Radio Bulgarien beginnt eine Sendereihe über die wirtschaftlichen Unterschiede in den einzelnen Regionen des Landes. Gesprächspartner zu diesem Thema ist Adrian Nikolow, Analyst im Institut für Marktwirtschaft.
Fünf bulgarische Regionen gehören zu den ärmsten Regionen innerhalb der EU. Den letzten Platz in diesem negativen Ranking nimmt seit Jahren die nordwestliche Region Bulgariens ein.
„Dieser Teil Bulgariens weist einen „Cocktail“ von negativen Faktoren auf. Der wichtigste und besorgniserregendste darunter ist die Demografie“, unterstreicht Adrian Nikolow und weist darauf hin, dass selbst wenn alle anderen Faktoren verbessert werden, dieser Faktor die Region immer nach unten ziehen wird.
„Wraza, Montana und Widin ist die Region, die am schnellsten altert und entvölkert wird. Diese Tendenz kann am schwersten umgekehrt werden“, betont Nikolow.
Der zweite Faktor, über den obligatorisch gesprochen werden muss, ist die Bildung. Die gut ausgebildeten Fachkräfte haben vielen Gebieten im Süden Bulgariens erlaubt, sich in eine gute Richtung zu entwickeln.
Der dritte wichtige Faktor ist die Infrastrukturkonnektivität. Im Norden gibt es vereinzelte wirtschaftliche Aktivitäten, doch das Fehlen einer adäquaten Infrastruktur erlaubt keine Kommunikation zwischen ihnen.
Nicht zu unterschätzen sind die fehlenden Bildungsmöglichkeiten. Wenn die jungen Menschen die Stadt einmal verlassen haben, um woanders zu lernen oder zu studieren, kehren sie in den meisten Fällen nicht mehr zurück. Deshalb ist es gut, wenn es ein Angebot für Hochschulbildung gibt, wenn das politische Ziel die Erhaltung der Vitalität der Regionen ist, insbesondere in Nordbulgarien.
„Ein Angebot an Bildung reicht nicht aus. Es muss Bildung mit Qualität angeboten werden, die der Nachfrage auf dem Markt Rechnung trägt", erklärt Adrian Nikolow und fügt hinzu, dass selbst etablierte bulgarische Universitäten wie die Sofioter Universität, die Universität für nationale und Weltwirtschaft und die Neue Bulgarische Universität es nicht schaffen, das Niveau ausländischer Universitäten zu erreichen.
Ein weiteres wichtiges Problem ist, dass die Berufsausbildung in Bulgarien nicht reformiert ist. Auch bei der Berufsausbildung wird nicht adäquat auf die Nachfrage der regionalen Betriebe reagiert. Es gibt wenige positive Beispiele, bei denen große Unternehmen die duale Ausbildung selbst in die Hand genommen haben und eigene Fachkräfte ausbilden.
Das Erscheinen des ersten Großinvestors in der Region öffnet diese für andere, behauptet Adrian Nikolow.
„Immer mehr Firmen interessieren sich für den bulgarischen Nordwesten. Das, was nach der Wende große Firmen nach Bulgarien lockte, waren die niedrigen Gehälter. Inzwischen hat sich das aber verändert. In Plowdiw, Stara Sagora oder Burgas zum Beispiel ist das nicht mehr möglich, Fachkräfte billig einzukaufen. Auch wenn das traurig klingen mag, könnte das für den Nordwesten eine Chance sein. Dort sind die Gehälter und der Lebensstandard nicht so hoch wie in den übrigen Teilen des Landes und das könnte Unternehmen anlocken.“
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: BGNES und Archiv
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