In den Mythen der antiken Völker sind Kuh, Ochse und Stier heilige Tiere, die mit der Himmelssphäre und den Göttern, die sie bewohnen, verbunden sind. Die antiken Ägypter stellten sich den Himmel als eine riesige Kuh vor, die die Sonne wie ein Kalb gebiert. Die Vorstellung von der himmlischen Kuh gibt es auch in den skandinavischen Sagen und in den Mythen der afrikanischen Tierzüchter. Eine Reihe von Gottheiten erscheinen in der Gestalt eines Stieres oder der Stier ist ihr Attribut oder Opfertier. Unter den bekanntesten können wir die indische Indra, den ägyptischen Apis, die altgriechischen Zeus und Dionysos nennen. In der Gestalt eines weißen Stieres entführte Zeus die schöne Europa und seine Gattin Hera wird manchmal mit dem Kopf einer Kuh dargestellt. Spuren eines Stierkultes sind auch im Alten Testament zu finden, wo es um das Goldene Kalb geht, dessen Bildnis Moses in der Sinai-Wüste gebrandmarkt und zerstört hat. Ähnliche Verehrung genießt das Sternbild des Stiers und einer der vier Evangelisten, Lukas, wird in der Gestalt des Stiers dargestellt.
Auch in der bulgarischen Folklore sind Spuren der Himmelssymbolik dieses Tiers zu finden. Die Erde wird laut einigen Legenden von den Hörnern eines Stiers gestützt, der auf einer Schildkröte oder einem Fisch steht. Wenn er seinen Kopf bewegt, kommt es zu Erdbeben. Es gibt die Vorstellung von der Sonne als Stier, Kalb oder Büffel. Der Mond seinerseits wird mit der Kuh identifiziert – wegen seiner weiblichen Symbolik, sowie wegen der Hörner des Neumondes. Es wird berichtet, dass der Mond einmal im Jahr, im März, auf die Erde absteigt und beim Versuch, wieder auf den Himmel hochzusteigen, wie eine Kuh muht. Einige Magier können laut dem Volksglauben den Mond als Kuh vom Himmel herunter holen und seine wundertätige Milch melken, die alle Krankheiten heilen könne.
Ochse, Kuh und Stier werden im Alltag der Bulgaren ebenfalls sehr verehrt. Der Ochse ist in der traditionellen Kultur besonders wertvoll –wegen seines sanftmütigen Wesens und wegen der Arbeit, die er verrichtet – den Pflug oder den Wagen ziehen. Die Bauern nennen die Ochsen „Engel“ und sprechen sie als „Vater“ oder „Bruder“ an. Es ist eine große Sünde den Ochsen zu schlagen oder zu beleidigen. Über so einen Menschen sagt man, dass er „die Engel schlägt“. Eine junge Frau darf den Ochsen, ebenso wie den Männern als Zeichen der Ehrerbietung nicht den Weg kreuzen. Selbst der Wolf, der alle Haustiere angreift, würde den Ochsen in Ruhe lassen. Die Ochsenhörner oder –schädel werden wegen ihrer Fähigkeit vor bösen Kräften zu schützen auf den Zäunen angebracht. Die alten Ochsen werden nicht geschlachtet; sie sollen eines natürlichen Todes sterben und werden mit Ehren begraben.
Laut den traditionellen Vorstellungen wird auch der Kuh der Vortritt gewehrt, besonders wenn sie trächtig ist oder bereits gekalbt hat. Sie darf man auch nicht zum Lastentragen oder Pflügen einspannen. Der Dorfzuchtochse wird ebenfalls hoch verehrt. Er darf überall grasen und das Dorf bezahlt etwaige Schäden.
Interessant und wahrscheinlich sehr alt ist in der Folklore die Vorstellung vom Wasserochsen, einer mythischen Gestalt; Herr des Sees. Eine solche Geschichte wird über eine Gegend beim Dorf Kostenez in der Nähe von Sofia erzählt. Dort soll es einen See gegeben haben, in dem ein Wasserochse lebte. Immer wenn die Dorfochsen sich dem See näherten, kam er heraus und stürzte sich in einen erbitterten Kampf mit dem Dorfochsen und tötete ihn schließlich. Nach langem Überlegen machten die Bauern ihrem Ochsen Eisenhörner. Damit verletzte er den Wasserochsen tödlich. Das Tier verschwand mit fürchterlichen Gebrüll im Wasser des Sees, das blutrot wurde. Der See trocknete daraufhin aus und anderswo entstand eine neue Quelle.
Übersetzung: Vladimir Daskalov
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