Die Haushalte in Bulgarien klagen über einen starken Preisdruck auf die Familienbudgets. „Wenn man früher mit 20 bis 30 Lewa (ca. 10 bis 15 Euro) auf dem Markt einkaufen konnte, muss man nun für die gleichen Produkte das Doppelte zahlen. Unsere Gehälter sind jedoch nicht angehoben worden“, beurteilen die Bürger die Inflation, die höher ausfiel, als von den Experten prognostiziert. Die jährliche Inflationsrate in Bulgarien steigt spürbar weiter - ihr Niveau im September lag laut dem Nationalen Statistikamt gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres bei 4,8 Prozent.
Ein derart hohes Inflationsniveau auf Jahresbasis wurde zuletzt im September 2012 registriert. Die diesjährige Verteuerung betrifft fast alle Konsumartikel und Dienstleistungen - rund 94 Prozent des Warenkorbs, besagt eine eingehende Analyse des Instituts für Sozial- und Gewerkschaftsforschung der Gewerkschaftszentrale KNSB. Der Preisboom ist auf die gestiegenen Preise für Erdgas, Erdöl und Strom zurückzuführen. Laut nationalen Statistiken stiegen die inländischen Erzeugerpreise im September um 3,1 Prozent gegenüber August und um 20,3 Prozent gegenüber September 2020. Das erklärt die Verteuerung der Erzeugnisse direkt bei ihrer Herstellung, was sich zwangläufig auf ihren Endpreis auswirkt.
„Jeder Preissprung ist ein schwerer Schlag für die bulgarischen Haushalte“, sagte Rositza Makelowa, Wissenschaftssekretärin des Instituts für Sozial- und Gewerkschaftsforschung der KNSB.
„Ungefähr eine Million und 700.000 Bulgaren leben derzeit unterhalb der Armutsgrenze und fast 2 Millionen und 300.000 sparen bei der Heizung. Die Hälfte der bulgarischen Bevölkerung wird in diesem Winter ihre Ausgaben für die Heizung reduzieren. Besondere Aufmerksamkeit bedarf auch der Gruppe der Rentner, die über extrem niedrige Einkommen verfügen und bei jeder Preiserhöhung einen Schock erleiden. Jede Preiserhöhung wirkt sich negativ auf Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Einpersonenhaushalte aus. Daher gibt es eine Vielzahl von sozialen Gruppen, für die es möglicherweise unmöglich sein wird, die erhöhten Lebenshaltungskosten zu decken. Laut der vierteljährlichen Erhebung des Instituts benötigt ein Arbeitnehmer derzeit etwa 1.100 Lewa (ca. 563 Euro) Nettoeinkommen, ein Haushalt mit zwei Eltern und Kindern etwa 1.800 Lewa (ca. 921 Euro), um ein normales Leben führen zu können. Aber es ist nicht die Mehrheit der Familien, die in diese Gruppe fallen.“
Die KNSB besteht auf ein Einkommenswachstum noch bis Jahresende. Der Schwerpunkt liegt auf der Forderung nach einer deutlichen Erhöhung des Mindestlohns im Land, um die Kaufkraft der Bulgaren zu erhalten und den Inflationsdruck zu mildern.
Einige Meinung zufälliger Passanten auf Sofias Straßen:
„Ich werde aufs Dorf ziehen, in dem man sich nicht so viele Gedanken über Preise und Corona-Maßnahmen macht“, erklärt seine Idee zum Sparen in der Krise Petar Minkow, ein ehemaliger Sportler aus Sofia.
„Wir haben die Nase voll von den Preisen und dieser Pandemie, wegen der wir die großen Läden nicht betreten können. Die Preise steigen künstlich; die Händler spekulieren förmlich. Bisher musste ich mich nicht sonderlich einschränken, nun muss ich aber sehen, wie ich zurande komme. Keiner der Regierenden kümmert es, wie wir mit unseren mickrigen Einkommen leben. Noch haben wir die Erhöhung des Strompreises nicht zu spüren bekommen. Bleibt zu hoffen, dass der Winter nicht allzu kalt wird, damit wir wenigstens Heizkosten einsparen können“.
Tatjana Slawowa gehört zu den alleinstehenden Rentnern, für die jede Preiserhöhung eine Neuordnung des Budgets erfordert. Sie sagte, dass sie es gewohnt sei, mit einer Rente von weniger als 500 Lewa (ca. 256 Euro) zu leben, rechnet jetzt aber damit, dass sie sich noch weniger Nahrung als bisher leisten kann:
„Was sollte man sich bevorzugt kaufen? Nichts kann man einsparen. Die Steuern und anderen kommunalen Abgaben sind obligatorisch, daher werden wir uns bei den Lebensmitteln einschränken. Die Preise einiger Waren sind meiner Meinung nach um 50 Prozent gestiegen.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir WladimirowEs gibt keinen Einwohner im nordostbulgarischen Dorf Welitschka, der nicht von den beiden hundertjährigen Eichen wüsste, die zum Naturerbe der Siedlung gehören. Die beiden Bäume von der Art Quercus spp. wurden im Jahr 1990 eingezäunt und mit..
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