„Was derzeit in der Ukraine passiert, ist ein absoluter Albtraum, das Produkt eines ungesunden Geistes“. Mit dieser Feststellung beginnt das Gespräch mit Borjana Ventzislavova, eine Künstlerin, die sich in ihrer Arbeit mit allen möglichen Aspekten der menschlichen Existenz auseinandersetzt. Der Beginn des Krieges traf sie in der Heimat, während sie sich auf die Eröffnung ihrer neuesten Ausstellung „We/re nature“ in der Nationalen Kunstgalerie „Quadrat 500“ vorbereitet. Das Projekt thematisiert die kriegerische Haltung von uns Menschen gegenüber der Natur und ist ein Aufruf für einen Wandel im Umgang mit der Umwelt und ihren Ressourcen, bevor es zu spät ist. Es ist eine künstlerische Erzählung über den Krieg vor dem Krieg.
Das Projekt läuft parallel an zwei Orten in Sofia – in der großen Ausstellung in der Nationalen Kunstgalerie und der Vorpremierenausstellung „If You Want It“ im „UniCredit“ Studio.
„Vor einem Monat konnte ich nicht ahnen, dass das Wort Krieg, mit dem ich mich auseinandersetze, wieder relevant sein wird, und zwar so nah an unserem Zuhause“, sagt Borjana Ventzislavova, die das Gesamtprojekt „We/re nature“ seit mehr als zehn Jahren entwickelt. Zum ersten Mal hat sie es 2021 im Kunstforum in Wien gezeigt, wo sie seit 25 Jahren lebt.
In der Galerie „Quadrat 500“ sind eine Reihe von Fotografien, ein 27-minütiger Film und eine Installation aus natürlichen Objekten und künstlichem Neonlicht zu sehen, die sich im Raum der Galerie einfügen. Durch all diese unterschiedlichen künstlerischen Techniken bringt Borjana ihre feste Überzeugung zum Ausdruck, dass die Zeit gekommen ist, sehr viele Dinge zu überdenken und zu verändern.
Identität, Mobilität, das Überschreiten von sozialen, geografischen und kulturellen Grenzen, soziale Beziehungen, die Erforschung der Wechselwirkungen zwischen individuellen und kollektiven Geschichten – all das steht im Mittelpunkt der kreativen Suche der Künstlerin. Sie selbst stellte sich als 19-Jährige der Eklektik des Lebens in Wien, wo sie ihr Studium an der Universität für angewandte Kunst absolvierte.
„Österreich ist ein Staat, der viel Wert auf Kunst und Kultur legt und das ist der Grund, weshalb ich auch nach dem Studium geblieben bin und nun schon 25 Jahre in Wien lebe“, sagt Borjana Ventzislavova, die für ihre Verdienste in den visuellen Künsten mit der österreichischen Staatsbürgerschaft und dem Wiener Preis für 2017 ausgezeichnet wurde.
In den 1990er Jahren war sie beeindruckt von der regen Teilnahme der Österreicher am politischen Leben und den Bestrebungen der Menschen, etwas zu verändern. Ihr imponiert bis heute, dass die Menschen nicht apathisch dem gegenüberstehen, was um sie herum geschieht.
„In den letzten Jahren hat sich auch in Bulgarien etwas in dieser Richtung verändert und die Menschen äußern ihre Unzufriedenheit, aber wir sind noch weit davon entfernt, eine Parallele zur Situation in Österreich zu ziehen“, stellt sie fest. „Der Bulgare ist von Natur aus pessimistisch. Ihm fehlt der Glaube, dass er etwas ändern kann, dass die Dinge von uns selbst abhängen“, sagt die Künstlerin und versucht, eine Erklärung dafür in der Geschichte und in der Politik zu suchen. Für sie sind die Ukrainer derzeit ein unglaubliches Beispiel, die großen Respekt dafür verdienen, wie sie auf das Geschehen in ihrem Land reagieren.
„Ich habe viele ukrainische Kollegen, die die Möglichkeit hatten und immer noch haben, das Land zu verlassen. Sie haben sich entschieden, zu bleiben. Diese Motivation und Widerstandskraft verdient absoluten Respekt“, unterstreicht Borjana Ventzislavova und wünscht allen Menschen und sich selbst Frieden und Gesundheit.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Irina Nedewa, nationalgallery.bgViele Bürgerinnen und Bürger haben die Gelegenheit genutzt, um die Handschrift von Enina und das Triodion von Argirow zu sehen, die heute, am 20. Januar, für zwei Stunden in der Nationalbibliothek „Hll. Kyrill und Method“ ausgestellt wurden...
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