In ihrem neuen Buch über Zaribrod schlägt die Menschenrechtsaktivistin Zdenka Todorova eine Art Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sie stützt sich dabei auf die Erlebnisse und Erinnerungen von Persönlichkeiten, denen eine wichtige Rolle in unserer Geschichte zukommt. Und sie kommt zu einem traurigen Schluss, was den Zustand der bulgarischen Minderheit in den Ehemaligen Bulgarischen Westgebieten angeht (die nach dem Ersten Weltkrieg durch den Vertrag von Neuilly von Bulgarien abgetrennt wurden).
„Seit 30 Jahren drehen wir uns im Teufelskreis und es hat sich für unsere Landsleute nichts zum Besseren gewendet“, sagte Zdenka Todorova. Als Kennerin der Geschichte der Ehemaligen Bulgarischen Westgebieten und als aktive Vertreterin der bulgarischen Minderheit in Serbien ist sie überzeugt, dass Bulgarien unseren Landsleuten dort noch immer viel schuldet.
„Es gibt keine konsequente Politik in Bezug auf die Ehemaligen Bulgarischen Westgebiete“, betonte Zdenka Todorova in einem Interview für den Bulgarischen Nationalen Rundfunk. „Es ist notwendig, eine ernsthafte Analyse auch mit Beratern von Ministern, Präsidenten, Premierministern durchzuführen. Und in dieser Analyse sollte festgehalten werden, was Bulgarien für diese Menschen tun möchte, damit die Region nicht entvölkert wird. Während meiner Recherchen zu meinem vorherigen Buch über geweihte Orte bin ich Hunderte von Kilometern durch diese Gebiete gereist: Es gibt dort weder Tiere noch Menschen, die Türen sind verriegelt. In den Dörfern ist keine einzige Menschenseele anzutreffen. Und wenn man das in Zaribrod und Bosilegrad erlebt, fragt man sich, wem wir dieses Territorium und die Denkmäler vermachen. Wem werden sie etwas nützen, wenn es keine Investitionen gibt, damit die Menschen dort überleben können?“
Laut Zdenka Todorova erinnern sich die bulgarischen Politiker nur vor Wahlen an unsere Landsleute im Ausland. „Das sind Klischees – wie wichtig ihnen diese Menschen angeblich sind“, meint sie. Und sie stellt die rhetorische Frage, ob die Regierenden sich die Mühe gemacht haben, während der Covid-19-Pandemie nach Zaribrod zu kommen, wo das Leben fast zu Erliegen kam und seine Einwohner zu fragen, wie sie überleben, ob sie es schaffen, bei geschlossenen Grenzen den Kontakt zum Mutterland zu halten.
Über ihre Heimatstadt Zaribrod sagt die Menschenrechtsaktivistin, sie sei nach der Befreiung bis zum Vertrag von Neuilly eine typische Wiedergeburtsstadt mit einer großen Kultur- und Bildungselite gewesen. Davon zeugen auch die Helden ihres neuen Buches.
„In Zaribrod hat Iwan Wasow die erste Strophe des Gedichts „Der neue Friedhof bei Sliwniza“ geschrieben und später dem Fürsten Alexander Battenberg in einem Gasthaus in Pirot vorgetragen. Der Schriftsteller und Gründer der Touristenbewegung in Bulgarien Aleko Konstantinow hat hundert Menschen nach Zaribrod geführt und das Abenteuer später in seinem Reisebericht „Was? Die Schweiz?“ beschrieben. Dort haben Petar Danow und Petar Dimkow ihre Fähigkeiten als Heilkünstler bewiesen und unseren Soldaten geholfen, wieder auf die Beine zu kommen“, so Zdenka Todrova abschließend.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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