Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Theodor Uschew: Von Radio-Bulgarien-QSL-Karten zum Oscar-verdächtigen Kurz-Trickfilm

БНР Новини
Foto: Archiv

Endlich einmal eine Medien-Schlagzeile in Verbindung mit Bulgarien, in der unser Land nicht negativ erwähnt wird! Bulgarien kann auf den Animationskünstler Theodor Uschew (Theodore Ushev) stolz sein, denn er wurde für einen Oscar in der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“ nominiert.

Sein Film dauert 8 Minuten und produziert wurde er vom „National Film Board of Canada“ (NFB). Die Herstellungskosten belaufen sich auf 65.000 kanadische Dollar. Um von der Filmakademie nominiert zu werden, musste sich der Streifen gegen Giganten wie Disney und Pixar durchsetzen. Wir setzten uns mit dem Animationskünstler in Kanada in Verbindung und sprachen mit ihm über seine Arbeit in Montreal und die Erinnerungen an Bulgarien. Ansatzpunkt war seine Verbindung zu Radio Bulgarien:

Es ist stets so, dass man nie weiß, wann eine kleine Geste, eine bescheidene Sache etwas größeres nach sich ziehen wird“, sagt Theodor Uschew. „Die Wahrheit ist, dass ich dank drei QSL-Karten und einem Logo, die ich für Radio Bulgarien anfertigte, nach Kanada fuhr. Das war 1994/95. Nachdem ich einige Wettbewerbe für Grafikdesign gewonnen hatte, begann ich mich wegen der QSL-Karten mit Multimedia zu beschäftigen. Das war damals ein großer Hit. Man lud mich für einige Monate ein, um in Kanada zu arbeiten, und mittlerweile sind daraus 18 Jahre geworden. So begann ich mich mit Animation zu beschäftigen und mich fürs Kino zu interessieren. Im „National Film Board of Canada“ wurde man auf mich aufmerksam, meine Filme fanden Gefallen und man schlug mir vor, einen Film fürs Internet zu machen. Danach gewann ich ein Ausschreiben für einen größeren Kinderfilm, der „Tzaritza“ heißt. Darin wird die Geschichte eines Mädchens erzählt, das sich auf den Weg zu seiner Großmutter aufmacht. Ein Film folgte dann dem anderen, ich gewann Preise auf angesehenen Festivals und schließlich erfuhr mein Film „Blind Vaysha“ auf der Berlinale seine Weltpremiere.“


„Blind Vaysha“ ist das erste gemeinsame Projekt des Schriftstellers Georgi Gospodinow und des Animationskünstlers Theodor Uschew. Die Musik schrieb Nikola Gruev, der unter dem Pseudonym „Kottarashky“ bekannt ist. Vaysha ist ein Mädchen, dass mit dem einen Auge die Vergangenheit und mit dem anderen die Zukunft sehen kann. Theodor Uschew meinte, dass der Film für Kinder zwischen 9 und 99 Jahren gedacht sei. Die Botschaft, die der Streifen in sich trägt, beschreibt er so: „Wir müssen aufhören, uns vor der Vergangenheit und der Zukunft zu fürchten, denn alles, was uns passiert ist eine Funktion des eigenen Ichs und es passiert heute und jetzt. Von unseren Gesten und Handlungen hängt unser morgiges Leben ab.“

Hat der Animationskünstler auf neue Technologien zurückgegriffen, wollten wir von Theodor Uschew wissen.

Es ist für alle, die sich professionell mit Animation beschäftigen kein Geheimnis, wie ich meine Filme mache“, sagt er. „Ich versuche aber ständig, mir neue Techniken auszudenken. Eine darunter wurde auch in „Blind Vaysha“ angewendet. An dieser Technik arbeite ich bereits seit vielen Jahren. Ich nenne sie „Digitaler Linoldruck“. Mit Hilfe eines Tablets erstelle ich ein Bild, das wie eine Handzeichnung aussieht und dann mit allen Ungenauigkeiten, die typisch für eine Handskizze sind, ausgedruckt wird. Das macht das Bild sehr lebendig – wie ein sich bewegendes Buch, was übrigens das Ziel des Films ist: die Zuschauer sollen das Gefühl bekommen, als ob sie ein Buch lesen. Zudem ist die herrliche Stimme der kanadischen Schauspielerin Caroline Dhavernas zu hören, die mir gestand, dass es ihre Lieblingsrolle im Kino sei.

Theodor Uschew erzählte uns weiter, dass er sich trotz der großen Entfernung zu seiner Heimat, weiterhin als Bulgare fühle. In Kanada hat er für sich Entwicklungsmöglichkeiten entdeckt; die Menschen dort würden seine Arbeit schätzen und ihm helfen, sein Talent weiter zu entfalten. Uschew bedaure es nicht, in Kanada geblieben zu sein. Er nutze jedoch jede Gelegenheit, in seine Heimat zu reisen, zu den Menschen, die er liebt und die Dinge, die ihn aufladen.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Sofia in den 1970er Jahren in einzigartigen Archivaufnahmen

Wie sah Sofia in den 1970er Jahren aus? Diese Frage beantwortet die Fotoausstellung „Station Sofia '70 “ mit Archivaufnahmen des berühmten bulgarischen Fotografen Panajot Barnew. Die Ausstellung wird am 3. September in der Galerie „Dot Sofia“..

veröffentlicht am 01.09.24 um 08:40
Foto: Facebook /Apolonia Arts Festival

„Apollonia“ feiert 40-jähriges Bestehen

Nur wenige Jahre vor   dem Fall der Berliner Mauer und dem damit einhergehenden euphorischen Gefühl von Freiheit traten auf den Bühnen des Kunstfestivals „Apollonia“ in Sosopol zum ersten Mal Musiker, Künstler, Schriftsteller und..

veröffentlicht am 28.08.24 um 10:20

Hommage an den emblematischen bulgarischen Opernbass Boris Christow

Eine Fotoausstellung, die der Persönlichkeit des großen bulgarischen Opernbasses von Weltrang Boris Christow gewidmet ist. Die Ausstellung wird von der Abteilung für Kultur, Archäologie und kulturelles Erbe der Stadtverwaltung von Plowdiw..

veröffentlicht am 25.08.24 um 09:25