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Traditionelle Hochzeiten, Trachten, kulinarische Spezialitäten – Ribnowo öffnet sich für die Welt

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Foto: Weneta Nikolowa

Ribnowo, das malerische Dorf im Rhodopengebirge, das bis vor zehn Jahren noch in seiner eigenen, von der Globalisierung abgekapselten Welt lebte, heißt heute Touristen aus aller Welt willkommen. Seine Bewohner sind bulgarische Mohammedaner, die sich durch ihre bewahrte Lebensweise, ihre farbenfrohe Folklore und einen einzigartigen Hochzeitsbrauch, der die Menschen in Erstaunen versetzt, auchzeichnen. An dieser geheimnisvollen Tradition beteiligt sich das ganze Dorf, sogar von Reiseveranstaltern organisierte Touristen schließen sich den festlichen Umzügen an. 
„Manchmal treffen volle Reisebusse an. Die letzte Hochzeit war vorige Woche. Das Dorf war voller Menschen, sogar ein Team vom chinesischen Fernsehen war da“, erzählt Kadrie Maschewa, Sekretärin des Volkskulturhauses Iskra, das sich der Popularisierung der örtlichen Bräuche angenommen hat. 



„Die Hochzeiten bei uns finden nur im Winter jeden Samstag und Sonntag statt. So ist es in der Regel bis März. Im April haben wir die vielleicht letzte Hochzeit für die Saison. Freitags finden die Verlobungen statt“, erzählt Kadrie Maschewa und fügt hinzu, dass im Volkskulturhaus im Sommer die Rituale und Bräuche für die Touristen nachgestellt werden. 



„Wir zeigen den Gästen wie die spezielle Baniza aus Ribnowo gebacken und der Couscous gerollt wird, aber auch die Herstellung anderer für unser Dorf typischer Gerichte.“
Dass, was die Touristen insbesondere staunen lässt, sind die typischen Hochzeiten in Ribnowo – die bunten Trachten, das zur Schau stellen der gesamten Mitgift vor dem Haus der Braut, der Hochzeitsumzug durch das ganze Dorf, der Reigen auf dem Dorfplatz…



Das geheimnisvollste Ritual ist das „Bekleben der Gelina“ (So wird die Braut genannt.) Das ist ein intimer Moment für die Braut und ihre Nächsten, in dem keine Außenstehenden zugelassen sind. Deshalb werden im Kulturhaus Nachstellungen organisiert“, erklärt Kadrie Maschewa, die die Touristen begrüßt.



„Auch Touristen können ihre Gesichter wie eine Gelina schmücken lassen oder wir bekleben eines unserer Mädchen, damit sie sehen, wie die typische Braut hier aussieht. Die Menschen kommen von überall her, um dieses Ritual zu erleben. Wir ziehen ihnen Hochzeitskleider an und gestalten die Hochzeitsbrautmasken. Zuerst wird weiße Creme auf das Gesicht aufgetragen, das dann mit Pailletten bedeckt wird, so wie es unsere Vorfahren schon getan haben. Unsere Gäste können sich fotografieren lassen, sie können uns helfen, die Pailletten anzubringen, oder sie lassen das von anderen machen. Dieses Ritual hat sich über Jahrhunderte erhalten.“




Die Museumssammlung im Volkskulturhaus macht die Gäste durch Fotos und authentische Haushaltsgegenstände mit der Vergangenheit von Ribnowo vertraut. Hier können Sie von den Frauen handgefertigte Hausschuhe, Körbe und Kleidung aus den Rhodopen kaufen oder sich an den alten Webstuhl setzen und versuchen, selbst etwas zu weben. 



„Unsere Gäste können auch außerhalb der Hochzeitssaison kommen, sich verkleiden, Fotos machen und in diesen Kleidern durch das Dorf spazieren“, sagt Kadrie. Ein Bestandteil der Tracht ist die Pluderhose. Darüber wird die so genannte Sofra angebracht. Die Anteria, die Bluse, muss obligatorisch glänzen und mit Pailletten verziert sein. Dann kommt schließlich das weiße Kopftuch, Tjulbe genannt. Fast jedes Mädchen in Ribnowo designt ihr Outfit selbsts - sie webt die Stoffe, wählt die Rosen aus, die Farben und Spitzen, die hinzufügt werden, um ein einzigartiges Kleidungsstück zu erschaffen.“



Das rituelle Bekleben der Gelina gehört seit Kurzem zur repräsentativen nationalen Liste des immateriellen Kulturerbes und ist somit Teil der „lebenden menschlichen Schätze“ in Bulgarien. Die Einwohner von Ribnowo wollen aber noch mehr.
„Durch die Ribnowo-Hochzeit und die Gelina, die wir immer noch praktizieren, ist unser Dorf sehr berühmt geworden. Jetzt wollen wir, dass die Ribnowo-Hochzeit in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen wird. Wir würden uns freuen, wenn dies geschieht, damit wir noch mehr Gäste begrüßen können. Denn Ribnowo hat der Welt viel zu zeigen“, sagte Kadrie Maschewa abschließend.





Video: Weneta Nikolowa
Fotos: Kadrie Maschewa, Weneta Nikolowa 
Übersetzung: Georgetta Janewa



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