Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2025 Alle Rechte vorbehalten

Ausbeutung bulgarischer Arbeiter in Deutschland und Italien - eine schockierende, oft anzutreffende Praxis

БНР Новини
Foto: dw.com

Mehr als 200 000 Bulgaren arbeiten in Deutschland. Als Ausländer haben sie bestimmte Anpassungsschwierigkeiten und zahlreiche Probleme. Diese Probleme waren Gegenstand einer von der bulgarischen Gewerkschaft KNSB und dem deutschen Gewerkschaftsbund organisierten Pressekonferenz zum Thema: "Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Gewerkschaften in Bulgarien und Deutschland". Das Ziel der Veranstaltung war, auf die Ausbeutung bulgarischer Staatsbürger in der EU aufmerksam zu machen und sie zu verhindern.

Beide Gewerkschaftsorganisationen bestätigten, dass in Deutschland 2000 bulgarische Arbeitnehmer Opfer von Ausbeutung am Arbeitsplatz geworden sind. Die gängige Praxis dabei war, dass die Arbeitsgesetzgebung nicht eingehalten wurde, Arbeitsgehälter nicht oder verspätet gezahlt und öffentlich nicht bekannt gegeben, Sozialabgaben und zusätzliche Arbeitsstunden nicht gezahlt wurden. Es gibt zahlreiche Fälle, bei denen die Behandlungskosten für bulgarische Arbeiter in deutschen Kliniken nicht bezahlt wurden, weil sie keine Krankenversicherung vorweisen konnten. Viele dieser Kliniken haben Ansprüche an die bulgarische Botschaft in Berlin gestellt, die aber für dieses Problem nicht zuständig ist.

Besonders schwierig gestaltet sich auch die humanitäre Hilfe für in Not geratene bulgarische Arbeitnehmer. Es kommt in letzter Zeit häufig vor, dass sie auf angebliche Vermittler von sicherer und gut bezahlter Arbeit im Ausland hereinfallen. Von dieser Möglichkeit angelockt und voller Hoffnung, reisen sie an, um vor Ort den Betrug festzustellen. Häufig werden ihre Papiere und persönlichen Unterlagen von dem vermeintlichen Arbeitgeber einbehalten, was die Situation zusätzlich kompliziert. Obwohl sie Vorverträge über bestimmte Leistungen unterschrieben haben wie ein vorher festgelegtes fixes Gehalt und Stundenlohn für zusätzliche Schichten sieht die Realität oft ganz anders aus. Auch die Arbeits- und Lebensbedingungen unterscheiden sich häufig drastisch von den Vereinbarten.

Walentina WassiljonowaDie stellvertretende Vorsitzende der zur KSBJ gehörenden Bauerngewerkschaft, Walentina Wassiljonowa, nannte viele solcher Beispiele auch in Italien. Dort sei es für die Arbeitgeber, vor allem in der Landwirtschaft, die billige Arbeitskräfte suchen, Gang und Gebe so zu verfahren. "Sie heuern Arbeitnehmer einer bestimmten ethnischen Minderheit aus Bulgarien und Rumänien oder aus Nordafrika an, die nach Italien ausgewandert sind. Diese Leute leben isoliert und verstehen die Sprache nicht. Deshalb sind sie leichte Beute für Vermittler, die sie regelrecht ausbeuten, von ihrem Lohn abziehen, Transportkosten verlangen. Von diesen Leuten werden sie auf die Felder gebracht, wo sie 15 Stunden im Verstoß zu jeglicher Gesetzgebung arbeiten. Die Arbeiter sind gezwungen, unter horrenden Bedingungen zu leben, die einem Viehstall ähneln. Die Gebäude sind verwahrlost, ohne Strom und Wasser, liegen weit ab jeglicher Zivilisation."


Übersetzung: Georgetta Janewa




Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Marijana Dimowa und ihre Surwatschki

Glühwein, Surwatschki und ein Riesenrad - Sofia ist in Weihnachtsstimmung

Wer sagt, dass die Bulgare n griesgrämig seien? Wenn Sie die Weihnachtsmärkte in Sofia besuchen, werden Sie einen ganz anderen Eindruck bekommen. Die festliche Dekoration, die Musik, die Karussells und die Stände mit Leckereien und..

veröffentlicht am 08.12.24 um 11:35

Scharfe Weihnacht in pikanten Zeiten

Alexandar Kjurktschiew hat eine Chilifarm in der Nähe von Sofia und das erste Chilimuseum in Bulgarien gegründet. „Wir bauen 140 Sorten scharfen Paprika an - kleine, große und aus verschiedenen geografischen Gebieten der Welt. Wir haben..

veröffentlicht am 07.12.24 um 11:35

20 Jahre Bulgarisches Kulturforum „Martenitsa“ in Stuttgart

Das Bulgarische Kulturforum „Martenitsa“ in Stuttgart feiert sein 20. Jubiläum mit einem Konzert unter dem Titel „20 Jahre Martenitsa“. Die offizielle Veranstaltung findet am 7. Dezember ab 17.00 Uhr Ortszeit statt, teilte die BTA mit. Das..

veröffentlicht am 07.12.24 um 10:20