Im Nationalen Kulturpalast in Sofia fand jüngst die Präsentation eines Bildbandes statt, die von einer Ausstellung begleitet wird. Es nennt sich „Goldenes Buch, Ikonen aus Bulgarien, 9. bis 19. Jahrhundert“. Den Textteil verfasste Dr. Ralitza Russewa vom Museum für christliche Kunst, das in der Krypta der Alexander-Newski-Kathedrale in Sofia untergebracht ist. Zusammen mit dem Verleger Methodi Petrikow wählte sie insgesamt über 100 Ikonen aus, die im Bildband Eingang fanden. Der Großteil stammt aus den Beständen des Museums.
Bei der Eröffnung der Ausstellung erklärte die Museumsdirektorin, warum es an der Zeit war, einen neuen Bildband mit Ikonen herauszugeben:
„In den letzten Jahrzehnten wurden der Öffentlichkeit viele bis dahin unbekannte Denkmäler der byzantinischen und post-byzantinischen Kunst vorgestellt“, erzählt Dr. Russewa. „Ferner konnten etliche Namen von Malern, Stiftern und anderen Persönlichkeiten jener Zeit ermittelt werden. Somit haben wir heute einen umfassenderen und tieferen Blick auf die christlich-orthodoxe Kunst als noch vor 20 Jahren. Was die Ikonen aus den bulgarischen Beständen betrifft, konnten in den vergangenen Jahren viele von ihnen restauriert werden, hauptsächlich in den Labors der Nationalen Kunstgalerie, des Nationalen Geschichtsmuseums und des Nationalen Archäologischen Instituts der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Einige der Ikonen wiesen mehrere Malschichten auf. Nunmehr sind die ursprünglichen Malereien in altem Glanz wiedererstrahlt. Es sind Ikonen darunter, deren Restaurierung 10, 15 Jahre und noch länger in Anspruch genommen hat.“
Methodi Petrikow gehört zu den ersten Privatverlegern in Bulgarien. Unmittelbar nach der Wende von 1989 eröffnete er seinen eigenen Verlag. Außerdem betätigt er sich als Filmproduzent – in den 80er Jahren drehte er seine ersten Kurzfilme, seit 1992 beschäftigt er sich professionell mit der Leinwandkunst. Was hat ihn veranlasst, das Projekt über den neuen Ikonen-Bildband zu unterstützen?
„Im Jahre 1990, ich war gerade in das Verlagsgeschäft eingestiegen, kaufte ich mir eine Luxusausgabe des Ostromir-Evangeliars für sage und schreibe 200 Lewa – ein horrender Preis damals“, erinnert sich Petrikow. „Als ich darin herumblätterte sagte ich mir: „So etwas musst du eines Tages auch machen!“ Es hat 25 Jahre gedauert, ich denke aber, dass sich das Warten gelohnt hat. Das „Goldene Buch der Ikonen aus Bulgarien“ ist um ein Mehrfaches besser geworden, als diese Ausgabe – schon rein polygraphisch gesehen, denn in den dazwischenliegenden fast 30 Jahren hat die Technik große Fortschritte verzeichnet. Heute verfügen wir über moderne Technologien, beispielsweise Zweikomponenten-Farben, auch geschieht die Farbtrennung auf ganz neue Weise. Zudem haben wir die Ikonen mit modernsten Apparaten aufgenommen, die ein unwahrscheinliches Auflösungsvermögen besitzen. Soweit die technische Seite. Was die Ikonen in Bulgarien anbelangt, muss ich leider sagen, dass sie im Ausland kaum bekannt sind. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, denn ich reise seit 15 Jahren viel, hauptsächlich bin ich in Amerika und Deutschland unterwegs. Dort gibt es keine qualitativ hochwertigen Bildbände über bulgarische Ikonen. Eine Ausnahme macht Bissera Pentcheva, Professorin an der Stanford Universität. Ihre Veröffentlichungen konzentrieren sich jedoch mehr auf die byzantinische Kunst und weniger auf bulgarische Ikonen. Mir ist es wichtig, etwas zu verlegen, das mit westeuropäischen Ausgaben qualitativ vergleichbar ist. Nicht an letzter Stelle müssen solche Ikonen, von denen die ältesten aus dem 8. und 9. Jahrhundert stammen, international Anerkennung finden“, sagte abschließend der Verleger Methodi Petrikow.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos von der Ausstellung: Weneta Pawlowa
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