Heute ist nicht nur der Valentinstag und nach altem Kalender der Tag des Winzerheiligen Triphon, sondern auch der nationale Tag der Archäologie. Doch das wissen sicher nur die wenigsten Menschen in Bulgarien. Dafür aber warten viele, vor allem Hauptstädter auf die traditionelle Frühjahrs-Archäologieausstellung, die die interessantesten Funde des vorjährigen Grabungssommers vorstellt. Nun ist es soweit - sie wurde am Tag der Archäologie eröffnet.
„Die Ausstellung ist in Gemeinschaftsarbeit von elf regionalen Geschichts- und Archäologiemuseen entstanden“, informiert Dr. Kamen Bojadschiew vom Nationalen Archäologischen Museum. „Nach der Auswertung der Funde vom vergangenen Jahr und ihrer Konservierung und Restaurierung werden sie erstmals hier bei uns in Sofia dem breiten Publikum vorgestellt.“
Die Auswahl fiel sicher schwer, denn auch während des letzten Grabungssommers kamen eine Unmenge wertvoller Artefakte zum Vorschein. Auf welche Themen konzentriert sich die Ausstellung und welche Stücke sind besonders erwähnenswert, wollten wir von Dr. Bojadschiew wissen.
„Bei der diesjährigen Ausstellung haben wir uns bemüht, Gegenstände aus einem möglichst breiten geschichtlichen Spektrum vorzustellen“, erzählt der Archäologe. „Einige Ausstellungsstücke stammen aus Ausgrabungsobjekten, an denen wir seit langem arbeiten. Andere wiederum sind bei Rettungsgrabungen bei großen Infrastrukturprojekten ans Tageslicht gekommen. Betrachten wir uns zuerst die Funde aus der bereits in der Altsteinzeit bewohnten Höhle Kosarnika in Nordwestbulgarien. Dort sind wir auf eines der ältesten Schmuckstücke der Balkanhalbinsel gestoßen. In einer anderen Vitrine sind Funde aus der späteren Stein- und Kupfer-Steinzeit zu sehen. Es beeindrucken u.a. zwei große anthropomorphe Gefäße mit einem überaus reichen Schmuck, entdeckt in der südbulgarischen Stadt Haskowo. Aus der späten Bronzezeit stammen wiederum die Gegenstände, die bei Ausgrabungsarbeiten in der Nekropole in der Nähe des heutigen Dorfes Balej bei Widin in Nordwestbulgarien ans Tageslicht gekommen sind. Die Siedlung stammt aus dem 16. bis 11. Jahrhundert vor Christus. Die Ausstellung zeigt die dort entdeckten über 50 Gefäße, darunter Dutzende Urnen, die nach mehr als 3.000 Jahren gut erhalten sind.“
Die Ausstellung wartet mit vielen anderen interessanten Exponaten auf, wie beispielsweise die Werkzeuge, die aus einer der ersten Erzgruben Europas stammen. Die Archäologen stießen auf sie bei Ausgrabungsarbeiten in Ada Tepe in den Rhodopen, wo einst Gold gewonnen wurde. Eine Augenweide sind aber unumstritten die antiken Keramikgegenstände aus dem einstigen Apollonia, dem heutigen Sosopol an der Schwarzmeerküste. Für die Geschichtswissenschaftler sind insbesondere die Aufschriften auf den bemalten Gefäßen von Interesse, weil sie Aufschlüsse auf die Stadtentwicklung geben. Die Besucher ihrerseits erfreuen sich auch an den Exponaten aus römischer Zeit, darunter Goldschmuck, Masken und Kleinplastiken aus Bronze und ein seltener Faltstuhl. Sehenswert sind auch die Grabbeigaben aus dem Hügelgrab bei Sliwen in Ostbulgarien. Das Mittelalter ist mit verschiedenen Gegenständen aus den alten bulgarischen Reichshauptstädten Pliska und Preslaw vertreten.
All das und noch vieles mehr, das wir nicht alles aufzählen konnten, wird bis Ende März in den Räumlichkeiten des Nationalen Archäologischen Museums im Zentrum Sofias zu sehen sein.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: BGNES
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