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Tryphon Silyanovski – der Freigeist, den die kommunistischen Behörden nicht brechen konnten

Foto: Diana Zankowa

Ende 2023 wurde der 100. Geburtstag von Tryphon Silyanovski – Komponist, Konzertpianist, Musikwissenschaftler, Philosoph, Theologe begangen. Sein Jubiläum wurde von wenigen Musikgemeinschaften bescheiden gefeiert, im Gegensatz zu der würdevollen Anerkennung, die ihm die katholische Kirche am Tag der Wertschätzung und Erinnerung an die Opfer des kommunistischen Regimes zuteil werden ließ.
Tryphon Silyanovski wuchs in einem elitären Umfeld auf und teilte seine Interessen zwischen der lateinischen Sprache, Musik und Rechtswissenschaft. Nach dem Abschluss des klassischen Gymnasiums in Sofia ging er nach Österreich, wo er an der Universität Wien Kunstgeschichte und Stilistik studierte und gleichzeitig am Konservatorium beim großen Pianisten Wilhelm Kempf studierte. Nach seiner Rückkehr in seine Heimat schloss er sein Studium in drei Hauptfächern ab: Komposition in der Klasse von Pantscho Wladigerow, Klavier in der Klasse von Dimitar Nenow an der Staatlichen Musikakademie und Jura an der Universität Sofia.

Tryphon Silyanovski
1948 gewann Tryphon Silyanovski den zweiten Preis beim Gesamtbulgarischen Wettbewerb für Sänger und Instrumentalisten, bei dem die höchste Auszeichnung an André Boucourechliev ging. Dem Gewinner gelang es, nach Frankreich auszureisen, wo er sich als Komponist etablierte, während der Zweitplatzierte im Straflager von Belene landete, wo während des Kommunismus viele Gegner des Regimes getötet wurden.
„Es war am 2. Juli 1949, am Tag des Todes von Georgi Dimitroff. Wir probten im Saal „Bulgaria“. Am nächsten Tag sollte es ein Konzert im Konservatorium geben und ich wollte Beethoven spielen. Während der Probe kam ein Mann herein, unterbrach uns und sagte, dass Georgi Dimitroff gestorben sei und es überhaupt kein Konzert geben würde. Wir stellten die Probe ein und gingen hinter die Bühne, wo Porträts von Dimitroff, Lenin und Stalin hingen. Ich sagte beiläufig: „Diese beiden sind gestorben, aber wann wird der Dritte gehen und meinte dabei Stalin. Ich hatte schon zuvor ähnliche Äußerungen gemacht. Am 6. Juli um 6:30 Uhr morgens trafen ein Polizist und zwei Zivilisten ein und führten eine Durchsuchung durch. Ich sollte nur für ein kurzes Verhör mitkommen...“, zitiert die Stiftung "Belene" die schmerzhaften Erinnerungen von Tryphon Silyanovski.

Petar Sankow
Der Abtransport in einem Viehwaggon, die Nächte bei minus 28 Grad in Erdhütten, das Ausheben von Gräbern für die Toten, die Schläge, die Aufenthalte im Karzer, die 15-stündige Zwangsarbeit im Schlamm und in den Minen, der Hunger und das „Festessen“ aus Schlangen als die größte Delikatesse  - daraus bestanden drei Jahre lang die Tage und Nächte dieses „Volksfeindes“ in den Konzentrationslagern Bulgariens.

Nach seiner Entlassung stand er vor einer neuen Prüfung seiner geistigen Stärke - wieder Klavier zu spielen und seine Klaviertechnik wiederzuerlangen.
Ein heller Strahl im Leben von Tryphon Silyanovski war die Anerkennung vieler Musiker, die ihm vor einem Konzert ihr Klavierprogramm vortrugen, um von ihm Ratschläge zu bekommen und sein Verständnis für die Interpretation eines bestimmten Werkes einzuholen und natürlich sein geheimes Treffen mit Dmitri Schostakowitsch im Jahr 1958, der vom bulgarischen Komponistenverband zu einem Besuch in unserem Land eingeladen wurde. Zu dieser Zeit war Tryphon Silyanovski verboten. Er aber hatte eigene Kompositionen parat, die er in einer Schublade aufbewahrte.
Das Treffen mit Schostakowitsch fand im Haus von Tryphon Silyanovski statt und er konnte seine Partituren zeigen. Vielleicht aufgrund der Ehre, die ihm ein so großer Komponist erwies, durfte Tryphon Silyanovski 1973 zusammen mit dem damaligen Direktor der Sofioter Oper, Prof. Plamen Kartalow, die Kammeroper in Blagoewgrad gründen und später an der Hochschule für Musikpädagogen in Plowdiw unterrichten. Nach dem Sturz des kommunistischen Regimes am 10. November 1989 gelang es ihm, mit Studenten der Nationalen Musikakademie zusammenzuarbeiten bis er 2005 im Alter von 82 Jahren unsere Welt verließ.

Tryphon Silyanovski komponierte drei Symphonien, drei Konzerte für Streichorchester, ein Konzert für Klavier und Orchester, Lieder nach Gedichten von Rilke für Sopran und Klavier (linke Hand), Sonaten für Violine, Bratsche, Cello, religiöse Werke, schrieb eine Vielzahl von Studien im Bereich der Philosophie, Ästhetik, Theologie, Kunstgeschichte und der musikalischen Interpretation.

Übersetzung: Antonia Iliewa

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