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Ikonen entfalten ihre Schönheit in Sonderausgabe für Sehbehinderte

Foto: dveri.bg

Die Christen tragen Gott im Herzen, verspüren aber auch das Bedürfnis, mit der von Gott beflügelten Kunst in Berührung zu kommen und das mittels der Schönheit von Musik und Heiligenbildnissen. Jene, die sich dem Dienst an Gott verschrieben haben, versuchen ihrerseits einen Weg zu finden, den Funken Glaube in den sich nach Gott sehnenden menschlichen Seelen zu nähren.

Das Zentrum für Bildungsinitiativen „Dveri“ (zu Deutsch „Pforte“), das sich der Popularisierung der Wahrheit Gottes angenommen hat, und das Bistum für West- und Mitteleuropa der Bulgarischen Orthodoxen Kirche präsentierten unter Beisein Seiner Heiligkeit Patriarch Neofit eine Sonderausgabe für sehbehinderte Menschen.

„Die Ikonen erzählen“ enthält 12 angepasste Abbildungen von Ikonen und anderen religiösen Bildnissen aus dem Rila-Kloster, die von Texten in Blindenschrift begleitet werden, in denen u.a. auch die grundlegenden Kirchenfeste näher erläutert werden. Zum ersten Mal können sehgestörte Menschen mit Heiligenbildnissen in Berührung kommen und sich mittels der reliefartigen Struktur der Abbildungen eine Vorstellung von der religiösen Malerei verschaffen.

Das Buch „Die Ikonen erzählen“ eröffnet sehbehinderten Menschen die Welt der orthodoxen Ikone. Sie können mit ihrem inneren Auge deren Schönheit bewundern und die in ihnen verschlüsselte Botschaft erfassen“, sagte Vater Antonij, Bischof West- und Mitteleuropas.

Diese Ausgabe ist unser Versuch, mit den Sehbehinderten die Gnade des Reiches Gottes zu teilen und sie mit der Persönlichkeit von Jesus Christus vertraut zu machen, so, wie ihn auf Eingebung des Herrn die Ikonenmaler des Rila-Klosters beschrieben haben. Ich hoffe, dass dieses Buch der gute Anfang für eine fruchtbringende Mission unter unseren sehbehinderten Mitmenschen ist.“

Die Ausgabe „Die Ikonen erzählen“ fußt auf den Bildband „21 Ikonen des Rila-Klosters“, aus dem Bildnisse ausgesucht und mit gesprochenem Wort beschrieben werden.

Der Band enthält zwei der schönsten Ikonen des Rila-Klosters von Jesus Christus und der Gottesmutter auf dem Thron“, erzählt Slatina Karawaltschewa vom Zentrum für Bildungsinitiativen „Dveri“.

Die anderen 10 Ikonen stellen verschiedene Feiertage des Herrn und der Gottesmutter dar, darunter Mariä Tempelgang, Geburt sowie Himmelfahrt Gottes und Pfingsten. In diesem Zusammenhang muss gesagt werden, dass diese Ikonen nicht der breiten Öffentlichkeit bekannt sind. Selbst die Klosterbrüder hatten sie bis vor kurzem nie aus nächster Nähe gesehen, da sie sich sehr weit oben auf der Ikonenbilderwand eines Seitenaltars der Hauptkirche befinden. Mit Hilfe der Mönche wurden sie jedoch der Ikonostase entnommen, restauriert und fotografiert. Mit unserer Ausgabe haben wir den Weg geebnet, den nun auch andere Museen und speziell das Kirchenhistorische Museum beschreiten können. In Westeuropa gibt es bereits viele Galerien, die solche Sonderbände für Sehbehinderte herausgeben, was kein allzu großes Problem ist.

Die Predigt ist für die sehbehinderten Menschen sehr wichtig; sie muss jedoch mit speziell aufbereiteten religiösen Darstellungen veranschaulicht werden“, fügt ihrerseits Diana Tomowa hinzu, die als Religionslehrerin an der Sehbehindertenschule „Louis Braille“ arbeitet und den Vorschlag für die Ikonen-Sonderausgabe gegeben hat. „Als vor Jahren die wundertätige Muttergottesikone aus Jerusalem in Bulgarien gezeigt wurde, fragte mich bei einem Kirchenbesuch eines der sehbehinderten Mädchen, ob es die Ikone berühren könne. Ich sagte, dass die Ikone durch eine Glasscheibe geschützt ist, so dass es nichts von ihr mitbekommen werde – es müsste ihr jemand die Ikone beschreiben. In unserem Buch sind die Abbildungen reliefartig und obwohl der Tastsinn weniger Informationen vermitteln kann als der Sehsinn, können sich die Sehbehinderten dennoch eine gute Vorstellung von den Ikonen machen.

Das Ertasten kann natürlich nicht das Sehen ersetzen. Es ist aber dennoch ein Erlebnis, wenn man die segnende rechte Hand des Erlösers erfühlen und dann genau sie küssen kann, und nicht irgendeine Stelle einer schützenden Glasscheibe“, fügt ihrerseits Wanja Dimitrowa hinzu, die Musikerin ist und die Sehbehindertenschule leitet. „Was die Jerusalemer Ikone anbelangt, erinnere ich mich noch genau daran, wie stark ich ihre Ausstrahlung vernommen habe; ich war damals Schülerin der dritten Klasse. Auch wenn man nicht eine Ikone berühren kann, wirkt sich die Kraft Gottes auf die eigene Seele aus.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: dveri.bg und Diana Zankowa



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