Deutsche Touristen haben massenhaft begonnen, ihre Reservierungen für die Sommersaison an der nördlichen Schwarzmeerküste zu stornieren. Die Nachricht wurde Radio Bulgarien von Vertretern lokaler Branchenorganisationen übermittelt. Besonders ernst sei die Lage am Goldstrand. Dort bereiten sich Hoteliers darauf vor, ihre Hotels zu schließen und die Saison zu beenden.
Die unangenehme Situation ergab sich aus den Aufforderungen Deutschlands an seine Bürger, aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht an die nördliche Schwarzmeerküste Bulgariens zu reisen. Die Liste der unsicheren Ziele des Robert-Koch-Instituts umfasst das Resort Goldstrand und die nahe gelegene Stadt Warna. Bei deutschen Touristen sind das seit langem bevorzugte Reiseziele.
"Es ist normal, dass wenn Charterflüge aus Deutschland storniert werden, Stornierungen für unsere Hotels folgen!", kommentierte Pawlin Kossew, Vorsitzender der Assoziation der Hotel- und Gaststättenbesitzer in Warna. Seiner Meinung nach werde die Situation aber zu sehr dramatisiert, denn trotz der Corona-Krise seien rund 50% der Hotels in der Region offen und empfangen Gäste, vorwiegend aus Bulgarien. Ausländer gebe es aber auch, einschließlich aus Deutschland.
"Jedes Land möchte in dieser beispiellosen Krise für den Tourismus derzeit seinen Inlandstourismus fördern, denn das ist der einfachste Weg. Der deutsche Staat hat kein Interesse, seine Bürger zu ermutigen, in andere Länder zu reisen, egal um welche es geht! Die andere Seite der Medaille ist, dass wir im Moment keinen einzigen infizierten Touristen oder Angestellten in unseren Hotels haben, und Gott bewahre, dass es bis Saisonende so bleibt. Wir sprechen über die nördliche Schwarzmeerküste. Außerdem haben wir einen so genannten grünen Korridor. Das bedeutet, dass die Touristen vom Flughaben direkt in die Resorts gebracht werden, ohne mit dem städtischen Umfeld in Kontakt zu treten. Und noch etwas – die deutschen Behörden haben die Tatsache nicht berücksichtigt, dass die Covid-19-Infektionen sich in Altersheimen in der Region ereignet haben. Diese Menschen sind isoliert und in Quarantäne. Das hat nichts mit dem Tourismus an der nördlichen Schwarzmeerküste zu tun!“
Hotel- und Restaurantbetreiber an der bulgarischen Schwarzmeerküste behaupten, dass die Epidemie-Maßnahmen vom Personal strikt eingehalten werden. Inwieweit sie jedoch von den Touristen beachtet werden, ist eine andere Frage. Pawlin Kossew zufolge sollten keine Vergleiche zu vorangegangenen Jahren gemacht werden, denn die gegenwärtige Situation sei unvorhersehbar.
Trotz der Pandemie und der Aufforderung, nicht zu reisen, ist die Saison an der bulgarischen Nordküste derzeit in vollem Gange. Urlauber aus Rumänien, der Tschechischen Republik, Polen, Nordzazedonien, Spanien, Deutschland und anderen Ländern füllen Hotels und Restaurants. Aber eben nicht alle.
„Geöffnet sind vor allem dieHotels direkt am Strand und eigenständige Resorts, die zusätzliche Dienstleistungen anbieten“, behauptet Pawlin Kossew und fügt hinzu, dass diese Hotels gut belegt seien.
„Die Prioritäten unserer Gäste beschränken sich jedoch nicht nur auf das komfortable Hotelzimmer und das Essen. Diese Urlauber suchen mehr. Sie wollen ihren Urlaub an unserer Schwarzmeerküste mit Kultur- und Weintourismus, Sehenswürdigkeiten und Einkaufsmöglichkeiten kombinieren. Sie wollen einen Wasserpark in ihrer Anlage und unterhalten werden. Und wir versuchen, ihnen das alles anzubieten!“
Übersetzung: Georgetta JanewaFotos: Weneta Nikolowa
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