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Wegen der Cholera im 19. Jh. wurden in Bulgarien die ersten Quarantänedienste eingerichtet

Begräbnis von Opfern der Beulenpest in Tournai, Belgien. Miniatur aus den Chroniken des Abtes Gilles Li Muisis (1272–1352)
Foto: Archiv

Pest, Pocken, Typhus, Tuberkulose, Cholera… Später die Spanische Grippe, heutzutage – das Coronavirus. Epidemien mit verheerenden Kräften hat es auf bulgarischem Boden seit jeher gegeben. Sie wirkten sich nicht nur auf die Demografie aus, sondern veränderten manchmal den Lauf der Geschichte. Dies ist der Fall zum Beispiel mit der Pest, dem Schwarzen Tod.

Die schrecklichste Krankheit, die die meisten Opfer in der Geschichte der Menschheit forderte, ist größtenteils für den Fall Bulgariens unter osmanischer Herrschaft verantwortlich. Im 14. Jahrhundert betraf die Krankheit fast die Hälfte der bulgarischen Bevölkerung. Der Staat verlor seine Macht und der letzte bulgarische Zar, Iwan Schischman, hatte keine Chance, sich dem Osmanischen Reich zu widersetzen.

Millionen sind an Epidemien in Bulgarien gestorben. Diese Krankheiten haben ganze Familien vernichtet, ganze Dörfer verwüstet. Im Mittelalter wurden sie als "Gottes Wille" betrachtet, daher haben die Ärzte keine ernsthaften Maßnahmen ergriffen, um sich ihnen zu widersetzen - sagt der Historiker Rumen Iwanow. - Die einzige Methode, um sie einzuschränken, war die Quarantäne. Aus Dokumenten in der Nationalbibliothek geht hervor, dass der Sultan während der osmanischen Herrschaft den Befehl erteilte, ganze Dörfer zu umzusiedeln und Kranke in speziell gebauten Gebäuden unter Quarantäne zu stellen.”

Grabstein eines Pestopfers (frühes 19. Jh.) aus Plowdiw

Von der Massenplage durch verschiedene Seuchen zeugen auch die berührenden Inschriften auf Grabsteinen, wie zum Beispiel diese: „Die Ursache meines Todes war die Pest. Vergiss niemals den Tod!”

Archäologen sind auch auf Massenbestattungen von Pest- oder Pockenopfern gestoßen. In den Zeiten dieser Seuchen war es üblich, die Toten mit Kalk zu bestreuen und sie mit viel Erde zu bedecken, damit sich die Infektion nicht ausbreitet.

Mit der Zeit entwickelte sich jedoch die Medizin und die Menschen waren angesichts von Seuchen nicht mehr so hilflos. Als im 18. und 19. Jahrhundert auf bulgarischem Boden die Cholera ausbrach, ergriffen die Behörden entschiedene Maßnahmen:

"Man fing an, sogenannte Quarantänegebäude entlang der gesamten Donaugrenze zu bauen, in denen Ausländer, die aus Westeuropa in unser Land ankamen, unter Quarantäne gestellt werden. Und es gibt so einen interessanten Fall mit dem bekanntesten Dichter und Schriftsteller Dänemarks Hans Christian Andersen. Er kam mit dem Schiff nach Rustschuk /dem heutigen Russe/ an, durfte aber nicht aussteigen, da auf seiner Gesundheitskarte nicht angegeben war, ob er an Cholera litt oder nicht. "

Krankenhaus und Ärzte in Plowdiw während der osmanischen Herrschaft

Während der Cholera im 19. Jahrhundert richteten die Behörden auch die ersten Krisenstäbe ein, ernannten Gesundheitsinspektoren, die die Städte bereisten und jeden bestraften, der keinen Abstand hielt. Die Infizierten wurden isoliert, ganze Stadtteile wurden unter Quarantäne gestellt. Diese Erfahrung nutzte der bulgarische Staat auch in den Jahren 1918-19, als die Spanische Grippe auf den Balkan eintraf und zwischen 300 und 400 Tausend Bulgaren tötete – fast ein Fünftel der damaligen Bevölkerung Bulgariens.

Übersetzung: Mihail Dimirov

Fotos: bereitgestellt von Rumen Iwanow



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