In den Tiefen unserer Breiten schlummert eine geballte Ladung ungestümer Kräfte, die von bekannten und unbekannten Helden bereits mit der Muttermilch aufgesogen wurden. Die Erinnerung an sie wird in Volksliedern und Legenden als Vorbild für künftige Generationen wach gehalten. Über einen ganz besonderen Helden – den Wojwoden Momtchil – erzählt uns der Archäologe Dr. Nikolaj Bojadschiew vom Regionalmuseum der Geschichte in der Rhodopenstadt Smoljan:
„Momtchil regierte von 1343 bis 1345 – anfänglich als Vasall des byzantinischen Kaisers Johannes Kantakuzenos, später als unabhängiger Herrscher“, berichtet Dr. Bojadschiew. „Sein Herrschaftsgebiet umfasste die mittleren und südlichen Rhodopen sowie einen Teil der Ägäis. Im Alter von gerade einmal 40 Jahren kommt er am 7. Juli 1345 im Kampf gegen die osmanischen Invasoren ums Leben. Historischen Quellen nach soll er in der Schlacht gegen die vereinten Kräfte der Türken und Byzantiner großen Heldenmut bewiesen haben. Nach der Eroberung des Balkans durch die Osmanen suchten die Menschen nach einem Helden, an dem sie sich festhalten und ein Beispiel nehmen konnten. So hat die Bevölkerung der Rhodopen das Andenken an den legendären Wojwoden bewahrt.“
„Momtschil erhält zwei hochrangige byzantinische Titel. In den 40er-Jahren des 14. Jahrhunderts tobt in Byzanz der Bürgerkrieg. Dabei stehen sich die verfeindeten Lager der Regentin des minderjährigen Erben Johann V. Paläologos, d.h. seiner Kaiserinmutter Anna von Savoyen sowie des selbsternannten Kaisers Johannes Kantakuzenos gegenüber, der Momtschil zum Regenten der Rhodopen ernennt“, erzählt Nikolaj Bojadschiew weiter. Um Momtschil auf ihre Seite zu ziehen, verleiht ihm die Kaisermutter Anna von Savoyen 1344 den hochrangigen Despoten-Titel. Auch Johann Kantakuzenos sucht das Bündnis mit Momtschil und erhebt ihn in den Rang eines Sebastokrators, d.h. in den zweithöchsten Rang nach dem Kaiser. Letztendlich gelingt es keinem der beiden, Momtschil für sich zu gewinnen. Er verfolgt seine eigenen Interessen und ist mal mit der einen, mal mit der anderen Seite verfeindet. In das Herrschaftsgebiet von Momtschil fallen zwei Festungen, darunter die Festung Povisd. Momtschil weitet sein Herrschaftsgebiet aus, erobert die Burg Xanthi und macht sie zu seiner Residenz. Im Kampf gegen die osmanischen Eroberer gewinnt er die Schlacht bei Abdera (im heutigen Griechenland). Im Frühsommer des Jahres 1345 gelingt es Johannes Kantakuzenos und seinen türkischen Verbündeten, Momtschil und seine Truppen vernichtend zu schlagen. So geschehen am 7. Juli 1345 bei der Festung Peritor an der Ägäis-Küste.
Die historische Persönlichkeit des Wojwoden Momtschil und der legendäre Held Momtschil seien eng miteinander verflochten, erzählt Nikolaj Bojadschiew und weiter:
„Momtschil war eine sehr charismatische Persönlichkeit, ein stattlicher hochgewachsener Mann. Nach dem osmanischen Chronisten Enveri soll er so groß gewesen sein, dass er andere um Manneslänge überragte und einem Minarett glich. Bei der Belagerung von Komotini soll er alle mit seiner Körpergröße geschockt haben. Neben seinem Heldenmut trägt natürlich auch sein Aussehen zur Legendenbildung bei. Der Überlieferung nach habe es sein Gefolge vorgezogen, mit Momtschil zu sterben, als ihm den Rücken zu kehren. In der Schlacht bei Peritor sollen sich seine Truppen – so lange Momtschil am Leben war – wacker auf dem Kampffeld gehalten haben, obwohl ihnen der Gegner mehrfach überlegen war.“
Heute erinnert u.a. die Momtschil-Festung bei Gradat in der Gemeinde Smoljan an die Taten des Wojwoden.
„Die Momtschil-Festung war zum einen in ihrer Entstehungszeit Ende 5.-Anfang 6. Jahrhundert besiedelt, vermutlich unter Kaiser Anastasios oder Justinian. In der Folgezeit wird sie von den Slawen niedergebrannt“, erzählt Dr. Bojadschiew. „Im 11. Jahrhundert wird die Festung wiederhergestellt und funktioniert bis zur osmanischen Invasion in den 70er-Jahren des 14. Jahrhunderts. Die örtliche Bevölkerung nennt sie Momtschil-Festung. In der Historia von Kaiser Johannes Kantakuzenos ist eine Festung, die in Besitz von Momtschil gegeben wurde, unter dem Namen Povisd aufgeführt. Diese befindet sich am Fuße der Momtschil-Festung. Seit dem 14. Jahrhundert ist im Volksgedächtnis verankert, dass die Festung eine gewisse Zeit lang unter der Herrschaft von Momtschil gestanden hat.“
1966 wird die Festung unter Denkmalschutz gestellt. Das Andenken an Momtschil, schreibt der tschechische Historiker Konstantin Jirecek in seiner Geschichte Bulgariens, wird darüber hinaus in Pirlitor in Herzegowina und in Pirot im heutigen Serbien gewahrt, die aufgrund der Ähnlichkeit der Ortsnamen mit dem in Vergessenheit geratenen Peritor an der Ägäisküste den Schauplatz der Legende übernommen haben. Bei einem Besuch in Pirot ist das Wahrzeichen der Stadt – die Momtschil-Grad-Festung – wohl kaum zu übersehen.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: momchilovakrepost.com und wikipedia.org
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