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Dokumentarfilm erzählt die Geschichte des bulgarischen Folkloreensembles "Lazarka" aus München

Die Tänzer nahmen am ersten Treffen bulgarischer Folkloregruppen aus dem Ausland in Weliko Tarnowo teil

Tanzensemble "Lazarka"
Foto: Facebook/ Lazarka

Die bulgarischen Tanzensembles im Ausland, die sich der bulgarischen Folklore verschrieben haben, werden in den letzten Jahren immer zahlreicher, ebenso wie die Sonntagsschulen. Es sind wichtige Begegnungsstätten von im Ausland lebenden Landsleuten, die ihnen Halt bieten und helfen, die Verbindung zu ihren Wurzeln und der Heimat nicht abzubrechen. 
Einige dieser Tanzgruppen haben sich im Rahmen des ersten Festivals bulgarischer Folkloregruppen aus dem Ausland vom 23. bis 26. Juli in Weliko Tarnowo erstmals vor heimischem Publikum vorgestellt.


Zu den Teilnehmern dieser inspirierenden Veranstaltung gehörten neun Folkloregruppen aus Deutschland, Italien, Frankreich, Rumänien, Ungarn und Schweden, darunter auch die Amateur-Tänzer des 1991 in München gegründeten Ensembles „Lazarka“ sowie zwei Solistinnen aus Deutschland und Argentinien.
„Begründer des Ensembles „Lazarka“ ist der Choreograf Beltcho Stanew, der seit Ende der 1980iger Jahre Seminare über bulgarische Folklore in Deutschland und anderen europäischen Ländern veranstaltet. In München hat er gute Tänzer gefunden und es deshalb gewagt, mit ihnen und mit Deutschen das Tanzen im Blut haben, eine Tanzgruppe zu bilden“, erzählt der derzeitige Leiter des Ensembles „Lazarka“, Plamen Petkow, in einem Interview für Radio Bulgarien.

Plamen Petkow
Plamen Petkow nahm im Jahr 2000 ein Stellenangebot eines deutschen Unternehmens an und gehörte zu den einen bulgarischen IT-Spezialisten in Deutschland. Dort traf er viele Bulgaren aus der sogenannten alten Emigration, die ihm halfen, sich an die deutsche Umgebung anzupassen, was seiner Meinung nach für jemanden, der zuvor noch nie in diesem Land gelebt hatte, gar nicht so einfach war. Ein wichtiger Schritt der Anpassung an das Leben in Deutschland war sein Beitritt zum Folkloreensemble „Lazarka“, dessen Leiter er zehn Jahre später wurde.



„Die größte Überraschung damals als ich 2000 nach Deutschland kam, war, dass ich auf eine Gruppe von 30 Deutschen traf, die wunderschöne bulgarische Volkstänze tanzten. Mit der Zeit verlagerte sich der Fokus jedoch auf Bulgaren, die nach dem Beitritt Bulgariens zur EU 2007 ins Land kamen, sodass die Gruppe mittlerweile ausschließlich aus Bulgaren besteht. Die Deutschen haben sich aus verschiedenen Gründen nach und nach zurückgezogen, vor allem, weil sie ein Alter erreicht haben, in dem sie mit dem Tempo unserer Tänze nicht mehr mithalten konnten. Sie sind aber treue Freunde geblieben und kommen bei jeder Gelegenheit immer noch zum Tanzen zu uns. Auch abseits der Bühne sind wir immer zusammen“, erzählt der heutige Leiter von „Lazarka“ und fügt hinzu, dass viele von ihnen Bulgarisch verstehen und Bulgarien lieben und ein besonderes Verhältnis zu unserem Land haben.



„Derzeit besteht das Ensemble aus 45 Mitgliedern. Getanzt werden Tänze aus allen Folkloregebieten Bulgariens. Der letzte einstudierte Tanz, der noch nie auf einer Bühne gezeigt wurde, stammt aus der Region Pirin“, verrät Plamen Petkow und erzählt, dass zum Ensemble auch verschiedene Volkstanzgruppen gehören, die aus etwa 50 bis 60 Personen bestehen. „Das bedeutet, dass unter dem Namen „Lazarka“ mehr als 100 Personen vereint sind.“
Die Volkstänzer aus München werden Gastgeber der 11. Ausgabe des Folkloretreffens „Auf dem Dorfplatz des anderen Bulgarien“ sein, das 2026 stattfinden soll. 

Yoan Kadiev
Um das 30-jährige Jubiläum der Folkloretanzgruppe „Lazarka“ gebührend zu feiern, entstand die Idee, einen Dokumentarfilm zu drehen, der die Geschichte des Ensembles erzählt. Regisseur des Projekts ist Joan Kadiew, der im Interview für Radio Bulgarien über seine Eindrücke von der Begegnung mit den Tänzern berichtete und sogar ein Geheimnis von sich preis gab.
„Bei der Begegnung mit dem Tanzensemble habe ich etwas für mich entdeckt, dass ich bis dahin nicht kannte und das ist die bulgarische Folklore“, gesteht der junge Regisseur. „Ich bin nicht so bewandert in der Volkskunst und begann, mir Fragen zu meiner Identität zu stellen. Bei den Tänzern von „Lazarka“ habe ich eine faszinierende Aufrichtigkeit gesehen. Vermutlich weil es im Ausland lebende Bulgaren sind, ist bei ihnen das Gefühl, Bulgaren zu sein, besonders ausgeprägt und das veranlasst sie dazu, aktiver zu zeigen, wer sie sind.“



Der Film wurde teilweise vom Nationalen Kulturfonds finanziert. Die Idee des Regisseurs ist es, ihn zu einem Spielfilm auszubauen, der sich nicht nur auf das Münchner Ensemble „Lazarka“ konzentriert, sondern die bulgarische Folklore aus der Sicht der Bulgaren im Ausland und der Ausländer, die mit ihrer Magie in Berührung gekommen sind, erzählt. Denn die bulgarischen Folkloregruppen im Ausland bauen Brücken und wie der Leiter einer der ältesten bulgarischen Tanzgruppen in Deutschland, Plamen Petkow, vor zwei Jahren für Radio Bulgarien erklärte: „Jede Folkloregruppe soll sich als Erbauer dieser Brücke fühlen, der Brücke zwischen Bulgarien und dem Land oder der Stadt, in der sie sich befindet!“

Yoan Kadiev (links) und Joan Kolew


Übersetzt und veröffentlicht von Georgetta Janewa
Fotos: Facebook/ Yoan Kadiev, Facebook/ Plamen Petkov, Facebook/ Lazarka, Krassimir Martinow



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