1957 wurde eines der populärsten Theater in Bulgarien gegründet – das Theater der Satire. In der Zeit des Sozialismus war es schwer, Eintrittskarten für die beliebten Aufführungen dieses Theaterhauses zu finden.
Das Theater wurde mit einer Aufführung des „Schwitzbades“ von Majakowski eröffnet. Das neue Theater entsprach dem Geist der Zeit. „Die Stimme des Neugeborenen war kein Weinen, sondern ein klarer und unzweideutiger Ausruf – wir sind ein Agitationstheater! Wenn auch sehr jung, wollen wir vom unserem ersten Tag an fest auf unseren Füßen stehen, die Lanze des Lachens und den Morgenstern der Satire ergreifen und uns unter die Kämpfer für den Kommunismus einreihen“, schreibt sein Gründer Stephan Sartschadschiew. Hier ein Interview mit ihm, das kurz vor der Eröffnung des Theaters gemacht wurde.
„Verzeihen Sie, Genosse Sartschadschiew, bereiten Sie neben dem „Schwitzbad“ von Majakowski etwas anderes vor?
Bei uns werden drei Programme vorbereitet – drei Aufführungen. Die zweite wird eine Sammelaufführung aus satirischen Werken bulgarischer Autoren sein, die in einen speziellen Theaterrahmen mit Conférenciers, Musik, Liedern eingebunden werden. Die dritte Aufführung wird „Die Satire in den Jahrhunderten“ sein – angefangen mit Juvenal und Aristophanes, über das Mittelalter, die Renaissance bis zu unseren Tagen. Das alles wird mit Kostümen, Dekorationen und Musik aus der Epoche aufgeführt. Und jedes dieser Werke muss modern gemacht werden durch solche Elemente, die es zeitgemäß klingen lassen.“
Auch dieses populäre Theater hatte Probleme mit der Zensur und einige Aufführungen mussten sich ihr anpassen. In den 60er Jahren übernahm der Regisseur Methodi Andonow die Leitung des Theaters. Seine Aufführungen von Nikolaj Gogol, Anton Tschechow und Iwan Wasow waren eine neue Epoche. Das Theater gewann seine große Popularität vor allem mit gesellschaftskritischen Stücken. Methodi Andonow gestaltete die erste Aufführung nach Werken von Jordan Raditschkow „Wirrwarr“ und machte das Stück „Römisches Bad“ von Stanislaw Stratiew zu einem der Höhepunkte im Repertoire des Theaters. Die Aufführungen der Regisseure Grischa Ostrowski und Mladen Kiselow setzten die Tradition der sehr populären satirischen Stücke über die Jahre mit den Vorstellungen „Velours-Sakko“ und „Busreise“ von Stanislaw Stratiew, das „Frühlingserwachen“ von Jordan Raditschkow u.a. fort. Nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Schauspieler hatten großen Spaß daran.
Schon die Eröffnung des Theaters sorgte für Aufregung, wie die populäre Schauspielerin Stojanka Mutafowa berichtet.
„Wir eröffneten das Staatliche Theater für Satire mit dem „Schwitzbad“ von Majakowski, aber hatten kein Finale. Wir alle jungen Schauspieler waren sehr besorgt. Der Regisseur Stephan Sartschadschiew sagte zu uns, wir sollten ruhig mit der Aufführung anfangen, er würde uns in der Pause das Finale erläutern. Und tatsächlich – er versammelte uns in der Pause und sagte: ich habe mir das Finale ausgedacht, seiht beruhigt. Die Zeitmaschine trennt das Gute vom Bösen – d.h. die positiven von den negativen Gestalten. Die positiven werden im Licht in die Zukunft gebracht, aber wir, die negativen müssen herunterfallen und kriechen. Wir fragten ihn: Wohin sollen wir fallen? Er sagte, wo ihr es für richtig findet. Und wir fanden es für richtig ins Orchester zu fallen. Und wir fielen und krochen im Dunkel. Diese Theatereröffnung werde ich niemals vergessen ,“ sagt Stojanka Mutafowa.
„Auch wir werden wahrscheinlich Fehler machen. Aber wir haben keine Angst davor, weil wir aus unseren Fehlern lernen. Sehr oft werden wir zum Spaß sprechen, aber seid gewahr, dass wir es ernst meinen“. Das sagte bei der Gründung des Theaters Stephan Sartschadschiew. Sein Haus war bei Generationen von Theaterbesuchern populär, unterhielt sie und ließ sie nachdenken.
Was sonst noch passierte 1957?
In diesem Jahr wurde in Sofia ein weiteres populäres Theater gegründet, das Theater, in dem die Studenten der Nationalen Akademie für Theater, Film und bildende Kunst spielen.
1957 wurde in unserem Land der erste Breitwandspielfilm gedreht und im gleichen Jahr wurde der erste stationäre Zirkus in unserer Hauptstadt errichtet.
Am 17. Januar wurden die Ergebnisse der Volkszählung veröffentlicht. Danach hatte unser Land zu Beginn des Jahres 7.629.254 Bürger, davon lebten 2.553.524 in den Städten und 5.075.730 - in den Dörfern. Am meisten Einwohner hatte unser Land im Wendejahr 1989 – 9.009.018. Seitdem ging es bergab. Im Dezember 2013 lebten in Bulgarien 7.245.677 Menschen und ihre Zahl ist wegen der hohen Sterblichkeit gegenüber dem Vorjahr um 39.000 zurückgegangen.
1957 wurde die Bulgarische Union für Körperkultur und Sport gegründet. Bulgarien trat der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO, der internationalen Tourismusorganisation AIT und der Vereinigung von Automobilclubs FIA bei.
Es beginnen die Kulturwochenzeitung „Narodna kultura“ und die Literaturmonatszeitschrift „Plamak“ zu erscheinen. Das große Kaufhaus ZUM wird eröffnet. Ab 1957 können die Bulgaren ihr Glück bei der staatlichen Lotterie und dem Zahlenlotto versuchen.
Und international?
Der französische Schriftsteller und Philosoph Albert Camus erhielt 1957 den Nobelpreis für Literatur.
Mit der Unterzeichnung der Pariser Verträge über die Gründung der EWG am 25. März 1957 begann die europäische Integration, die schließlich zur Bildung der Europäischen Union führte, der wir heute angehören.
Mit dem Start des sowjetischen künstlichen Satelliten Sputnik am 4. Oktober 1957 begann die praktische Eroberung des Weltalls durch die Menschheit.
Übersetzung und Redaktion: Vladimir Daskalov
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