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Ausländische Investitionen in Bulgarien – Möglichkeiten in Seuchenzeiten

Foto: Archiv

Rund einen Monat vor Ende des Jahres 2020 kann man mit Sicherheit sagen, dass es ein Wendejahr war, das das Leben aller in das vor Covid-19 und danach einteilt. Die Corona-Seuche hat einschneidende Folgen für den Alltag der Menschen, die sich vor der ernsten Herausforderung gestellt sehen, sich der Lage anzupassen und den neuen Realitäten ins Auge zu schauen.

Ganze Bereiche beginnen sich zu transformieren und das wird an der bulgarischen Wirtschaft nicht vorübergehen. Für Bulgarien spielen die örtlichen und ausländischen Investitionen eine große Rolle. Trotz einer momentanen Stagnation besitzen sie reiche Entwicklungschancen. Das ist vor allem in den Industrien zu spüren, die einen hohen Mehrwert produzieren.

„Die Zeiten sind unsicher, doch was die Spitzentechnologien anbelangt, hat die Pandemie neue Möglichkeiten eröffnet“, sagte Radio Bulgarien gegenüber Iwan Michajlow, Mitglied der Amerikanischen Handelskammer in Bulgarien. „Als Ganzes ist der IT-Bereich weniger betroffen. Im Gegenteil! Die meisten Firmen dieser Branche (der Automobilbau und andere Bereiche mit hohem Mehrwert einbegriffen) planen eine Erweiterung ihrer Produktion und den Aufbau zusätzlicher Tätigkeiten. Mutterunternehmen wollen ihre Tochtergesellschaften in Bulgarien ausbauen, weil das Umfeld hier eine größere Flexibilität bietet. Der Arbeitsmarkt ist im Vergleich zu 2019, als ein gewisser Arbeitskräftemangel herrschte, wieder reicher geworden. Es war die Rede von einem Import an Arbeitskräften und eine Überhitzung der Wirtschaft. Nun beginnt sich alles zu normalisieren, ohne dass das zu einem drastischen Schrumpfen in den Bereichen mit hohem Mehrwert führt. Für 2021 wird eine Stagnation in einigen Bereichen und ein Wachstum in anderen vorhergesagt.“

Obwohl es als Tendenz noch nicht bestätigt ist, würde laut Michajlow die Zahl der Bulgaren steigen, die in ihre Heimat zurückkehren, um hier weiterzuarbeiten.

„Es gibt dafür eine Reihe von Gründe, die von der pandemischen Lage in der ganzen Welt bedingt werden. Nicht zuletzt ist es auch die Möglichkeit, von überall online zu arbeiten. Der Zugang zu Arbeitskräften ist viel flexibler, da sich auch viele Unternehmen darauf eingestellt haben, dass ihre Angestellten von verschiedenen Orten aus arbeiten, was sehr positiv ist.“

Aus Bulgarien sind in den letzten Jahrzehnten etwas mehr als 2 Millionen Menschen ausgewandert und das Land sieht sich vor einem akuten Mangel an ausgebildeten Arbeitnehmern gestellt. Einige Berufe sind mittlerweile fast völlig verschwunden. Die Pandemie hat den Import von Arbeitskräften aufgeschoben, doch diese Frage wird danach erneut auf der Tagesordnung stehen. Die Suche nach einer nachhaltigen Lösung dieses Problems muss fortgesetzt werden. „Momentan ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt sehr dynamisch“, meinte der Analyst. Seinen Worten nach biete das sogenannte „Nearshoring“ einen Lösungsansatz. An einem entsprechendenden Projekt arbeiten gemeinsam 14 bilaterale Kammern in Bulgarien. Unterstützt werden sie vom Wirtschaftsministerium und der Bulgarischen Investitionsagentur. Ziel ist, verschiedene Produktionen in den Ländern Mittel- und Südosteuropas wiederzueröffnen.

Die Arbeit konzentriert sich vor allem auf die Gebiete Mechatronik und chemische Industrie.

Neben dem Automobilbau und der IT-Industrie müsse Bulgarien die Entwicklung von Biotechnologien und Pharmazeutik vertiefen, die über ein großes Investitionspotential verfügen.

In der nächsten Programmperiode des mehrjährigen Finanzrahmens 2021 bis 2027 wird die Europäische Union gezielt in den genannten Bereichen investieren. Wichtig ist, dass sich Bulgarien diese Chance nicht entgehen lässt und sie maximal zu nutzen weiß.

Autor: Joan Kolev

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow




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