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Wahrzeichen bulgarischer Musikkultur: Filip Kutew – „Todora hat sich hingelegt“

Foto: philipkoutev.com

Der bedeutende bulgarische Musiker Filip Kutew (1903–1982) war ein herausragender und eigenständiger Schöpfer, Vertreter der sogenannten „zweiten Generation“ bulgarischer Komponisten. 1951 gründete er zusammen mit seiner Ehefrau Maria Kutewa (Philologin und Folkloristin) das Staatliche Ensemble für Volkslieder und -tänze, das den Beginn der Bewegung „Volkschöre und -ensembles“ in Bulgarien markierte. 


Bis zu seinem Tod war Filip Kutew künstlerischer Leiter des Ensembles. Er prägte dessen hohes professionelles Niveau und trug wesentlich zu seiner weltweiten Popularität bei.

Kutew war auch der erste, der einstimmige Volkslieder für mehrstimmigen Chor bearbeitete, ohne die ursprüngliche Melodie zu verändern. Sein Schaffen auf der Grundlage bulgarischer Folklore wurde zur stilbildenden Klassik und zum Maßstab für viele andere bulgarische Komponisten auf diesem Gebiet. Zahlreiche seiner Werke gelten heute selbst als authentischer Folklore und sind zu einem musikalischen Wahrzeichen Bulgariens in der Welt geworden. Doch ein Lied ragt in seiner Popularität besonders heraus.


Die Geschichte von „Todora hat sich hingelegt“ erzählte am besten seine Ehefrau und Weggefährtin, die geistige Mutter des Ensembles „Filip Kutew“, Maria Kutewa:

„Helferinnen von Filip Kutew bei der Arbeit mit dem Chor waren die Schwestern Pawlina und Paraskewa Popowa aus dem Dorf Kalugerowo im Gebiet Pasardschik. Beide waren gebildet, bescheiden und fleißig – sie studierten die einzelnen Stimmen mit größter Gewissenhaftigkeit, zumal anfangs alles nur nach Gehör gelernt wurde… Einige Jahre später wurde Pawlina Popowa (Bedrowa) offiziell ‚Chorleiterin‘, während Paraskewa ihre Assistentin war…


Es war 1953. Im Frühling waren wir zum ersten Mal im Ausland – das Ensemble nahm am Musikfestival „Prager Frühling“ in der Tschechoslowakei teil. Der Erfolg war außergewöhnlich. /…/ Wenig später wirkten wir auch beim IV. Weltjugendfestival in Bukarest mit… Auf der Rückreise hielten wir mit dem Bus am Donauufer. Es war Abend, alle setzten sich in kleinen Gruppen direkt auf die Erde. Auch die Sängerinnen bildeten einen Kreis und begannen, für sich zu singen. Da stimmte Pascha (Paraskewa – Anm. d. Red.) Popowa ein scheinbar schlichtes Lied an – „Todora hat sich hingelegt“. Pawlina fiel ein, dann alle anderen. Ob es die vom Erfolgsdruck befreite Stimmung der Mädchen war, die Freude des Augenblicks, die frische Donauabendluft mit den letzten Strahlen der untergehenden Sonne oder das Glück, wieder nach Hause zu fahren – wohl all das zusammen machte die Wirkung unvergesslich.



Dieses zweittaktige, strophische Lied hatten wir schon früher gehört. Doch diesmal ergriff es uns zutiefst… Die kurze Pause nach unserer Rückkehr war ganz diesem Lied gewidmet. Kutew bearbeitete es für einen antiphonischen Chor – mit harmonisierter Melodie und einem Vokalquartett. Dieses Quartett schrieb er vollständig selbst, wie er es als natürliche Fortsetzung der schlichten Melodie empfand. Als wir im Herbst 1953 die Arbeit wieder aufnahmen, war das Lied in endgültiger Form fertig… Alle verliebten sich so sehr in dieses Lied, dass es damals wie heute ein Traum vieler Sängerinnen ist, Teil des Quartetts zu sein…“

Aufnahme vom Film „The Banshees of Inisherin“

„Todora hat sich hingelegt“ – einer der inoffiziellen Hymnen Bulgariens – ist bis heute das Symbol des Nationalen Folkloreensembles „Filip Kutew“. Ein ganzes Jahr lang diente das Lied auf Wunsch der Hörer als Erkennungsmelodie einer der beliebtesten Radiosendungen in Japan. Sechs Jahrzehnte nach seiner Entstehung erklang es im erfolgreichen Spielfilm „The Banshees of Inisherin“, der 2023 acht Oscar-Nominierungen, vier BAFTA-Preise und zwei Golden Globes erhielt.

Hier die meisterhafte Interpretation der Sängerinnen des Ensembles „Filip Kutew“ mit den Solistinnen Werka Siderowa, Janka Tanewa, Rosa Zwetkowa und Sidera Nikolowa.



Autorin: Zwetana Tontschewa

Übersetzt und veröffentlicht von Lyubomir Kolarov

Fotos: philipkoutev.com, clubabagar.com, Facebook /The Banshees Of Inisherin



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