"Wachsen ohne zu altern" – steht auf dem Wappen einer der ältesten Städte Europas geschrieben. Gemeint ist Sofia. Auch können wir getrost behaupten, dass die bulgarische Hauptstadt stolz auf ihre Geschichte ist und sie hegt und pflegt. In den Jahren 2000-2012 wurde die Sofioter Innenstadt im Zuge der Baus der U-Bahn-Station Serdika 2 von Archäologen erkundet. Und so wurde das Projekt "Antiker Kultur- und Kommunikationskomplex Serdika" geboren.
Serdika – so hieß eine alte Siedlung, deren Name auf den Thraker-Stamm der Serden zurückgeht. Eingangs des 2. Jahrhunderts erhält der Ort unter den Römern Stadtstatus. Seine größte Blüte erlebte Serdika anfangs des 3. Jahrhunderts, wobei der Aufschwung über die folgenden drei Jahrhunderte andauerte. Aus dieser Zeit stammen auch die freigelegten Überreste von sieben Straßen, zwei frühchristlichen Basiliken sowie neun Bauten mit beträchtlichen Ausmaßen, darunter eine Residenz und ausgesprochen interessante und bunte Mosaiken. Zu Tage kamen Holzkonstruktionen von Wohnbauten aus dem 1. Jahrhundert - ein sehr seltener Fund. An der Nordostseite der Anlage wiederum wurde ein großer Badkomplex mit Becken aus dem 4. Jahrhundert freigelegt. Die archäologischen Ausgrabungen sind das Werk des Nationalen Archäologieinstituts mit Museum der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften.
Am 8. April ist das Projekt in die Endphase gestartet. Die Anlage zählt zu den größten Freilichtmuseen Bulgariens und soll bis Oktober fertiggestellt werden. Dabei werden 8.000 m2 Fläche zwischen dem Nesawisimost-Platz und dem Maria-Luisa-Boulevard mithilfe europäischer Fördermittel für Regionalentwicklung restauriert.
Der antike Komplex Serdika soll die archäologischen Funde präsentieren sowie Raum für Erholung, Veranstaltungen, Ausstellungen, Kunstgalerien und Buchverkauf schaffen. Ein Teil der Funde wird an seinem authentischen Standort belassen, andere, die dem Zahn der Zeit nicht wiederstanden haben, sollen wirklichkeitsnah rekonstruiert werden.
"Es werden Treppen, eine Zwischenterrasse und vier Fahrstühle gebaut," erklärt Iwan Koleliew, Vertreter der Gesellschaft "Antikes Serdika". "Die gesamte Anlage wird behindertengerecht ausgestattet. Auch sind Säle, Technikräume und Raum für Kulturveranstaltungen geplant. Dabei werden die hiesigen Gegebenheiten mit den Anforderungen eines modernen städtischen Umfelds kombiniert. Im Ergebnis soll ein Freilichtmuseum für die Sofioter und die Gäste der Stadt entstehen."
Man wolle weiterhin in das kulturhistorische Erbe investieren, versicherte ihrerseits die Sofioter Oberbürgermeisterin Jordanka Fandakowa. Um die Funde zu bewahren, musste das Projekt für die U-Bahn-Station fünfmal geändert werden.
Auch die Passanten zeigten sich beeindruckt. Auf die Frage, ob sie das "Antike Serdika" nach seiner Fertigstellung besichtigen wird, meinte Sneschana Jordanowa: "Selbstverständlich. Das will ich unbedingt sehen. Deshalb bin ich auch hier vorbei gekommen. Man kann hier bestimmt interessante Dinge besichtigen, da es sich um historische Ausgrabungen handelt. Mit Sicherheit werden wir aufregende Dinge aus der Vergangenheit zu Gesicht bekommen." Auch in ihrer Heimatstadt Russe gäbe es ausgesprochen viele Sehenswürdigkeiten aus dem Altertum, die einen Ausflug wert sind, fügt Sneschana Jordanowa hinzu.
Margarita Daschewa, die ihrer kleinen Tochter die Erklärungen im antiken Zentrum vorlas, meinte Folgendes:"Ich würde sehr gern hierher kommen. Obwohl mein Kind noch klein ist, erzähle ich ihm ständig verschiedene Dinge. Ich hoffe, dass etwas davon hängen bleibt und meine Tochter später darüber Bescheid weiß."
Übersetzung: Christine Christov
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