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Der Künstler Iwajlo Kamenow ruft mit der Ausstellung "Erlösung" zur Demut auf

Foto: sbh.bg

Mit seiner Ausstellung „Erlösung“, die Bilder und Plastiken umfasst, will Iwajlo Kamenow zum Nachdenken anregen und dazu aufrufen, angesichts der Unausweichlichkeit des vergänglichen irdischen Weges Demut zu üben. Die Ausstellung ist in der Galerie und Buchhandlung „Sofia Press“ in Sofia in der Slawjanska-Straße 29 zu sehen. Die Botschaft richtet der Künstler jedoch vor allem an sich selbst, denn er ist überzeugt, dass jeder Mensch sein eigenes Heil suchen muss.


„Sicherlich haben mich meine eigenen Sünden dazu gebracht, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen“, sagt Iwajlo Kamenow in einem Interview für Radio Bulgarien. „Es kommt der Moment, in dem man beschließt, dass es Zeit ist, für das zu büßen, was man anderen, aber auch sich selbst angetan hat. Kunst allein reicht nicht aus. Sie kann nur zum Nachdenken anregen. Es gibt viele andere Dinge, die man tun muss, um eventuell erlöst zu werden. Ich hoffe, dass die Werke in der Ausstellung die Menschen dazu anregen, über die Worte nachzudenken, die sie vor allem sich selbst gegenüber aussprechen sollten.“

Iwajlo Kamenow bei der Eröffnung der Ausstellung

Anstatt uns nur auf unsere Fehler und Probleme zu konzentrieren, wäre es nicht sinnvoller, uns der Welt um uns herum zu öffnen, da jeder von uns Teil des Ganzen ist und wir, wenn wir untätig bleiben, weiterhin in Unfrieden leben werden, für den wir einen Teil der Verantwortung tragen?


„Ich glaube, dass jeder Mensch zuerst sich selbst kennenlernen muss, um dann mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten“, antwortet der Künstler. „Erst wenn wir uns uns selbst zuwenden und es schaffen, gut zu werden, können wir uns zusammenschließen und Gutes vollbringen. Wir können den Menschen nicht Gutes tun, ohne für sie ein Vorbild zu sein. Erst wenn ein Mensch Gott berührt, öffnet er sich für die ganze Welt.“


Im Wendejahr 1989, in dem das kommunistische Regimes in Bulgarien zusammenbrach, begann Iwajlo Kamenowmit der Arbeit an seiner ersten größeren Serie von Gemälden, deren verbindendes Thema der geistige und physische Kampf ist, den der moderne Mensch auf sich nehmen muss, erinnert sich der Kunsthistoriker Wassil Urumow. Dieses Thema wird zum festen Bestandteil des Schaffens von Kamenow, darunter auch in der Ausstellung „Erlösung”, die sich durch grobe Formen, schwere Pinselstriche und eindrucksvolle Erdtöne auszeichnet.


„In meinen Gesprächen mit Iwajlo Kamenow habe ich seine Idee, die Leidenschaft und den Wunsch entdeckt, den Weg zu sich selbst und zur Erlösung durch die Formen zu finden, die er transportiert, egal ob auf der Leinwand, im Bronzeguss oder in der Skulptur“, fügt Wassil Urumow hinzu. „Die Bilder kommen aus seinem Innersten, und im Prozess des Suchens und Nachdenkens findet er seinen Weg.“

Offen für den Schmerz und Sündenfall, schuf Iwajlo Kamenow eine Wandmalerei für wohltätige Zwecke für das Zentrale Gefängnis in Sofia,  vielleicht als erster Schritt zur „Erlösung“.


„Ich habe Wasserfälle gebaut, aber nicht so, wie sich die Menschen das vorstellen. Es schien, als würden die Wände wie Wasser hinunterfallen“, erklärt der Künstler. „Alles war in Wasser, weil Wasser reinigt. Es ist der beste Erlöser, denn alles fließt durch das Wasser hindurch und es wird rein. Deshalb ist dort alles in Wasserfällen.“


Der Mensch muss seine Entscheidung selbst treffen, man kann niemanden zu einer bestimmten Handlung zwingen, wenn er das nicht selbst will, glaubt Kamenow. Die Hoffnung liegt immer an einem Ort. „Wenn die Menschen an Gott glauben, egal ob sie Christen, Muslime, Buddhisten oder andere sind, denn Gott ist eins, dann werden die Dinge klar und die Menschen besser. Um Gott zu finden, müssen wir jedoch große Anstrengungen unternehmen“, glaubt der Künstler.


„Wir sind eher an strahlende, lächelnde, abstrakte Werke gewöhnt, während hier eine gewisse Strenge und Leidenschaft zu spüren ist“, sagt der Kunsthistoriker Wassil Urumow, der sich mit einer Einladung an Kunstinteressierte wendet, die Ausstellung zu besuchen. „Die Leinwand ist für Iwajlo Kamenow wie eine lebendige Materie. Sie bewegt sich unter seinem Pinsel und lenkt ihn, was zum Vorschein kommen soll. Der Arbeitsprozess dauert lange, aber am Ende entsteht ein interessantes Bild, dass anzuschauen es sich lohnt. Und es lohnt sich, beim Betrachten nachzudenken.“


Übersetzt und veröffentlicht von Georgetta Janewa

Fotos: Diana Zankowa, facebook.com/sofiapressgallery, sbh.bg




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