Ein 51-Mann-starkes Fernsehteam aus China hat dieser Tage im kleinen und abgeschiedenen Rhodopendorf Momtschilowtzi für Aufregung gesorgt. Dort, inmitten der mystischen Rhodopen, hat sich das Reality-TV aus dem entfernten China niedergelassen, um die neuen Folgen des Formats Surviovor zu drehen, das Pendant zum deutschen Dschungelcamp. Aber auch, um das Geheimnis der Langlebigkeit in den Rhodopen zu erforschen.
Das Geheimnis kennt in Bulgarien jeder – es ist der Joghurt mit seinem einzigartigen Lactobacillus bulgaricus. Kein Wunder, dass sich ausgerechnet die weisen Chinesen dafür interessieren. Und auch der Drehort Momtschilowtzi ist nicht zufällig gewählt – mit der gleichnamigen Marke wird in Shanghai bulgarischer Joghurt hergestellt. Der chinesische Hersteller, der sich die bulgarischen Milchsäurebakterien aus Momtschilowtzi liefern lassen, organisiert seit 2012 Reisen in das malerische Dorf. Und nun ist der Joghurtproduzent Hauptsponsor der Reality-Show, die in den Rhodopen gedreht wurde. "Dort ist der wunderbare Joghurt in jedem Gericht zu schmecken – in Suppen, Nachspeisen, Hauptgerichten, Soßen – einfach überall", schwärmte der Joghurthersteller Hu Dsian, der bei den Dreharbeiten dabei war. Mehr darüber erfahren wir von der Bürgermeisterin von Momtschilowtzi Maria Nikowa.
"Insgesamt 8000 Chinesen haben sich beworben, ausgesucht fürs Dschungelcamp wurden nur sieben, die nach Momtschilowtzi kamen", erzählt Maria Nikowa. "Wir haben sie in sieben Familien aufgenommen, was für uns selbstverständlich ist, nicht aber für unsere Gäste. Alle sieben sind nämlich Großstadtkinder, die nie einen Sonnenaufgang gesehen haben, weil der Smog der Großstadt es unmöglich macht. Abends konnten sie den Sternenhimmel bewundern und freuten sich wie kleine Kinder. Stundenlang haben sie die Sonne fotografiert und gedreht", sagt Maria Nikowa.
Viele Aufgaben, die sie meistern mussten, drehten sich rund um den Haushalt in der ihrer Gastfamilie. Dazu zählt aber nicht einfach kochen, waschen und aufräumen, sondern auch Kühe melken, Kartoffel ernten, stricken, Holz hacken, Rasen mähen, Heu zu Ballen pressen, Brot backen und vieles andere mehr. Die größte Herausforderung blieb allerdings die Sprachbarriere. Die Regeln der Reality-Show erlaubte lediglich die Benutzung eines kleinen bulgarisch-chinesischen Wörterbuchs. Die Bürgermeisterin Maria Nikowa hatte eine 22jährige angehende Journalistin zu Gast. Ihre erste große Überraschung war im Garten versteckt – eine knapp ein Kilogramm schwere rote Tomate aus dem eigenen Anbau der Bürgermeisterin. "Die Dreharbeiten sind schon zu Ende und wir vermissen unsere chinesischen Gäste schon", gesteht Maria Nikowa und erzählt, dass inzwischen recht viele Chinesen nach Momtschilowtzi gekommen sind, um ihre Ferien zu verbringen.
"Wir haben jedes Jahr rund 500 Urlauber aus China zu Gast", sagt sie. "Momtschilowtzi ist in China inzwischen sehr bekannt. Es fällt auf, dass sie über Bulgarien sehr gut informiert sind. Es gibt sogar solche Touristen, die woanders in Bulgarien Urlaub machen, aber immer auch einen Abstecher nach Momtschilowtzi machen. Manche überlegen sogar, sich eines Tages hier niederzulassen. Dazu zählt auch der Marketingdirektor der Firma, die bulgarischen Joghurt in Shanghai herstellt", erzählt Maria Nikowa.
Übersetzung: Vessela Vladkova
Fotos: Privat
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