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Das märchenhafte Waldhaus an der Straßenbahnhaltestelle „Wischnewa“ raunt uns Geschichten aus der Vergangenheit zu

Foto: Elina Ninowa

Sobald sich die Straßenbahn der Haltestelle „Wischnewa“ im Wald des Sofioter Wohnviertels Losenez nähert, taucht vor unseren Augen ein märchenhaftes Haus auf. Und es ist, als würde es uns willkommen heißen und uns Geschichten zuflüstern, die von Verliebten handeln.

Es gibt kaum einen Einwohner Sofias, der nicht schon einmal mit der Straßenbahn durch den Wald im Stadtteil Losenez gefahren ist. An einer Straßenbahnhaltestelle mitten in diesem Wald steht ein schmuckes Häuschen, das den Eindruck erweckt, es habe es jemand direkt aus einem Märchen in unsere nüchterne Gegenwart versetzt.

„Um die Bushaltestelle „Wischnewa“ ranken sich viele Legenden und Romantik, angefangen damit, dass das Haus dort als Jagdhäuschen für Zar Boris III. gebaut wurde und ein Geschenk von seiner Frau war“, erzählt Rossina Todorowa vom Unternehmen „Sofioter Elektrotransport“. „Deshalb hat es Dachluken, von wo aus der König seiner Jagdleidenschaft frönen konnte.“ Es wird auch gemunkelt, dass seine Schwester sich dort mit einem jungen Kavalleristen getroffen haben soll. Am wahrscheinlichsten allerdings ist, dass die Station während des Ausbaus der Straßenbahnlinie gebaut wurde.“

Die Haltestelle im Jahr 1945

Die Geschichte dieses Abschnitts der Straßenbahnlinie im Wald von Losenez weckt Erinnerungen an die 1930er Jahre, als die Einwohner dort eine Delegation in die Stadtverwaltung Sofias entsandten, mit der Forderung, dass die Straßenbahn Nummer 1 bis in ihren Stadtteil fährt, damit sie nicht von der Welt abgeschnitten sind. Ihr Appell wurde gehört, aber die Verwirklichung des Unterfangens erwies sich nicht nur wegen des steilen Geländes als eine echte Herausforderung, sondern auch deswegen, dass die Route durch einen Kiefernwald verläuft. Leider musste beim Bau der Straßenbahnlinie ein Großteil der Nadelbäume dort geopfert werden. Empörte Bürger bezeichneten dies als Barbarei.

1933 hat der Bürgermeister Haralampi Oroschakow den neuen Straßenbahnabschnitt höchstpersönlich eingeweiht. Die begeisterte Menschenmenge begrüßte die Straßenbahn mit Hurra-Rufen, wonach alle ins Wirtshaus „Waldkönig“ gingen, um die neue Errungenschaft der Zivilisation ausgiebig zu feiern.

Seit vielen Jahren spielt das Waldhäuschen an der Haltestelle „Wischnewa“ die Rolle eines Kantons. Von dort aus wird die gesamte Strecke im Wald gewartet. 2017 hat ein Großbrand die Dächer und Terrassen vernichtet, doch heute ist die Sanierung des Gebäudes, das – ein Kulturdenkmal ist, fast abgeschlossen. Deshalb will ihm die Firma „Sofioter Elektrotransport“ nun neues Leben einhauchen.

„Unsere Idee ist es, das Gebäude in ein Besucherinformationszentrum zu verwandeln, in dem wir alte Fotos, Uniformen und andere Artefakte ausstellen können, als Teil eines künftigen Museums“, erklärt Rossina Todorowa. „Auf diese Weise werden wir die Geschichte des öffentlichen Verkehrs in Sofia - einem der ältesten in Europa - erzählen und den Kindern vorstellen (In diesem Jahr wurden es 120 Jahre, seit es hier Straßenbahnen gibt und 80 Jahre, seit O-Busse durch Sofia fahren.) Wir werden uns vermutlich eine Route überlegen, auf der Kinder mit einer Retro-Straßenbahn zur Haltestelle „Wischnewa“ befördert werden, wo wir ihnen unterschiedliche Aktivitäten anbieten werden. So wie beim letzten Mal, als wir dort ein Zeichenatelier organisiert haben und die Kinder tolle Bilder mit Straßenbahnen gemalt haben. Wir möchten, dass das zur Tradition wird.“

Das Unterfangen ist in einer fortgeschrittenen Phase, es gäbe nur noch wenige administrative Tätigkeiten zu erledigen, schließt Rossina Todorowa und ergänzt: „Ich hoffe, dass wir im Frühjahr trotz der Verzögerung durch die Pandemie die Möglichkeit haben werden, es zu verwirklichen.“

Autor: Diana Zankowa (nach einem Interview im Inlandsprogramm „Horizont“ des BNR)

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: BGNES, photoarhiv-todorslavchev.com, Facebook / Sofia – Pics&Words – Elina Ninowa, isofia.bg, Archiv


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