Das Hauptproblem der Menschen in Bulgarien ist die Armut. Sie hat wiederum verschiedene negative Folgeerscheinungen, wie Auswanderung, Bevölkerungsschwund und Entvölkerung ganzer Regionen. Auch die Bildung hat darunter gelitten. Vielen Kindern wird der Zugang zur Bildung erschwert; sie leiden unter Ernährungsproblemen. Die Statistik ist haarsträubend: jedes zweite Kind in Bulgarien lebt in Armut; unter allen ihren europäischen Altersgenossen ernähren sich über eine Million Kinder im Alter bis 15 Jahren am schlechtesten; die Familien eines jeden dritten Kindes in Bulgarien sind zu arm, um ihnen eine gesunde Ernährung zu sichern.
Die Lehrer müssen allzu oft feststellen, dass viele ihrer Schüler hungrig zur Schule gehen und auch dort nichts essen, ganz einfach weil sei kein Geld haben. Die Bulgarische Ernährungsbank ist sich diesem Problem bewusst geworden und hat für die Kinder sozialschwacher Familien ein Programm erarbeitet. Die Ernährungsbank sammelt, lagert und verteilt Nahrungsmittel an bedürftige Menschen und bekämpft gleichzeitig den Hunger und die Verschwendung von tauglicher Nahrung. Seit zwei Jahren läuft ein Programm der Bulgarischen Ernährungsbank, das sozialschwachen Kindern zugutekommt. Es heißt „Sonntags-Ranzen“ und unterstützt werden über 400 Kinder in Nordwestbulgarien, das wirtschaftlich am unterentwickeltsten ist.
„Es handelt sich um Familien mit mehr als zwei Kindern und arbeitslosen Eltern“, erläutert die Leiterin der Ernährungsbank Zanka Milanowa. „Sie können für ihre Ernährung nicht aufkommen, weil in dieser Region die sozialwirtschaftlichen Bedingungen am schlechtesten sind. Viele der Kinder gehen daher einfach nicht zur Schule. Wir unterstützen die Familien mit Nahrungsmittelpaketen und versuchen sie dazu zu bewegen, ihre Kinder wieder zur Schule zu schicken. Wir unterstützen auch die Kinder, die trotz der Misere zur Schule gehen, damit sie diese nicht vorzeitig verlassen. Unsere Hilfe ist keine humanitäre Hilfe, sondern eine Art Stütze – wir helfen bei der Ernährung, so dass die Familien ihr Geld für andere wichtige Dinge, wie beispielsweise die Schulbildung ihrer Kinder einsetzen können.“
Die Bulgarische Ernährungsbank setzt sich täglich für die „Rettung“ von Nahrungsmitteln ein. Es handelt sich um nichtverkaufte Ware, da das Angebot die Nachfrage übersteigt. Diese Ressource versucht die Ernährungsbank in den Griff zu bekommen und Bedürftigen zukommen zu lassen. Das Programm „Sonntags-Ranzen“ unterscheidet sich jedoch von der Wohltätigkeitsbewegung, bei der Bürger überflüssige Nahrungsmittel spenden.
„Wir alle stellen fest, dass das Leben zusehends schwieriger wird“, erzählt weiter Zanka Milanowa. „Viele obdachlose Menschen leben auf der Straße und versuchen irgendwie über die Runden zu kommen. Das hat viele Bulgaren dazu bewegt, Nahrungsmittel zu spenden. Das machen sie aus gutem Herzen und völlig uneigennützig. Doch die Bürgerinitiative unterscheidet sich von unserer Tätigkeit, weil wir eine Organisation sind, sie mit den Nahrungsmittelherstellern und Händlern direkt zusammenarbeitet. Wir garantieren die Lebensmittelsicherheit und sind daher gezwungen, große Mengen an Nahrung schnell zu verteilen, bevor ihr Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Als Organisation drängen wir auf legislative Veränderungen, damit der Mechanismus der Lebensmittelspende flexibler wird. Denn wenn die überflüssigen Nahrungsmittel nicht rechtzeitig umverteilt werden, erleidet die gesamte Gesellschaft Verluste. Das richtige Nahrungsmittelmanagement ist eine gute Waffe gegen die Armut, die große Teile der Öffentlichkeit erfasst hat“, sagte abschließend die Leiterin der Bulgarischen Ernährungsbank.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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