Ein schwarzes Loch ist ein astronomisches Objekt, dessen Gravitation so extrem stark ist, dass aus diesem Raumbereich nichts, auch kein Lichtsignal, nach außen gelangen kann. Das hört sich sehr apokalyptisch an, ist aber im All sehr oft anzutreffen. Genauso oft anzutreffen ist auch der treffliche Vergleich des schwarzen Lochs mit der Korruption.
Zitat: „Die Korruption ist ein großes schwarzes Loch im Herzen der europäischen Wirtschaft!“ Das behauptet Carl Dolan, Chef von Transparency International. Und hat wohl recht, denn eine erst kürzlich veröffentliche Analyse in der EU zeigt, dass 990 Milliarden Euro eben in diesem schwarzen Loch, genannt Korruption verschwinden.
Bulgariens Beitrag ist eher gering: „nur“ 19 Milliarden Euro. Das entspricht allerdings einem Fünftel des bulgarischen Bruttoinlandsprodukts. In allen drei Kategorien des Korruptionsindexes nimmt Bulgarien den zweiten Platz ein und liegt deutlich über dem EU-Durchschnitt. Laut dem ICRG (International Country Risk Guide), der die Korruption im Rahmen des politischen Systems misst, führt Lettland die negative Liste an, gefolgt von Bulgarien und Litauen. Nach dem
CPI (Corruption Perception Index) liegt nur unser nördlicher Nachbar Rumänien vor Bulgarien, gefolgt von dem südlichen Nachbarland Griechenland. Und nach dem COC (Control of Corruption Index), der die Antikorruptionsmaßnahmen misst, schneidet wieder Rumänien am schlechtesten ab, gefolgt von Bulgarien und Kroatien.
Die Schäden, die aber die Korruption hinterlässt, lassen sich nicht nur mit wirtschaftlichen Kennziffern messen. Die Ergebnisse der zitierten Studie zeigen, dass die Korruption gravierende soziale und politische Schäden anrichtet. Das soziale Trauma drückt sich in dauerhaften Diskrepanzen in der Gesellschaft aus und ist Ursache für steigende Kriminalität und fehlende Rechtstaatlichkeit. Das politische Trauma sind die rückläufige Wahlbeteiligung und Vertrauen in die Behörden der EU und des Landes.
Aus bulgarischer Sicht ist besonders interessant, in den Schlussfolgerung von RAND Europe zu lesen, dass eine der Maßnahmen gegen die Korruption die Einführung des Kontroll- und Kooperationsmechanismus` für EU-Länder ist, wo es nicht angewandt wird. Sprich für alle von Korruption betroffenen Länder außer Bulgarien und Rumänien. Dieser Mechanismus würde den Analysten zufolge bis zu 70 Milliarden Euro einsparen. Diese Ideen hatten übrigens auch bulgarische Europaabgeordnete. Doch, sie forderten entweder die Aufhebung der Kontrolle über Bulgarien und Rumänien, weil sie keine nennenswerten Verbesserungen gebracht hat, oder die Einführung dieser Maßnahmen in allen EU-Ländern. Diese Idee wurde, natürlich, von der EU-Kommission nicht gerade warm empfangen, zumal sie derzeit mit der Flüchtlingswelle viel größere Kopfschmerzen hat, als mit der Korruption. Das schwarze Loch „Korruption“ entwickelt allerdings eine immer stärker einwirkende Gravitaionskraft.
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