Wie viele Bulgaren auf der Karibikinsel Jamaika leben, ist nicht genau bekannt.
Doch als Beleg für die These, dass es auf der Welt kaum einen Ort gibt, an dem sich nicht mindestens ein Bulgare niedergelassen hat, gilt das Beispiel der Regisseurin Ina Sotirowa. Seit zehn Jahren lebt sie auf Jamaika und besitzt sowohl die bulgarische als auch die jamaikanische Staatsbürgerschaft. Ursprünglich reiste sie für ein Jahr in die Hauptstadt Kingston, um ihre Mutter zu begleiten, die dort eine Anstellung bei der Weltbank annahm.
„Am Ende jenes Jahres, das ich mir genommen hatte, um herauszufinden, wie es sich auf Jamaika lebt, erhielt ich ein Angebot, Jugendlichen aus den Ghettos Filmunterricht zu geben und an einer Dokuserie mitzuarbeiten“, erinnert sich Ina Sotirowa. Der Kurs war dem Medium Film gewidmet, ihre Aufgabe jedoch bestand im Drehbuchunterricht – obwohl sie selbst noch nie ein Drehbuch verfasst hatte. Dank ihrer Kenntnisse in Kameraführung, Dokumentarfilm und Journalismus bereitete sie sich innerhalb von zwei Wochen intensiv vor.
„Das erste Jahr war ein Testlauf, aber durch viele weitere Kurse, an denen ich teilnahm, lernte ich viel über das Schreiben und Redigieren von Drehbüchern“, sagte Sotirowa.
Sie schreckt nicht vor neuen Herausforderungen zurück. Seit ihrem zwölften Lebensjahr lebt sie aufgrund der diplomatischen Tätigkeit ihrer Familie in verschiedenen Ländern. Sie studierte in Großbritannien, den USA und Kanada.
Die Inspiration, Fotoreporterin zu werden, fand sie in Barcelona – einer weiteren Station ihres Lebens. Dort erinnerte sie sich an ihre frühe Liebe zur Fotografie und traf ihren ersten Mentor im Bereich des Fotojournalismus. Der Traum, für „National Geographic“ zu arbeiten, erfüllte sich jedoch nicht. Stattdessen kehrte sie zum Film zurück – einem Bereich, in dem sie bereits als Studentin in New York erste Erfahrungen gesammelt hatte.
„Damals drehte ich einige Kurzfilme. Meine Abschlussarbeit war der Film ‚Freedom2Dance‘, der 2012 auch in Bulgarien gezeigt wurde. Darin geht es um ein Gesetz in New York, das von 1926 bis 2017 das Tanzen in Clubs verbot – in der Stadt, die niemals schläft“, so Ina Sotirowa.
Ihr jüngster Filmerfolg ist der Kurzfilm „Stinky Mango“ („Stinkende Mango“), der beim Festival „Diversity in Cannes“ mehrfach nominiert wurde und den Preis für das beste Schauspielteams gewann. Beim jamaikanischen Festival „Films That Move“ wurde er außerdem für innovatives Storytelling ausgezeichnet.
„Die stinkende Mango ist eine Metapher dafür, was passiert, wenn wir unsere Gefühle verdrängen, statt sie zu verarbeiten. Sie beginnen in uns zu verfaulen und machen uns krank. Diese Idee ist der Ausgangspunkt für meinen Langfilm ‚Mango Magic‘, der derzeit in Entwicklung ist. Er zeigt Wege auf, wie wir mit Emotionen umgehen können – und welche Kraft in jedem einzelnen Gefühl steckt“, erläutert Sotirowa.
Im Mittelpunkt steht die männliche Gefühlswelt und der weitverbreitete Stereotyp, dass „Männer niemals weinen“.
„Ich sehe, wie schwer es meinem Vater und anderen Männern in meinem Leben fällt, sich einzugestehen, was in ihnen vorgeht. Das liegt meiner Meinung nach an kulturellen Prägungen, nicht an der menschlichen Natur – denn wir alle sind dazu geschaffen, mit unseren Emotionen umzugehen. Im Film „Stinkende Mango“ fällt mehrfach der Satz: ‚Echte Männer weinen nicht, sie spüren keinen Schmerz und keine Trauer – sie müssen stark sein.‘ Als ich mich mit den Statistiken befasste, stellte sich heraus, dass sich Männer weltweit deutlich häufiger das Leben nehmen als Frauen – in allen Ländern, von vier- bis zwanzigmal öfter. Ganz zu schweigen von ihrer Neigung zu häuslicher Gewalt. Deshalb lautet die zentrale Botschaft des Films: ‚Feel to heal – Fühle, um zu heilen‘“, so die bulgarische Filmemacherin abschließend.
Autor: Joan Kolew
Übersetzt und veröffentlicht von Lyubomir Kolarov
Redaktion: Rossiza Radulowa
Fotos: Mango Magic Movie, imdb.com, Privatarchiv von Ina Sotirowa
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