Ein Projekt verändert für immer die Art und Weise, wie die Menschen Sofia wahrnehmen, lässt sie nicht nur die Straßen und Gebäude mit anderen Augen sehen, sondern auch die Geschichte und jene Schriftsteller, Maler, Künstler und Architekten, deren Geist weiterhin unsichtbar im Herzen der Stadt schwebt.
„Sofia der Boheme“ ist ein Projekt über die Geschichte Sofias, erklärt der junge Jurist Wiktor Topalow, der es initiiert hat. „Dank meiner Arbeit als Stadtführer, der Erforschung der Geschichte der Stadt, der Zusammenarbeit mit leidenschaftlichen Sammlern und Historikern, des Zugangs zu den wertvollsten Büchern über die Geschichte der Stadt habe ich es geschafft, eine große Datenbank zusammenzutragen. So entstand die Idee, die Seite zu schaffen und die interessanten Informationen zu veröffentlichen.“
Das Ende 2019 ins Leben gerufene Projekt begann als Blog mit interessanten Fakten, Fotos und Geschichten aus der kulturellen Vergangenheit Sofias. Bald darauf wurden die Stadtrundgänge zur Realität, die für Wiktor Topalow der beste Weg waren, den städtischen Raum wiederzubeleben.
"Immer mehr Menschen interessieren sich für den Ort, an dem sie leben. Sie sind neugierig auf die Geschichten der Straßen, auf denen sie jeden Tag gehen und die Gebäude, an denen sie jeden Tag vorbeikommen“, sagt Topalow und erklärt, dass für ihn selbst die beste Zeit der Boheme der Anfang des 20. Jahrhunderts war, denn in dieser Zeit entstanden die neuen Strömungen in der Literatur und der Kunst.
„Das ist die Zeit, in der wir die Veränderung zur Moderne sehen. Die Einwohner Sofias hatten bereits genügend Selbstbewusstsein, um sich Europäer zu nennen und sich die europäische Lebensweise anzueignen. Es wurden Cafés, Clubs und Theater gegründet. Etwas später kamen die Kinos hinzu.“
Auf der Facebook-Seite von „Sofia der Boheme“ veranstaltet Wiktor Topalow auch thematische virtuelle Live-Touren, bei denen er anhand von altem Filmmaterial Geheimnisse des alten und modernen Sofia enthüllt wie zum Beispiel welche die echte Farbe des Gebäudes des Nationaltheaters ist; wann vor dem Haupteingang des Gerichtsgebäudes die Löwen aufgestellt wurden; warum es im zentralen Foyer des Königspalastes eine Absperrung vor dem Spiegel gab; in welchen Büros im Rektorat der Universität Sofia es einen Kamin gab oder wer Leute waren, die die Gebäude gebaut haben und ob sie auch hätten ganz anders aussehen können?
Obwohl die römische Zeit Sofias zweifellos eine interessante Epoche aus der Geschichte Sofias ist, möchte Wiktor Topalow noch etwas zeigen, denn er glaubt, dass Sofia ein sehr interessanter Fall einer Stadt ist, die sich in nur wenigen Jahrzehnten von einer kleinen osteuropäischen Siedlung in eine europäische Hauptstadt verwandeln musste.
„Die Stadt hat es tatsächlich geschafft. Sofia ist es nach der Befreiung (1878) in wenigen Jahrzehnten gelungen, den anderen mitteleuropäischen und sogar westeuropäischen Städten ebenbürtig zu werden. Das ist das Gefühl, das ich unseren Besuchern vermitteln möchte, das Gefühl des Stolzes, dass sie Einwohner einer würdigen europäischen Hauptstadt sind."
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Privatarchiv
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