Aus was für einer Familie stammen wir, wer sind unsere Stammväter und was haben sie getan, damit Bulgarien auch heute noch existiert? Eine Quelle unschätzbarer Informationen diesbezüglich liefern die erhaltenen Archive in ca. 8.000 bulgarischen Kirchen, die in den 13 Diözesen unseres Landes verstreut sind. Einige dieser Dokumente, in denen Hochzeiten und Taufen akribisch festgehalten sind, werden im Zentralen und in den regionalen Staatsarchiven des Landes aufbewahrt. Zwei junge Historiker - Simeon Popow und Philip Filipow - haben sich der schwierigen Aufgabe angenommen, diese Fragmente aus unserer Vergangenheit aufzufinden, zu erforschen und zu digitalisieren. Ihre Initiative steht unter dem Motto „Familiengedächtnis 2020“ und wird voraussichtlich zwischen 5 und 10 Jahre beanspruchen, doch der Aufwand schreckt sie nicht ab. Laut Philip kann es sehr viel Spaß machen, wenn man sich wirklich für dieses Thema interessiert:
„Wir reisen durch ganz Bulgarien. Vielerorts sind diese Archive verschwunden oder zerstört worden“, sagt der Historiker. „Nicht in allen Kirchen sind sie noch vorhanden. Je früher wir also mit der Suche beginnen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, die noch vorhandenen Archive zu retten. Sie haben einen enorm hohen nationalen Wert. Deshalb haben wir diese Herausforderung angenommen. Die meisten Bulgaren können ihren Stammbaum und die Vergangenheit ihrer Familie in der Regel bis zu ihren Urgroßeltern zurückverfolgen. Ich weiß nicht, ob dieses Projekt dies ändern wird. Immerhin könnte es für die künftigen Generationen von Nutzen sein.“
Das Interesse an der Genealogie wächst sowohl in Europa als auch weltweit. Im Internet sind bereits etliche Webseiten mit Informationen aus Kirchenarchiven und Volkszählungen aus verschiedenen Ländern zu finden.
„Hier auf dem Balkan, der Teil des Osmanischen Reiches war, sind viele dieser Archive abhanden gekommen. Die kirchlichen, soweit vorhanden, stammen aus Registern und Büchern aus dem 19. Jahrhundert. Es gibt nur wenige aus früheren Zeiten. Im Sografski-Kloster (auf Athos in Griechenland) gibt es einige ältere, die wir ebenfalls erfassen und hochladen werden. Viele der Siedlungsarchive befinden sich in Istanbul, sind bisher aber kaum oder gar nicht erforscht worden.“
Dank seiner Arbeit am Projekt hat Philip auch interessante Fakten über seine eigenen Vorfahren in Erfahrung gebracht. Er hat zum Beispiel entdeckt, dass seine Familie hauptsächlich aus Nordmazedonien stammt.
„Jeder glaubt, Familiengeschichte sei etwas Einfaches. Man hat eine Mutter und einen Vater und weiß, wo sie geboren wurden, woher der Großvater stammt. Und man geht davon aus, dass die Familie von dort herkommt. Aber das ist größtenteils falsch. In Wahrheit hat es viele Umsiedlungen gegeben, die Menschen sind sowohl vor und als auch nach dem Ende des Osmanischen Reiches viel gereist. Wenn man anfängt, die Archive zu durchsuchen oder die Mittel hat, um sich in amerikanischen genetischen Instituten testen zu lassen, kann man viele interessante Sachen über die eigene Herkunft erfahren, die sich wirklich lohnen. Je mehr man über die Vergangenheit seiner Familie weiß, desto stärker ist man in Gegenwart und Zukunft.“
Die Lehren aus der Vergangenheit zeigen, dass der Bulgare nicht ausreichend an seiner Geschichte interessiert ist, weshalb er auch oft in die Irre geführt wurde. Der Grund, so der Historiker, ist einfach: „Ein Baum ohne Wurzeln kann leicht manipuliert werden.“ Informationen und das Familiengedächtnis schaffen ein unersetzliches Fundament, so dass man nicht gebrochen werden kann.
Die Arbeit mit Archivdokumenten ist Simeon und Philip nicht fremd, da die beiden vor einigen Jahren die Website „Sofia erinnert sich“ http://sofiapomni.bg/ erstellt haben. Dort kann jeder Informationen über die prominenten Persönlichkeiten aus der Vergangenheit unseres Landes finden, die auf dem Zentralfriedhof in der Hauptstadt beigesetzt sind. Die Gräber von 10.000 von ihnen wurden kartografiert und ihre Zahl wächst weiter an. Eine interessante Tatsache, die Simeon Popow und Philip Filipow zu Beginn ihrer Arbeit erfahren haben ist, dass der Friedhof seit Ende des 19. Jahrhunderts funktioniert, die ersten erhaltenen Archive jedoch erst aus dem Jahr 1931 stammen.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Pixabay und Privatarchiv
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