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3. März – Tag der Freiheit

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Foto: Archiv

Am 3. März begeht Bulgarien seinen Nationalfeiertag; es ist der Tag der Befreiung von der türkischen Fremdherrschaft. Die Freiheit kam in Ergebnis des Russisch-türkischen Krieges von 1877/78, der von Russland gewonnen wurde. Am 3. März des Jahres 1878 unterzeichneten Russland und das Osmanische Reich in San Stefano bei Istanbul einen Vorfriedensvertrag, der den Grundstein für die Neugründung des bulgarischen Staates setzte.

„Die Unterzeichnung des Präliminarfriedens von San Stefano“, Gravüre

Werfen wir einen Blick auf die Vorgeschichte:

Die Bulgaren hatten in all den Jahrhunderten der Fremdherrschaft vergeblich versucht, ihre Selbständigkeit wiederzuerlangen. Einen Höhepunkt erlebte der Befreiungskampf im Aprilaufstand von 1876, der wie alle Aufstände zuvor blutig niedergeschlagen wurde. Doch die sogenannte „bulgarische Frage“ wurde international auf die Tagesordnung gesetzt. Auf die Seite der Bulgaren stellten sich hochrangige Europäer – Politiker wie William Gladstone und Otto von Bismarck, Schriftsteller wie Victor Hugo, Fjodor Dostojewski und Oscar Wilde, Wissenschaftler wie Charles Darwin und Dmitri Mendelejew. Die unabhängige Presse schaffte es, die öffentliche Meinung zu Gunsten Bulgariens sogar in jenen Ländern zu verändern, die wegen ihrer geopolitischen Interessen das Osmanische Reich stützten. Ein großer Verdienst kommt dem amerikanischen Journalisten Januarius MacGahan zu, der für die britische Zeitung „Daily News“ und die amerikanische „New York Herald“ schrieb.

„Oborischte“ von Dimitar Gjudschenow (Oborischte ist eine Gebirgswiese im Sredna-Gora-Gebirge unweit von Panagjurischte, auf der 1876 die erste bulgarische revolutionäre Volksversammlung zu der Vorbereitung, Erklärung und Durchführung des April-Aufstandes stattfand.)

In der neuentstandenen Balkankrise sah Russland eine gute Gelegenheit, seine Positionen in Südosteuropa wiederzuerlangen, die es nach dem Krim-Krieg von 1853 bis 1856 eingebüßt hatte. Die russische Diplomatie führte eine Reihe komplizierter Verhandlungen mit den anderen Großmächten, besonders mit Deutschland und Österreich-Ungarn. Russland musste sich die Neutralität der anderen Großmächte sichern und ging dafür eine Reihe von Kompromisse hinsichtlich der künftigen Neuordnung Südosteuropas ein.

Am 24. April 1877 erklärte Russland dem Osmanischen Reich den Krieg. Unmittelbar darauf erfolgte eine Offensive an der Kaukasus-Front. Am 27. Juni setzten russische Truppen bei Swischtow über die Donau, was den Beginn der Bodenoperation in den heutigen bulgarischen Gebieten kennzeichnet.

„Russische Überquerung der Donau“ von Nikolai Dmitrijew-Orenburgski

Die modernisierte osmanische Armee galt als eine ernstzunehmende Militärmacht und der Krieg zog sich wider Erwarten in die Länge. Es wurden schwere und blutige Gefechte geführt, mit denen man in Sankt Petersburg in dem Ausmaß nicht gerechnet hatte. Das bulgarische Volk leistete auf seine Weise Hilfe, um einen Sieg der Russen zu beschleunigen. Es wurden bulgarische Freiwilligencorps gebildet, die unter russischem Kommando standen. Die bedeutendsten Kämpfe, die die Bulgaren führten, waren im August 1877 am Schipka-Pass im Balkangebirge. Nach einer Einnahme durch die Russen versuchte Süleiman Pascha durch immer neue Angriffe die Stellung zu erstürmen, wurde aber unter ungeheuren Verlusten von den Russen und Bulgaren zurückgeschlagen. Diesen Kämpfen wurde eine Schlüsselstellung für den Ausgang des Krieges zugesprochen.

„Schlacht am Schipkapass” von Dimitar Gjudschenow

Aber auch in den nachfolgenden Schlachten leisteten die Bulgaren ihren Beitrag. Anfänglich hatte das russische Oberkommando nach dem Sieg bei Plewen, das man monatelang belagert hatte, vor, den Krieg noch vor Eintritt des Winters zu beenden. Doch die Kriegshandlungen zogen sich in die Länge. Als ein großes Problem erwies sich die Überquerung des Balkangebirges, die unter harten Winterbedingungen vorgenommen werden musste. Selbst deutsche Generäle hielten eine solch Offensive für unmöglich. Doch auch hier halfen die Bulgaren – über 12.000 Freiwillige. Sie übernahmen die Aufklärung und leisteten Hilfe bei der Überquerung des Balkans. Südlich des Balkan-Gebirges wurden erfolgreiche Schlachten u.a. um die Städte Sofia und Plowdiw ausgetragen, bis schließlich der endgültige Sieg errungen wurde. Es kam zum 3. März, der Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation des Osmanischen Reiches. Doch der Friedensvertrag von San Stefano war lediglich ein Vorfrieden.

„Die Schlacht bei Plewen am 27. August 1877“ von Nikolai Dmitrijew-Orenburgski

Die endgültigen Entscheidungen fielen auf dem Berliner Kongress der Großmächte, der im Juni und Juli 1878 durchgeführt wurde. Die Ergebnisse spiegeln in etwa die bereits vor dem Krieg von Russland ausgehandelten Kompromisse wider.

Und so wurde das Bulgarien von San Stefano in drei Teile zerrissen, wobei man nur einem Teil den Namen Bulgarien zugestehen wollte. Das heutige Nordbulgarien mit dem Gebiet von Sofia sollte nach den Kongressbeschlüssen ein autonomes und tributpflichtiges, also ein türkisches Lehnsfürstentum bilden. Südbulgarien sollte unter der Bezeichnung Ostrumelien eine von der Hohen Pforte halbabhängige Provinz mit ausgedehnter administrativer Autonomie bleiben. Der dritte Teil Bulgariens von San Stefano, also das ganze Mazedonien, wurde wieder der direkten und uneingeschränkten Autorität des Sultans unterstellt. Faktisch blieb nur ein Teil des bulgarischen Volkes mit einem eigenen, halbwegs unabhängigen Staatswesen frei.

„Der Berliner Kongress“ von Anton von Werner

Es kam unumgänglich zu einer Vereinigungsbewegung, die 1885 erste Früchte trug: vereint wurden das Fürstentum Bulgarien und Ostrumelien. Im darauffolgenden Jahrhundert nahm Bulgarien gleich an mehreren Kriegen teil, geleitet von der Idee der nationalen Vereinigung. Es stellten sich Erfolge ein, aber auch nationale Katastrophen. Bulgarien wandelte aber bereits auf europäischen Wegen – die erste demokratische Verfassung des Landes wurde schon 1879 verabschiedet, im Jahr nach der Neugründung des bulgarischen Staates.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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