Martin Angelow ist gelernter Architekt und Erfinder. Er studierte Architektur, weil ihn das immer interessiert hat. Er hatte den Wunsch, „etwas aufzubauen, mit seinen Händen zu arbeiten, zu organisieren, einen Raum zu ordnen“. Er meint allerdings, dass „Erfinder“ zu anspruchvoll klingt.
„Ich bevorzuge es, auf unbetretenen Pfaden zu wandern. Es muss eine Herausforderung geben“, sagt Martin Angelow. „Es macht großes Vergnügen, die Menschen zu provozieren, etwas aus einem ganz anderen Winkel zu sehen, sie davon zu überzeugen, dass man es auch anders machen kann.“
Ihn bewegte die Idee, die städtische Umgebung zu optimieren, und engagierte sich vor einigen Jahren mit dem anspruchvollen Projekt „Kolelinija“, bei dem Fahrräder über Stahldrahte hoch über der Erde in der Luft fahren sollen. Damit sollen wohl zum Teil die unzureichend vorhandenen Fahrradwege in der bulgarischen Hauptstadt Sofia ausgeglichen werden. Was ist aus diesen „fliegenden Fahrrädern“ geworden?
„Sie warten auf eine Fortführung“, sagte Martin Angelow. „Das Projekt entwickelte sich wesentlich. Das System ist fast fertig. Um die Luftfahrradwege aufzubauen ist jedoch eine ernste Kommunikation mit potentiellen Investoren notwendig. In der jetzigen Etappe wäre angebracht eine 200-300 Meter lange Strecke aufzubauen, damit mehr Menschen diese Art der Fortbewegung testen können. Kürzlich errichteten wir im Sofioter Borissow-Park eine 40-Meter-lange Drahtseilbahn in 3-4 Meter Höhe. Es soll natürlich absolut sicher für die Menschen sein und deswegen wurde eine spezielle Bergsteigerausrüstung eingesetzt. In eine solche Höhe aufzusteigen und über das Seil zu fahren, steigert das Adrenalin des Fahrradfahrers.“
Dieses exotische Projekt scheint kein großes Interesse bei Geldgebern und auch beim Publikum zu erzeugen und deswegen konzentriert sich Martin Angelow auf sein neues Projekt des Halfbike, des „Halbfahrrads“, das er zusammen mit dem Architekten Mihail Klenow vorantreibt. Es besteht aus einem normalen Rad, das mit zwei kleinen Rädern verbunden ist. Es wird im Stehen gefahren. Der Prototyp ist fertig – in Handarbeit aus Aluminium und Holz gefertigt. Er ist 8 kg schwer und man kann ihn in Youtube und auf ihrer eigenen Internetseite sehen. Die Menschen, die es hierzulande gesehen haben, seien sehr überrascht und interessiert. Mit dem Halfbike kann man in Orten fahren, in denen es eine ausgebaute Fahrradinfrastruktur gibt, was für Sofia nicht zutrifft. Außerdem muss es ein ebenes Terrain sein, weil das Halfbike vorerst kein Getriebe hat und nicht bergauf fahren kann. Das Fahren mit ihm sei dem Skifahren ähnlich.
„Es ist kompakt, leichter als das normale Fahrrad“, erklärt Martin Angelow. „Man kann es leicht im öffentlichen Verkehrsmittel mitnehmen und es in die Abstellkammer tun. Wir möchten es noch kompakter machen, damit man es zusammenklappen und in den Kofferraum des Autos hineinstecken kann. Es soll keine Alternative für das Standardfahrrad sein, sondern eine andere Art des Fahrens.“
Für die bulgarische Erfindung gibt es Interesse auch im Ausland. Die Erfinder wurden kürzlich von der Nachrichtenagentur Reuters fotografiert. Auch der Fernsehkanal Discovery interessiert sich für das Halfbike. Das Projekt wird auch von der Onlinefinanzierungsplattform Kickstarter unterstützt. Bisher sind 60 Prozent der Mittel für die Finanzierung der ersten Hundert Halfbikes zusammengekommen. Falls es weiterhin so geht, hoffen die zwei Erfinder, dass es sie bis Ende des Sommers geben wird. Sie möchten sie gerne in Bulgarien produzieren.
Übersetzung und Redaktion: Vladimir Daskalov
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