Georgi Tachow

Vertreter der Gemeinden besprechen im Kurort Albena Probleme der Kommunalverwaltung

Im Dezember werden wir den Gemeinden 1 Milliarde Lewa (500 Millionen Euro) für Investitionen im Rahmen des Strategieplans für die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raums 2023-2027 zur Verfügung stellen. Das gab Minister für..

veröffentlicht am 14.10.24 um 09:49

Neues Verfahren bietet Unternehmen Zugang zu über 1 Milliarde Lewa

Das Verfahren für Projekte zur Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen im Rahmen des Wiederaufbau- und Nachhaltigkeitsplans ist jetzt eröffnet und es werden entsprechende Vorschläge angenommen. Es geht um viel Geld, die Fristen..

veröffentlicht am 28.09.24 um 10:05