Anton-Konstantin Anastassow präsentierte seine Ausstellung „Korridor“ in der Jenifer Artemis Art Gallery in Sofia. Unbelastet von den Denkmustern älterer Generationen lässt er seinen in Träumen oder im Unterbewusstsein entstandenen Einsichten freien Lauf. „In der Ausstellung sind ziemlich seltsame und manchmal unheimliche Kreaturen zu sehen, aber das Wichtigste ist, dass wir offen für alle Möglichkeiten sind“, sagte der Künstler.

In dem mit Windungen, Türen und Schatten gefüllten Korridor wird der Mensch zerlegt, und seine Überreste werden in Vertreter der Tier- und Pflanzenwelt und sogar in das Interieur selbst eingebaut. Bei diesen zusammengesetzten Wesen hat der Kopf die Form eines Pferdes, eines Fisches oder eines Pilzes, während dem Homo sapiens offenbar nicht die Rolle des Denkens, sondern nur die des Gehorsams zukommt. All dies vermittelt das Gefühl einer Apokalypse, in der die Wesen, die als niedriger als wir angesehen werden, am widerstandsfähigsten erscheinen.

„Ich lasse mich vom Surrealismus inspirieren, bei dem das Dargestellte als Metapher für Emotionen oder komplexe, manchmal widersprüchliche Gedankenkombinationen dient“, erzählte Anton-Konstantin Anastassow im Studio von Radio Bulgarien. „Ich male gerne Tiere und finde, dass sie mehr Respekt verdienen. Wenn wir ein Tier in einem Bild sehen, betrachte ich es nicht als etwas vom Menschen Getrenntes, denn es ist eine Art Spiegelbild des Menschen. Ein Kaninchen kann beispielsweise die Unschuld in uns symbolisieren, ein Pferd hingegen Güte und Selbstvertrauen. Das heißt, jedes Tier kann eine menschliche Eigenschaft haben“, so Anton-Konstantin Anastassow.
Die vom Künstler geschaffene Welt ist schön, farbenfroh, bezaubernd, aber gleichzeitig scheint sie uns mitzuteilen, dass wir aufpassen sollen, was hinter der scheinbaren Ruhe steckt, damit wir nicht auf der anderen Seite landen, wo der Mensch zerlegt und auf die Straße geworfen werden kann.

„Es gibt tatsächlich ein Bild, das von der Atmosphäre einer Straße in Sofia inspiriert ist“, erklärtе Anton-Konstantin Anastassow und fügtе hinzu: „Auf der Straße liegt eine Leiche, aber es ist eine Puppe – es gibt kein Blut, aus ihr wachsen Pflanzen, und sie hat tatsächlich etwas Apokalyptisches an sich. Die Szene kann auf verschiedene Weise betrachtet werden, aber ich gebe nicht gerne eine konkrete Interpretation. Ich ziehe es vor, dass die Menschen sich von ihrer eigenen Sichtweise leiten lassen. Sie kann sowohl eine gute als auch eine schlechte Seite haben, je nachdem, wie man ein Bild betrachtet. Das Gute könnte zum Beispiel sein, dass aus der zerbrochenen Puppe Pflanzen wachsen – eine Metapher dafür, dass wir, wenn wir verletzt werden, weiser werden und lernen können, wie wir uns verhalten sollen.“
Der Rat des Künstlers an uns alle lautet, offener für das Geheimnisvolle zu werden, denn auch wenn darin eine gewisse Gefahr lauert, kann es doch etwas enthalten, das uns verbessert und befreit.

Anton-Konstantin Anastassow ist erst 25 Jahre alt, hat aber bereits an zwölf Einzel- oder Gruppenausstellungen in Bulgarien, Deutschland und den Vereinigten Staaten teilgenommen, wobei jede Ausstellung ein anderes Thema hatte. In seinem Schaffen lässt er sich von Hieronymus Bosch, Salvador Dalí und Pablo Picasso inspirieren, ohne jedoch einen von ihnen zu imitieren. Er bezeichnet seine letzte Ausstellung als etwas ganz Besonderes, „weil ich mich auf Bilder konzentriert habe, die mit Perspektive und Tiefe zu tun haben, nicht nur im metaphorischen, sondern auch im wörtlichen Sinne, die das Auge dazu bringen, tief in die Bilder hineinzuschauen“.
Er ist von Optimismus erfüllt und gleichzeitig bewusst, dass die Zukunft unkontrollierbar ist, weil sie in den Händen von uns allenliegt und von den Entscheidungen abhängt, die wir treffen.

Mit seiner künstlerischen Visitenkarte vermittelt der Künstler seine Botschaft: „Die Kunst wird uns befreien und wir werden offen für das Unbekannte sein. In der Welt gibt es gleichzeitig schreckliche und sehr schöne Dinge, deshalb müssen wir bewusst und gelassen sein.“ Mit dieser Einstellung begeben wir uns in den Korridor und lassen uns treiben. Dort – an der Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit – können wir Erlösung von unseren eigenen Dämonen und Ängsten finden.
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Autorin: Diana Zankowa
Übersetzung: Antonia Iliewa
Redaktion und Veröffentlichung: Lyubomir Kolarov
Fotos: Facebook /Anton-Konstantin Anastassow
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