Der 23-jährige Borislaw Borissow sieht seine Erfolge nicht als eine Ausnahme. Er ist davon überzeugt, dass es noch viele andere junge Roma gibt, die eine gute Ausbildung und erfolgreiche wissenschaftliche Kariere haben. Er selbst kennt mehr als 200 Roma, die Akademiker sind. „Meine Geschichte ist bloß bekannt geworden“, sagt er. Seiner Meinung nach, werden andere gute Beispiele nicht so populär, weil gute Nachrichten für die Medien nicht interessant sind.
Es gibt aber offizielle Angaben, die nicht sehr optimistisch sind. Laut Statistik verlassen meistens Roma-Kinder vorzeitig die Schule. Deswegen sind Erfolgsstories wie diese von Borislaw immer noch eine Ausnahme für uns. Vor kurzem hat er seine College-Ausbildung als Laborangestellter abgeschlossen. „Ich wollte schon immer im medizinischen Bereich arbeiten und Menschen helfen“, sagt er. Momentan macht er sein Masterstudium in Logopädie und Kinderpsychologie an der Neuen Bulgarischen Universität in Sofia.
„Ich denke, das diese Ausbildung für mich sehr hilfreich sein wird“, berichtet Borislaw. „Ich arbeite gern mit Kindern, das Studium wird mir die Möglichkeit geben, als Psychologe in Krankenhäusern tätig zu sein.“
Die Eltern des jungen Mannes haben ihn immer unterstützt, was für ihn sehr wichtig gewesen ist. „Junge Menschen haben sowieso Probleme, ihren Weg zu finden“, kommentiert er weiter. „Besonders Mitglieder der Roma-Gemeinschaft müssen mit vielen Vorurteilen kämpfen. Das habe ich auch zu Beginn meines Studiums zu spüren bekommen. Sowohl die Lehrer, als auch die Studenten waren mir gegenüber feindlich eingestellt. Ich habe es aber geschafft, ihre Meinung zu ändern, worauf ich sehr stolz bin.“
Obwohl für Borislaw es einfacher gewesen ist, einen Job in Sofia zu finden, hat er gewählt, in seiner Heimatstadt Montana zurückzukehren und dort zu arbeiten. „Ich habe hier viele Freunde und denke, dass ich nützlich sein kann“, sagt er. Da er aber keine Stelle in seinem Beruf gefunden hat, ist er nun als Sozialarbeiter tätig. Für ihn ist das eine gute Gelegenheit, seine Erfahrung mit einzubringen.
„Ich bekam gute Angebote aus einigen Krankenhäusern in Großbritannien, aber ich denke, dass ich hier gebraucht werde“, sagt er. „Natürlich hängt alles auch davon ab, wie die Dinge sich entwickeln. Ich will in Bulgarien bleiben, ich mag mein Land und will für meine Landsleute arbeiten. Aber wenn die Umstände mich eines Tages dazu zwingen werden, werde ich auch ins Ausland gehen.“
Borislaw ist auch bei einigen NGOs sehr aktiv. „Noch als ich im College war, habe ich freiwillig beim Roten Kreuz gearbeitet“, kommentiert er weiter. „Wir haben Flüchtlingen aus Syrien geholfen, sind in die Aufnahmeeinrichtungen gefahren und haben Hygieneartikel verteilt. Mit meinen Kommilitonen haben wir Spenden für sie gesammelt. Ich bin auch bei Caritas tätig. Dort habe ich mich an Präventionskampagnen gegen Suchterscheinungen beteiligt. Auch bei weiteren Organisationen bin ich aktiv, ich denke, das es einfach meine Pflicht ist, Menschen zu helfen.“
Übersetzung: Milkana Dehler
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