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Rossiza Rikowa und 365 Sonnenaufgänge

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Foto: Rossiza Rikowa

Als Rossiza Rikowa am ersten Morgen eines zu Ende gehenden  Jahres aus dem Fenster den gleißenden Himmel über Warna sah, war ihr Traum geboren – 365 Sonnenaufgänge hintereinander mit der Kamera in der Hand zu erleben. „Das Mädchen mit den Sonnenaufgängen“, so wie sie in den sozialen Netzwerken von ihren Followern genannt wird, lichtet die Sonne tagein tagaus in einem neuen Gewand ab, sei es wegen der unzähligen umherfliegenden Tropfen infolge des Zusammenpralls einer Meereswelle mit dem Felsen, den pulsierenden feurigen Farben oder dem zugefrorenen See, in dem sich ein imposanter uralter Baum spiegelt.

Foto: Milen Markow

"Es ist sehr schwierig, einen der 365 Sonnenaufgänge auszuwählen, jeder von ihnen ist auf seine Art schön“, sagt die Fotografin und räumt gleichzeitig ein, dass die schönsten Momente immer dann waren, wenn sie nicht allein, sondern mit anderen Menschen gemeinsam den Sonnenaufgang erlebt hat. „So war es auch am July Morning. Unvergesslich waren auch die Sonnenaufgänge, die ich auf dem Dach der Kathedrale „Mariä Entschlafung“ in Warna und bei der Ballonfahrt über die Felsen von Belogradtchik erlebt habe. Ich hätte niemals all diese Emotionen empfunden, wenn ich diesen Weg nicht gegangen wäre. Dafür bin ich sehr dankbar", sagt Rossiza Rikowa, die in Terwel geboren ist, aber seit mehr als 20 Jahren in der bulgarischen Schwarzmeermetropole lebt. Ihr Verhältnis zur Natur war der Anlass, um sich für eine Arbeit in einem der größten Windparks für erneuerbare Energie zu bewerben, wo sie in der Verwaltung arbeitet. Ihre Leidenschaft gilt aber dem Reisen und der Fotografie. Da sie davon träumt, so wie die Fotografen im National Geographic fotografieren zu können, schrieb sie sich in einer Fotoschule ein, um die ersten beruflichen Schritte zu machen.

„Ich möchte alles festhalten, was mich begeistert, jeden Anblick, alles Ungewöhnliche in einer für mich neuen Kultur, so dass ich später mich nur mit einem Blick daran erinnern kann“, erklärt sie.

Um die Sonnenaufgänge fotografieren zu können, ihr bisher größtes Projekt, musste Rossiza Rikowa jeden Tag um 05:00 Uhr aufstehen. So entdeckte sie die Beharrlichkeit, eine Eigenschaft, die sie nicht zu besitzen glaubte, da sie oft Vorhaben unvollendet lässt. Sie entdeckte auch die Freude am Schreiben und versieht jede ihrer Fotografien mit erlebten Geschichten.

„Für mich ist es sehr wichtig, mich mitteilen zu können“, sagt Rossiza Rikowa. „Die Schönheiten und all die guten Dinge, die geschehen, sind wegen des Coronavirus und der Zurückgezogenheit der Menschen ins Hintertreffen geraten. Doch es ist ein ganz anderes Gefühl, wenn man sich mitteilt und sieht, dass der Gegenüber auch Anteil an deiner Freude nimmt. Auf irgendeine Weise habe ich ein Lächeln in den Gesichtern der Menschen zaubern können und das war für mich eine große Genugtuung.“

"Das Mädchen mit den Sonnenaufgängen" zieht viele Menschen an, die genau wie sie den Sonnenaufgang begrüßen wollen. So entstehen unvergessliche Erinnerungen wie diese an den Duft hausgemachter Marmelade aus Waldbeeren, die direkt am Strand zubereitet wurde oder der herzlichen Begegnung mit einer bunt strahlenden älteren Dame.

„Den letzten Sonnenaufgang habe ich mit Freunden und Menschen erlebt, die meine Follower sind. Das war am Strand von Warna“, erzählt Rossiza Rikowa. „Wir hatten auch einen Dudelsackspieler dabei, der genau dann, als die Sonne begann, aufzugehen, aufspielte. Wir haben aus unseren Körpern eine Sonne auf dem Sand gebildet, die wir mit einem Drohn aufgenommen haben. Dort habe ich meine schönsten Ohrringe geschenkt bekommen und wurde als die Königin der Sonnenaufgänge gekrönt“, lächelt die Fotografin.

Foto: Gergana Wlajkowa

Jeder neue Sonnenaufgang ist ein Neuanfang, eine neue Chance, besser zu werden, glaubt Rossiza Rikowa und träumt davon, die Sonne in der Savanne, in der Wüste und im Dschungel, begrüßen zu können. Ihr Wunsch ist, dass es ein Foto von einem Sonnenaufgang in jedem Land dieser Erde gibt, auch wenn sie das mehrere Menschenleben kostet.

Nach einem Interview von Dimitrina Dontschewa von BNR-Warna.

Redaktion: Diana Zankowa

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: Rossiza Rikowa


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