Wie sehen die persönlichen und beruflichen Kämpfe der Menschen in verschiedenen sozialen Bereichen aus, die in Zeiten der Covid-19-Pandemie an vorderster Front arbeiten? Welche sind die Probleme, was ist Solidarität und gibt es in Bulgarien Voraussetzungen dafür? Die Antworten auf diese Fragen stellt das Team der Zeitschrift „Diversion“ und die Friedrich-Ebert-Stiftung in Bulgarien im Audioalbum „The First Line Pandemic“ vor. Es enthält acht Geschichten aus acht unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Zeit, in der wir leben, und auf das, was im bulgarischen Gesundheitswesen, im Bildungswesen, Sozialwesen, im Verkehr, in der Wissenschaft und Kultur passiert. Acht aus der Ich-Perspektive erzählte Geschichten in Zeiten von Corona.
„Im Laufe der Zeit, nach Beginn der Pandemie im Jahr 2020, ist das Thema über die Menschen an „vorderster Front“ teilweise aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden und auf das medizinische Personal reduziert worden. Dabei handelt es sich um sehr viele Menschen, die in essenziellen öffentlichen Sektoren arbeiten, über die wir mehr sprechen sollten“, sagt Stanislaw Dodow, einer der Autoren des Projekts. Ihm zufolge zeige das Projekt, dass sich die Medien in unserem Land teilweise auf das Tagesgeschehen fokussieren und oft vergessen zu zeigen, ob und wie Menschen, die schon vor Covid-19 ein schwieriges Leben geführt haben, es schaffen, die jetzige Lage zu meistern. Es geht um all jene Bürger, die einsam leben, um die Obdachlosen, um die vielen kranken oder alten Bulgaren, die auf das Sozialversicherungsnetz angewiesen sind, das um sie herum existiert oder eben nicht.
„Eines der Dinge, das von der Pandemie verschärft wurde, aber viel älter ist, ist die Isolation zwischen uns und der Bruch des sozialen Gefüges, so dass wir nicht nach unseren Mitmenschen suchen und uns nicht gegenseitig fragen, wie es uns geht. Das große Problem, über das alle unsere Gesprächspartner in diesem Audioalbum auf unterschiedliche Weise zu sprechen kommen, ist ein Gefühl der Verlassenheit, der Einsamkeit und andererseits der Entfremdung und Feindseligkeit gegenüber diesen Arbeitern an vorderster Front. Wir verstehen, dass es im öffentlichen Raum keine Geschichten über das Leben einer Gruppe von Menschen gibt, darüber, was es in diesem Fall bedeutet, an vorderster Front im Einsatz zu sein. Oder an vorderster Front zu leben. Nur Politiker und Experten sprechen in den Medien weiter über die Lage und das kann nicht jene Solidarität wecken, die wichtig ist. Das Wort „Solidarität“ fehlt übrigens im Wortschatz der Politiker“, unterstreicht Stanislaw Dodow.
„Für eine Gesellschaft, der jahrzehntelang in verschiedenen Formen eingeredet wurde, das Wichtigste sei es, sich für sich selbst zu sorgen, sich selbst zu entwickeln usw. ist es schwierig, über Nacht oder in diesem konkreten Fall in zwei Jahren auf Solidarität umzuschalten. Aber es muss ganz klar wiederholt werden, dass die Menschen in Bulgarien keine bösen oder dunklen Balkangestalten sind, die hassen oder dumm sind - das wäre extrem schädlich. Solche Kommentare bekommen wir aber oft von Experten zu hören. Aber nein, es ist nur eine Gesellschaft, die vergessen hat, warum und wie man Solidarität an den Tag legt“, sagt Stanislaw Dodow.
In den Medien scheint öffentliche „Solidarität“ vor allem mit Impfungen, dem Tragen von Masken und der Einhaltung von Abstand verbunden zu sein – „um uns selbst und damit andere zu schützen“. Solidarität ist aber weitaus mehr, ist Dodow überzeugt.
In diesem Sinne sind wir noch nicht zu der Erkenntnis gekommen, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen. Aber wir haben aus dem Projekt sicherlich verstanden, was die Menschen, dank derer Arbeit unsere Gesellschaft funktioniert, nicht wollen – eine Gesellschaft, in der jeder für sich selbst entscheidet, sagte Stanislaw Dodow abschließend.
Autor: Wessela Krastewa (nach einem Interview von Nikoleta Atanassowa, BNR-Inlandsprogramm „Christo Botew“
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: @dversiamagazine, BGNESDer 17. September ist der Feiertag der Stadt Sofia sowie der Tag, an dem die Heiligen Märtyrerinnen Glaube, Hoffnung, Liebe und ihre Mutter Sofia geehrt werden. Ihren Namen erhielt die Stadt von der Basilika „Hl. Sofia“ im Zentrum der Hauptstadt,..
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