Das Kirchenfest „Darstellung des Herrn“ fällt in die Zeit, in der man nach neuem Kalender den Winzerheiligen Tryphon ehrt. Wie dieser Heilige, wird auch die „Darstellung des Herrn“ nach alten, noch aus heidnischer Zeit stammenden Vorstellungen und Traditionen gefeiert.
Die ersten drei Tage des Februar werden in Bulgarien als die sogenannten Tryphons-Tage begangen. Benannt sind sie nach dem heiligen Tryphon, der am 1. Februar verehrt wird. Laut Volksglauben gilt er als Beschützer der Winzer, Falkner und Gärtner.
Die Tryphons-Tage am 1., 2. und 3. Februar beginnen mit dem eigentlichen Festtag des Heiligen. An diesem Tag erfolgt der erste Schnitt der Rebstöcke. Diesem christlichen Heiligen wurden im Grunde genommen Eigenschaften des antiken heidnischen Gottes Dionysos (römisch Bacchus) übertragen, der der Gott des Weines und des Rausches war. Und so wurde in den Vorstellungen unserer Vorfahren aus dem sanftmütigen und gottesfürchtigen heiligen Tryphon, der für den christlichen Glauben den Märtyrertod starb, ein rotbäckiger Trunkenbold mit einem Glas Wein in der Hand. Der übermäßige Weingenuss an seinem Festtag galt demzufolge nicht als Sünde. Daraus ergibt sich ganz automatisch, dass man diesem Heiligen nicht nur einen Tag, sondern ganze drei Tage widmen muss... bis eben der Rausch verflogen ist.
Am 2. Februar feiert die Bulgarische Orthodoxe Kirche ihrerseits das Fest der „Darstellung des Herrn“. Das ist eines der 12 großen christlichen Festen, das von Ost- und Westkirche gleichermaßen begangen wird. Das Fest „Darstellung des Herrn“ wird auch als „Begegnung des Herrn“ bezeichnet. Man verstehen darunter die Begegnung des Gotteskindes und der Gottesmutter mit dem gerechten Simeon und der Prophetin Hanna im Tempel von Jerusalem.
Nach jüdischer Sitte war es Brauch, den erstgeborenen Sohn 40 Tage nach seiner Geburt in den Tempel zu bringen und Gott zu weihen. Zudem galt die Frau nach der Geburt eines Knaben 40 Tage und nach der Geburt eines Mädchens 80 Tage als unrein und musste danach im Tempel Gott ein Opfer darbringen und das Gebet eines Priesters erhalten. Das Opfer war gewöhnlich ein einjähriges Lamm und eine junge Taube oder Turteltaube. Danach kaufte man sein Kind gleichsam wieder zurück, indem ein symbolischer Kaufpreis gegeben wurde. Dieser Preis wurde “Auslösegeld” genannt und wurde den Tempeldienern, den Leviten, übergeben.
In jener Zeit kam der greise Simeon durch eine Eingebung des Heiligen Geistes in den Tempel. Er war ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, der sein ganzes langes Leben auf die Ankunft des Erlösers Christus gewartet hatte. Simeon wusste, dass die Zeit der Geburt des Heilands bereits gekommen war, weil alle Prophezeiungen der Heiligen Schrift über Ihn schon erfüllt waren. Der Heilige Geist hatte Simeon versprochen, er werde so lange nicht sterben, bis er nicht den Messias mit seinen eigenen Augen gesehen habe, was dann auch geschah.
Im Tempel befand sich auch die Prophetin Hanna. Sie war eine Witwe und laut Überlieferung sehr betagt – 84 Jahre alt. Ihr Mann war bereits sieben Jahre nach der Hochzeit verstorben und seitdem verbrachte sie ihr Leben in Fasten und Gebet im Tempel und diente Gott Tag und Nacht. Sie stand zu dieser Stunde im Tempel und verkündete allen Menschen, die in Jerusalem auf die Erlösung warteten, vom dargebrachten Kind.
Sowohl die katholische wie die orthodoxe Kirche feiern den 3. Februar als Gedenktag der Propheten Hanna und Simeon. Der Lobgesang des Simeon ist seit dem 8. Jahrhundert Teil des römischen Stundengebets. Auch in der Ostkirche ist der Lobgesang Bestandteil des liturgischen Abendgebets.
Am 2. Februar wird in Bulgarien auch der sogenannte Petljowden (zu Deutsch „Hahnentag“) gefeiert. Am Petljowden wird laut Volkstradition ein Hahn geschlachtet und den Buben in der Familie geweiht. Dieses Fest gilt als ein Überbleibsel heidnischer Fruchtbarkeitsrituale.
Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow
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