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Terror live und exklusiv – wie weit dürfen Medien gehen?

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Foto: EPA/BGNES

11. September 2001. 11. März 2004. 7. Juli 2005. 13. November 2015. Die Liste ist lang und unvollständig. Die Liste der Daten im Kalender, die für immer ein Symbol von Terrorismus bleiben werden. Der Terrorismus ist in unseren Alltag vorgedrungen, nicht ohne die Hilfe der Medien. Sie liefern uns das Bild des Schreckens frei Haus. Kriege und Bombenanschläge flattern auf dem Flachbildschirm im Wohnzimmer oder auf dem Handy. Ununterbrochen. Tag und Nacht. Muss das sein?

Eines der Ziele der Terroristen ist, das öffentliche Leben zu beeinflussen, und deshalb suchen sie die Öffentlichkeit. Der beste Mittler sind Medien. Ihre dreisten Anschläge sind so gewählt, dass sie möglichst live im Fernsehen gesendet werden. Wie etwa vor dem Stade de France in Paris. Millionen saßen abends auf der Couch und haben sich das Fußballspiel angeschaut. Und die Explosion gehört. Die Terroristen haben damit ihr Ziel erreicht: es sollte nicht nur viele Opfer geben, sondern auch Zuschauer. Sie wollen die Aufmerksamkeit auch des kleinen Bürgers, und die Medien sind der beste Weg, das zu erreichen. Sie wissen, wie Medien funktionieren und richten sich danach ein. Jeder Terroranschlag führt natürlich zur Programmunterbrechung, Live-Schalten vom Ort des Geschehens und Braking news. Je mehr spekulative Interviews im Frühstücksfernsehen geführt werden, um so höhere Einschaltquoten ernten die Sender. Je dramatischer der Vorspann in den Hauptnachrichten ist, um so "professioneller" kommen sich die Nachrichtenmacher vor. Je dramatischer die Bilder, umso höhere Einschaltquoten, mehr Anzeigenkunden und mehr Einnahmen. Es geht ums Geld.

Doch, Berichterstattung ist nicht gleich Berichterstattung. Die Berichterstattung bei Terroranschlägen ist ein Sonderkapitel, denn sie beeinflusst den Tathergang. Es ist ein zweischneidiges Messer – die Medien können sowohl Leben retten, als auch die Lage zuspitzen. Darüber sind sich sowohl Sicherheits-, als auch Medienexperten nicht einig. Bei der Antiterroroperation in Saint-Denis hielt die französische Polizei die Medienwelt stundenlang fern. Das erinnerte sehr an die Politik von Margaret Thatcher aus den 1980ern Jahren, als es um Beschränkungen angeblich staatsfeindlicher Berichte über den Nordirland-Konflikt ging. "Öffentlichkeit ist der Sauerstoff, den der Terrorismus zum Atmen braucht" ist ein vielzitierter Satz der Eisernen Lady. Müssen wir unser Recht auf freie Meinungsäußerung in einer demokratischen Gesellschaft überdenken? Es ist eine feine Trennlinie, die wir erkennen und einhalten müssen. Und das müssen wir noch lernen.



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