Für die meisten Bulgaren ist die Frage nach den Einkommen äußerst prekär. Bulgarien ist weiterhin europäisches Schlusslicht, was die Höhe der Einkommen aus arbeitsrechtlichen Verhältnissen anbelangt. Und das bilden sich die Bulgaren nicht nur ein – ein Blick ins Portemonnaie genügt, in das auch die heimische Statistik und das Statistische Amt der Europäischen Union Eurostat geschaut haben.
Die Zahlen sprechen für sich! Während in Bulgarien der Stundenlohn bei durchschnittlich 3,70 Euro liegt, bekommt man beispielsweise in der Schweiz ganze 40 Euro, also rund zehn mal mehr! Daher braucht man sich nicht weiter zu wundern, dass der Verbrauch in Bulgarien fast halb so groß ist, als der europäische Durchschnitt. Das wiederum spiegelt sich deutlich im Lebensstandard wider. Worin liegen die Gründe? Laut ausländischen Wirtschaftsexperten hapere es an der Arbeitsproduktivität. So habe ein Durchschnittseuropäer beispielsweise im Jahre 2012 stündlich für 32,20 Euro etwas geschaffen, während der Durchschnittsbulgare sieben Mal weniger geleistet habe – also 4,80 Euro. Diese Zahlen erklären auf den ersten Blick die Lage.
Dieser Tage meldete jedoch die bulgarische Statistik, dass die Einkommen im ersten Jahresquartal um 2,9 Prozent gestiegen seien und das unter den Bedingungen einer Deflation seit Beginn des Jahres. Vordem wurde gemeldet, dass Bulgarien einen der vordersten Plätze in Europa einnehme, was den Anstieg der Löhne und Gehälter betreffe. Die Angaben über das erste Quartal 2014 belegen es: während die Löhne und Gehälter in Bulgarien um ganze 2,8 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres gestiegen sind, wurde europaweit nur halb soviel gemessen. Zu dieser Kennziffer nimmt Bulgarien also einen stolzen sechsten Platz ein. Unterm Strich kommt heraus: in Bulgarien wird man weiterhin schlecht bezahlt, aber die Einkommen steigen stetig, was ein gewisser Hoffnungsschimmer ist.
Angesichts dieser Tendenz wirken die Zahlen des Nationalen Statistikamtes verwirrend, das darauf verweist, dass das monatliche Durchschnittsgehalt in Bulgarien in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Vergleich zum letzten Jahresquartal 2013 um ganze 3,9 Prozent gesunken sei und etwas über 400 Euro liege. Die Senkung ist jedoch saisonbedingt. Im Winter stagniert das Bauwesen, der Tourismus stützt sich einzig auf die Winterurlauber, die Landwirtschaft wartet sehnsüchtig auf den Frühling und der Handel verzeichnet sein gewöhnliches Tief nach dem Kaufrausch zu Weihnachten und Neujahr.
Schaut man auf die Statistik der letzten fünf Jahre, so weist der Stundenlohn einen stetigen Aufwärtstrend auf – er ist um etwas mehr als 44 Prozent gestiegen, was zu den besten Leistungen in der gesamten Europäischen Union gehört. All das gibt Grund für einen gemäßigten Optimismus hinsichtlich der Einkommensentwicklung in Bulgarien.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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