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Grünes Licht für Nabucco-Gaspipeline

Das bulgarische Parlament ratifizierte den am 13. Juli letzten Jahres unterzeichneten Vertrag zwischen Bulgarien, Österreich, Ungarn und der Türkei über den Bau der Nabucco-Gaspipeline
Foto: BGNES
Bulgarien hat einen entscheidenden Schritt in Richtung Versorgungssicherheit gemacht. In der vergangenen Woche ratifizierte das bulgarische Parlament den am 13. Juli letzten Jahres unterzeichneten Vertrag zwischen Bulgarien, Österreich, Ungarn und der Türkei über den Bau der Nabucco-Gaspipeline. Das Projekt gehört zu den Prioritäten der EU-Energiepolitik, denn über die Trasse soll Erdgas aus dem Kaspischen Raum und Zentralasien direkt an die europäischen Märkte fließen. Nach Ungarn ist Bulgarien nunmehr der zweite Staat, der dem Bau der Nabucco-Gaspipeline offiziell zugestimmt hat. Dieser politische Rahmen soll dem von der EU geförderten Projekt neue Dynamik verleihen.

Welche Bedeutung hat die Nabucco-Gaspipeline?

Mit der Erdgastrasse will Europa, vor allem aber Bulgarien, seine Gaslieferungen diversifizieren, die Abhängigkeit von russischem Gas reduzieren und so seine Versorgungssicherheit erhöhen. „Für Bulgarien, das bisher ausschließlich Gas aus Russland bezog, ist die Nabucco-Gaspipeline eine Alternative“, erklärte Wirtschafts- und Energieminister Traitscho Trajkow nach der Unterzeichnung des Regierungsvertrags. Wir alle, so Trajkow weiter, haben noch den russisch-ukrainischen Gasstreit in Erinnerung, infolge dessen Bulgarien und halb Europa im Kalten saßen und der enorme wirtschaftliche Einbußen verursachte. Spätestens in diesem Moment war klar, das man alternative Lieferwege brauche.

Was stellt die Nabucco-Gaspipeline dar?

Die 3.300 km lange Trasse wird von der Türkei über Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Baumgarten bei Wien führen. Anteilseigner der Projektgesellschaft sind bulgarische, österreichische, ungarische, rumänische, türkische und deutsche Energieunternehmen. Die Baukosten werden mit rund neun Milliarden Euro veranschlagt. Ab 2015 sollen durch die Nabucco-Pipeline jährlich rund 15 Milliarden Kubikmeter kaspisches, iranisches und ägyptisches Gas an die EU-Märkte gepumpt werden.

Vor welchen Problemen steht das Nabucco-Projekt?

Das Hauptproblem ist die Bereitstellung der erforderlichen Liefermengen. Bis Mitte des Jahres wollen die Anteilseigner den ersten Liefervertrag mit Aserbaidschan unterzeichnen. Aufgrund des russischen Einflusses im zentralasiatischen Raum steht das Problem um die Liefermengen nach wie vor auf der Tagesordnung. Die Entscheidung über den Baubeginn der Gaspipeline wird im Sommer fallen, denn dann sollen die Lieferverträge verhandelt werden. Laut Studie der Projektgesellschafter werde die Gasnachfrage die Kapazität der Pipeline um das Dreifache überschreiten, womit man von einem rentablen Projekt ausgehen kann.

Da die Nabucco-Gaspipeline die Abhängigkeit Europas von Russland reduzieren würde, sei diese für die Europäische Union ein wichtiges Energieprojekt. Deshalb müsse Brüssel noch in diesem Jahr über den Bau der Erdgastrasse entscheiden, erklärte seinerseits EU-Energiekommissar Günther Oettinger. Im wirtschaftlichen Wiederaufbauprogramm der Europäischen Union sind bis Jahresende 200 Millionen Euro für den Pipelinebau vorgesehen. Auch beim EU-Gipfel am Donnerstag steht das Thema Nabucco auf der Tagesordnung. Der bulgarische Regierungschef Bojko Borissow will die Bestätigung, dass Nabucco in Brüssel nach wie vor zu den Prioritäten zählt. „Bulgarien hat den Nabucco-Vertrag ratifiziert. Auch die Türkei ist bereit, den Vertrag zu ratifizieren. Die Vereinigten Staaten und Großbritannien stehen hinter dem Projekt. Wir wollen wissen, wie unsere europäischen Partner über das Projekt denken“, so Ministerpräsident Bojko Borissow.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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