Vor elf Jahren wurde die Vereinigung „Kind und Umfeld“ gegründet. Sie entstand als Nichtregierungsorganisation im Rahmen eines bulgarisch-französischen Projekts, das sich der Entwicklung von Kindern widmete, die ohne elterliche Fürsorge aufwachsen müssen. Bis heute unterstützt die Vereinigung Risikokinder und solche, die besonderer Pflege bedürfen und setzt sich für die Unterbringung ehemaliger Heimkinder ein.
Wir unterhielten uns mit Dr. Wessela Banowa. Sie arbeitet als Soziologin, Psychologin und Psychoanalytikerin und ist Vorsitzende des Nationalen Kindernetzwerks. Über die Tätigkeit der Vereinigung „Kind und Umfeld“ teilte sie uns folgendes mit:
„In den letzten Jahren haben wir uns der Aufdeckung psychischen Leids unter Schülern und in Kinder-Behindertenzentren gewidmet“, erzählt Dr. Banowa. „Wir helfen unseren Kollegen, die mit den Kindern arbeiten; das sind über 90 Sozialarbeiter, Psychologen, Psychiater, Kinder- und Jugendmediziner und Logopäden. Seit zehn Jahren läuft das Programm „Kindersymptomatik“ sehr erfolgreich. Darin werden Kollegen weitergebildet, die Probleme in Verbindung mit der Kinderkriminalität, dem asozialen Verhalten von Kindern und geistiger Zurückgebliebenheit zu lösen. Erneut haben wir uns an einem Projekt der UNICEF beteiligt, das in der südbulgarischen Stadt Sliwen verwirklicht wird. Das dortige Zentrum für psychologische Unterstützung ist nach Russe das zweite im Land. Es arbeitet mit modernen Methoden zur Unterstützung von Kindern, die kriminelle Handlungen gegangen haben. Das System beruht auf einer öffentlich-privaten Partnerschaft. Zusammen mit der Gemeinde Sofia arbeiten wir nun an der Einrichtung eines dritten solchen Zentrums, das die bestehenden 13 Zentren unterstützen wird. Es handelt sich um Familienzentren, die dank des staatlichen Projekts „Kindheit für alle“ eröffnet wurden. Darin leben in Aufnahmefamilien Kinder, die unter bestimmten physischen und psychischen Krankheiten leiden, die also einer speziellen Pflege bedürfen.“
Doch damit ist die Arbeit der Vereinigung „Kind und Umfeld“ noch lange nicht erschöpft. Sie unterstützt ferner Frauen, die in der Haftanstalt in Sliwen eine Strafe absitzen. Ihnen wir die Möglichkeit gegeben, sich weiterzubilden, oder sich mit Kunst- und Kunsthandwerk, wie auch schauspielerisch zu beschäftigen. Auch werden Frauen unterstützt, die in der Haftanstalt ein Kind zur Welt gebracht haben. Man bringt ihnen bei, eine richtige Mutter zu sein und auf Wunsch, können die Kinder bei der Mutter bleiben, bis sie ein Jahr alt geworden sind.
Die Vereinigung hat ein Fachbuch herausgegeben. Es heißt „Insider-Blick“ und enthält Expertenratschläge zur Lösung von Problemen bei der sozialen Wiedereingliederung von Frauen nach ihrer Entlassung aus der Haftanstalt. Vielen von ihnen erscheint das Leben in Freiheit unmöglich; sie fühlen sich verlassen, stoßen ständig auf Probleme und sogar auf Gewalt. Daher kommt es vor, dass einige alles unternehmen, um wieder im Gefängnis zu landen. All die Projekte haben die Mitarbeiter der Vereinigung „Kind und Umfeld“ dazu motiviert, kreativer bei der Unterstützung von Kindern und Familien in Not zu sein.
Wir fragten Dr. Banowa, wie das demographische Problem in Bulgarien und die Krise der Familie als Institution gelöst werden können.
„Die Vereinigung „Kind und Umfeld“ arbeitet zusammen mit dem Nationalen Kindernetzwerk und dem Demographischen Institut der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften an einem Projekt, das „Künftige Familienpolitik“ heißt“, erzählt die Expertin. „Einen großen Teil dieses Projekts nahm eine soziologische Untersuchung ein, die die Kollegen von der Akademie der Wissenschaften an alleinerziehende und kinderreiche Eltern, mehrfach geschiedene Familienmitglieder und neuzeitliche Formen von Lebensgemeinschaften vorgenommen haben. 91 Prozent der Befragten sagten aus, dass sie mit den staatlichen Maßnahmen zur Familienförderung unzufrieden seien. Der zweite Teil der Arbeit bestand in einer Analyse der Familien-Fördermaßnahmen in Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Norwegen und Deutschland. Ich persönlich habe die Lage in Frankreich analysiert. Zur Überwindung der demographischen Krise ist man dort nach den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von der Geburtenförderung zu Fördermaßnahmen für berufstätige Frauen übergegangen. Man begann die Frauen, die Karriere machen wollen, auch hinsichtlich ihres Kinderwunsches zu unterstützen. In Frankreich ist man bei der Familienförderung äußerst flexibel.“
Diese Fördermaßnahmen beinhalten Steuererleichterungen, verschiedene Hilfen für Kinder und unterschiedliche Formen von Familienzuschüssen. Dr. Wessela Banowa hält es daher für unzureichend, den Bevölkerungsschwund lediglich mit einer demographischen Strategie aufhalten zu wollen. Ihrer Ansicht nach müssen die Menschen in Bulgarien dazu bewegt werden, ihre Heimat aufrichtig zu lieben, um auch hier Kinder zeugen zu wollen. Die staatliche Familienpolitik müsse alle Fragen berücksichtigen, die das Wohlergehen der Kinder und die Familie in ihren heutigen Dimensionen betreffen und nicht in Nostalgie nach veralteten Familienvorstellungen verfallen.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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