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Covid-19-Welle am Vorabend der Wahlen kann den Parteien einen Strich durch die Rechnung machen

Noch 5 Tage bis zu den Parlamentswahlen in Bulgarien

Foto: pinterest

Werden es die Kandidaten für das neue Parlament schaffen, ihren stärksten Gegner – die Corona-Pandemie, zu besiegen und die Wähler auf ihre Seite zu ziehen? Darauf wissen nicht einmal die Soziologen und Politik-Experten eine Antwort. Der Ausgang der Wahlen in Bulgarien ist weiterhin ungewiss.

Der politische PR-Experte Ljubomir Alamanow stufte den Wahlkampf als „merkwürdig“ ein und meinte, er habe noch nie einen so vollen Korb an Versprechen gesehen, den die Teilnehmer an den Wähler bereitgestellt haben.

„Wenn sie auch nur ein Zehntel davon erfüllen sollten, werden wir sicherlich bereits in einem Jahr in einem Paradies leben“, kommentierte er für den BNR-Regionalsender in Plowdiw.

Ljubomir Alamanow

„Die Parteien sind leicht beunruhigt, weil den Menschen langsam bewusst geworden ist, dass das momentane Modell des politischen Systems verzerrt ist“, setzt Alamanow fort. „Die Bürger haben nicht mehr „Standard-Parteien“ vor sich, sondern Interessengruppen, die nicht bestimmte Werte oder Politiken verteidigen, sondern einzig ihr Interesse, an der Macht zu bleiben. Die Proteste, die Corona-Krise und die Ereignisse der letzte ein, zwei Jahre haben die Menschen sehr skeptisch gemacht. Aus diesem Grund gibt es in den Listen eine so große Bürgerquote. Das ist für junge politische Formationen verständlich, für alte Parteien jedoch absolut unerklärlich, die bereits an der Macht waren und über zureichend Funktionäre für die vorderen Plätze verfügen müssten.“

Die mit Schauspielern, Sportlern und Influencern vollen Listen sind ein simpler Köder, den die Wähler sofort erkennen. Das gilt teilweise auch für die aufgestellten Ärzte-Kandidaten, die während der Pandemie sehr populär geworden sind und mit denen nun Wähler geködert werden sollen.“

„Man darf nicht vergessen, dass einige politische Kräfte bereits mehrere Mandate an der Macht waren und entsprechend die Gelegenheit hatten, die von der Öffentlichkeit erwarteten Reformen einzuleiten“, betont Ljubomir Alamanow. „Die Menschen schenken den Wahlversprechen nun weniger Glauben, weil sie besorgt und verängstigt sind. Jeder von uns kennt jemanden, der Opfer der Corona-Seuche geworden ist, seine Arbeit verloren hat und sich um seine Zukunft berechtigte Sorgen macht. Das könne vielleicht viele von ihnen dazu bewegen, für das „bekannte Übel“ zu stimmen, anstatt seine Stimme der „unbekannten Hoffnung“ zu geben.“

Der Soziologe Zwetosar Tomow meint seinerseits, dass für die Regierenden eine niedrige Wahlbeteiligung vorteilhafter wäre und die Menschen Angst vor den Urnengang hätten, d.h. wenn am Vorabend der Wahlen Spannungen im Zusammenhang mit der Corona-Seuche entstünden. Falls sich die Lage jedoch katastrophal zuspitzen sollte, könnte es ihnen einen Strich durch die Rechnung machen, prognostizierte der Soziologe in einem Interview für den BNR-Regionalsender in Warna.

Zwetosar Tomow

Wir steuern einem schwersten Gipfel der Epidemie zu, der mit dem Wahltag zusammenfallen wird“, vermutet Tomow. „Zur gleichen Zeit tritt die Massenimpfung auf der Stelle, die Zahl der Neuinfizierten, der unter Quarantäne gestellten Bürger und hospitalisierten  Patienten steigt, wie auch die Spannungen im Zusammenhang mit Covid-19 überhaupt. Mit Herannahmen der Wahlen steigt auch die Zahl der Todesfälle, die der Erhöhung der Infektionszahlen auf den Fuß folgt. Es ist also nur schwer vorhersehbar, inwieweit diese Lage das momentane politische Bild ändern wird, das durch Umfragen belegt wird.“

Der Soziologe sagt voraus, dass die Wahlen von Angst und steigenden Misstrauen gegenüber der staatlichen Leitung überschattet werden. Laut Tomow könne sich die Angst auf die Wahlbeteiligung auswirken und sie rapide senken, während das Misstrauen die Wähler diese anspornen könnte, gegen den bestehenden Status quo zu stimmen.

Meine größte Angst ist jedoch, dass nach diesen Wahlen die politischen Spannungen steigen werden“, fügte Zwetosar Tomow hinzu.


Redaktion: Diana Zankowa

Übersetzung: Wladimir Wladimirow

Fotos: pinterest und Archiv BNR




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