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Weltpremiere der Radiooper „Das blaue Piano“ im Studio 1 des Bulgarischen Nationalen Rundfunks

Albena Petrovic-Vratchanska versetzt uns mit ihrem Werk in eine scheinbar vergangene Zeit

Foto: albena-petrovic-vratchanska.com

Die Radiooper „Das blaue Piano“ von Albena Petrovic-Vratchanska wird am heutigen 3. Mai im Studio 1 des Bulgarischen Nationalen Rundfunks (BNR) im Rahmen des internationalen Festivals „Sofioter Musikwochen“ ihre lang erwartete Uraufführung haben. Der Titel des Werks ist eine Hommage an die Dichterin Elsa Lasker-Schüler, die ihre Kindheitserinnerungen an ihr erstes Klavier im wohlhabenden Haus ihrer Eltern in Reimen fasste, nachdem sie Nazideutschland verlassen hatte.

„Das blaue Piano“ schildert die Lebensschicksale zweier Pianistinnen, die in Konzentrationslagern deportiert wurden - Vera Lotar-Shevchenko und Alice Herz-Sommer. Die in Turin geborene und in Nowosibirsk verstorbene Vera wurde in Stalins Gulag verbannt, wo sie nachts auf den Holzlatten der Betten der Gefangenen übte, auf denen die Klaviertasten mit Hilfe eines Küchenmessers geschnitzt waren. Alice entstammt einer jüdischen Familie aus Prag. Sie wurde vom Naziregime nach Theresienstadt verbannt, wo sie mehr als hundert Konzerte gab. Doch wie sie selbst sagte, war die Musik ihre Nahrung.

„Jeder Künstler und Mensch hat sein eigenes Seelenleben, seine eigenen Themen, die ihm sehr nahestehen“, sagte Albena Petrovic-Vratchanska. „Die Geschichten, Ideen und all die Dinge, die einen begeistern, scheinen wie in einer Schachtel verschlossen zu sein. Eines dieser Themen ist der Zweiter Weltkrieg und Diktatoren, die daraus resultierenden Probleme und die seltsamen Veränderungen im menschlichen Leben. Die Menschen leben glücklich, aber irgendwann bricht ein Krieg aus und die Tragödien prägen ihr Leben wie im Beispiel der beiden Pianistinnen in dieser Oper.“

Albena Petrovic-Vratchanska auf der Pressenkonferenz im BNR anlässlich der Weltpremiere ihrer Radiooper „Das blaue Piano“

Die Erinnerungen der Frauen, die die Todeslager überlebt haben, werden in dem in den 1920er Jahren entstandenen Musikgenre wieder auferstehen. Im letzten Jahrhundert wurde das Radio zum wichtigsten Kommunikationsmittel nachdem die Theater dem Krieg zum Opfer gefallen waren. In der Oper „Das blaue Piano“ werden die Sopranistin Sintiya Knokh, die Mezzosopranistin Naama Liani, die Bratschistin Stefania Yankova, der Schlagzeuger Boris Budinov, der Pianist Miroslaw Georgiew und das Kammerensemble für zeitgenössische Musik MYX`D auftreten. In die Rolle des Vorlesers schlüpft der Autor des Librettos und der Inszenierung Matthias Vogt.

Die dramaturgische Linie des Stücks beginnt in der Hölle und endet mit einer Apotheose über die Kraft der Musik. Zitate aus antisemitischen Gesetzen stehen im Kontrast zu Gedichten von Marina Tsvetaeva und Elsa Lasker-Schüler. In der Partitur kommen ungewöhnliche Mittel zu Einsatz, um ein Klangfeld zu erzeugen wie Gummienten und tibetische Klangschalen. Am Ende der Oper ahmt ein anderes seltsames Instrument den Klang des des Paradieses nach. Obwohl die Komponistin die zeitgenössische Musiksprache verwendet, sind die Gesangspartien melodisch.

Albena Petrovic-Vratchanska hat über 600 Werke verschiedener Genres komponiert, darunter acht Opern. Das letzte von ihr komponierte akustisch-elektronisch Stück ist in Zusammenarbeit mit Manuela Bontchewa entstanden. Es wird das Publikum der Sofioter Oper am 25. Juni die Welt der Träume entführen.

Die Komponistin ließ sich 1996 in Luxemburg nieder, wo sie zeitgenössische Kompositionstechniken und Computermusik studierte. 2009 gründete sie den Internationalen Kompositionswettbewerb für Kinder.

„Kinder lassen sich von dem inspirieren, was ihnen die Familie, Lehrer und die Gesellschaft vermitteln“, sagt Albena Petrovic-Vratchanska. Während unser Bewusstsein in einer anderen Zeit geformt wurde, entsteht ihr Weltbild heute und es ist sehr wichtig, sie in tiefere und ernstere Dinge einzuführen, eine echte Vorstellung davon aufzubauen – nicht nur von dieser digitalen Welt, in der sie geboren werden und aufwachsen. Deshalb sollten die jungen Menschen auch Werke kennenlernen, die sich der Vergangenheit zuwenden, die von Tragödien oder allgemeinmenschlichen Themen inspiriert sind.“

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: albena-petrovic-vratchanska.com, Diana Zankowa



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