Anstatt von den Flüchtlingen zu profitieren, bürdet sich Bulgarien zusätzliche Kosten für deren Unterhalt aus dem dürftigen Staatshaushalt auf. Dabei sind das Arbeitskräfte, die genutzt werden könnten. Momentan weilen an die 6.000 Flüchtlinge in unserem Land, doch man rechnet zum Frühlingsanfang mit einer neuen Flüchtlingswelle.
Die Immigranten strömen hauptsächlich aus dem Nahen und Mittleren Osten und aus Nordafrika nach Bulgarien und sehen es lediglich als Transitstation in Richtung wohlhabender Westen an. Allerdings sinkt die Zahl jener, die es tatsächlich schaffen, dort anzukommen und auch zu bleiben, da sie laut EU-Richtlinien in das Land zurückverwiesen werden müssen, in das sie zuerst eingereist sind. In diesem Jahr werden vermutlich ca. 3.000 Flüchtlinge aus Westeuropa nach Bulgarien ausgewiesen. Deshalb will Bulgarien zwei neue Flüchtlingszentren errichten. Unlängst hat der Menschenrechtskommissar des Europarats Nils Muižnieks Bulgarien aufgefordert, die Flüchtlinge nicht mehr als Menschen zu betrachten, die sich nur vorübergehend im Land aufhalten, sondern als künftige Staatsbürger. Dementsprechend sollte unser Land auch seine Integrationspolitik ändern. Diese Meinung scheint auch Vizepremierin Meglena Kunewa zu teilen, die zu verstehen gab, dass der Staat sein Verhalten gegenüber den Flüchtlingen merklich ändern wird. Geplant sei die Schaffung eines einheitlichen Staatorgans, das die Politik und die Maßnahmen diesen Ausländern gegenüber koordinieren soll.
„Zum jetzigen Zeitpunkt kann kaum von Integration die Rede sein“, meint Mohamad Ez von der Assoziation der syrischen Flüchtlinge. „Damit sich ein Mensch integriert, muss er gleich nach seiner Einreise damit beginnen, Bulgarisch zu lernen. Wenn sie in den Flüchtlingszentren verweilen, können diese Menschen weder die Sprache lernen noch etwas über das Land erfahren. Sie würden sich verlaufen, fass man sie die Stadt schickt. Integration würde bedeuten, ihnen eine Wohnung, Berufsbildung und Sprachunterricht zu geben. In der Realität erhalten sie aber den Flüchtlingsstatus und bleiben buchstäblich auf der Straße. Man verlangt von ihnen, eine Wohnung und Arbeit zu finden und sich zu integrieren – aber wie genau soll das passieren?"
Bei vielen Flüchtlingen handelt es sich um Bauern, die von ihrem Farmen vertrieben wurden sowie um niedrig qualifizierte und nicht besonders gebildete Arbeiter. Nach Meinung von Experten könnten sie in unbewohnte Dörfer angesiedelt werden und die Möglichkeit erhalten, Land zu bebauen. Es gibt allerdings auch hochgebildete und qualifizierte Menschen, die in Bulgarien gefragt sind. Ihnen gilt die neue Initiative, die mehrere größere Gemeinden in Südostbulgarien mit der prosperierenden Schwarzmeerstadt Burgas an der Spitze im Januar gestartet haben. Ihre Idee ist es, hochqualifizierte Immigranten heranzuziehen. Das Projekt wird von der EU finanziell unterstützt und sieht die Schaffung einer Informationsplattform über den Arbeitsmarkt im Südosten Bulgariens vor. So können die Arbeitgeber in der Region gebildeten, qualifizierten Immigranten eine Beschäftigung anbieten.
„Unter den Flüchtlingen gibt es Menschen mit Hochschulbildung, die Englisch sprechen“, erläutert Mohamad Ez. „Ich kenne viele, die sich integriert haben, doch haben sie das auch gewollt. Die meisten wollen aber kein Bulgarisch lernen, da sie nach Deutschland ausreisen wollen. Es geht nicht darum, dass ihnen Bulgarien nicht gefällt, sondern sie haben hier keine Chancen. Hier können sie sich mit den Menschen austauschen, während das soziale Leben dort langweilig, aber sicher ist.“
Ob dieses Projekt auch politische Ergebnisse zeitigen wird, wird sich zeigen. Hoffen wir, dass es auch andere Regionen inspiriert und die Wirtschaftsintegration der Ausländer in Bulgarien fördert.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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