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Das dritte Jahr in Folge wird die Gruppe für authentische Folklore am Volkskulturhaus „Christo Botew 1889“ in Kojnare bei Plewen einen der schönsten und populärsten Bräuche, Kumitschene genannt, nachstellen, der für den Nordwesten Bulgariens typisch ist. Wie jedes Frühlingsfest aus dem bulgarischen Folklorekalender ist auch dieser Brauch mit viel Humor, Liedern und Tänzen verbunden. Initiatorin der Idee, diesen alten Brauch nachzustellen, ist die Heimatforscherin und Sammlerin Tanja Kirowska-Gramatikowa. Sie erklärt, dass der Brauch genau eine Woche vor Ostern, am Palmsonntag, zelebriert wird. Die Vorbereitungen darauf beginnen in Kojnare am Tag davor. Die Lazarus-Mädchen flechten die Kränze, die ihre Köpfe schmücken werden, und bereiten die Schaukel vor. Vorher wurde das Ritualbrot, das Kukla genannt (zu Deutsch Puppe), mit einer Münze obendrauf gebacken.

„Am Palmsonntag besuchen die Mädchen die Kirche, nehmen von dort Weidenzweige mit und werden vom Geistlichen gesegnet. Da es ein Volksfest ist, das an einem Kirchentag stattfindet, stellt es kein Widerspruch dar. Anschließend gehen sie, angeführt von einer älteren Frau, zum Iskar-Fluss und zelebrieren dort das Ritual Kumitschene“, erklärt Tanja Kirowska-Gramatikowa den Verlauf.

Am Fluss bricht jede Jungfrau ein Stück von ihrem rituellen Brot ab und schmückt es mit einer Blume aus ihrem Kranz. Die ältere Frau ordnet die Brotstücke auf einem speziellen flachen Brett, das einst zum Waschen von Teppichen und Wollstoffen verwendet wurde.

„Die Brotstücke werden nicht ins Wasser geworfen, sondern vorsichtig hineingetaucht, so dass alle gleichzeitig im Wasser landen. Das Ritual wird dreimal in völliger Stille vollführt. Erst beim dritten Mal wird die „Kumiza“ gewählt. Das ist das Mädchen, dessen Brotstück zuerst auftaucht. Das ist das Besondere am Brauch, das in Kojnare vollführt wird. Es wird daran geglaubt, dass dieses Mädchen das Erste sein wird, das in diesem Jahr heiratet. Zum Abschluss werden die Blumenkränze abgenommen und ebenfalls ins Wasser geworfen und dabei Segenswünsche ausgesprochen.“

Nachdem die Kumiza ausgewählt wurde, wird sie von zwei Mädchen zur Schaukel getragen, die ein authentisches Volkslied aus Kojnare singen. Dort warten bereits die jungen Burschen auf sie. Einer der Junggesellen schwingt die Schaukel, dann beginnen alle mit verschiedenen Spielen und Tänzen auf dem Rasen, haben Spaß, singen Lieder über Liebe, Frühling und Verlobung, denn Kumitchene ist eigentlich ein Verlobungsbrauch, an dem heiratsfähige Mädchen teilnehmen.

Bei der Nachstellung des Brauchs Kumitschene werden die Mädchen und jungen Männer von Kojnare erneut prächtige, über 100 Jahre alte, authentische Trachten aus Nordbulgarien tragen, die zur persönlichen Sammlung von Tanja Kirowska-Gramatikowa gehören. Die Nachstellung unter ihrer Leitung wurde 2022 auf dem Nationalen Volkskunstfestival in Kopriwstiza mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

„Ich dachte, dass es sehr schwierig für mich sein wird, junge Leute zu finden, die sich dieser Gruppe anschließen und sich mit alten Menschen, Liedern und Bräuchen beschäftigen wollen. Aber es hat sich herausgestellt, dass die Kinder begeistert und mit viel Herzblut bei der Sache sind. Dass wir so viel Erfolg haben, ist ihnen zu verdanken. Die jungen Menschen lieben die bulgarische Folklore. Es ist nur wichtig, dass der kleine Funke, der in ihnen lodert, entfacht wird, damit sie diesen Weg weitergehen."
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: zur Verfügung gestellt von der Stiftung "Die lebendigen bulgarischen Wurzeln"
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