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Ostern – Über den Sinn des Lebens und den Glaube an Erlösung

In Bulgarien wird das erste Osterei immer rot angemalt und darf bis zum nächsten Osterfest nicht weggeworfen werden
Foto: Darina Grigorowa
Für den orthodoxen Christen ist Ostern das größte und meist verehrte Fest aller christlichen Feiertage. An diesem Tag gefeiert wird die Auferstehung Jesus Christi – dem Sohn Gottes, der mit seinem Tod für die Sünden der Menschheit büßt und dessen Auferstehung die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod verheißt. Deshalb heißt der Tag auch „Welikden“, zu Deutsch „Der große Tag“. Das Fest dauert drei Tage. Laut Vasilij Sarjan, Priester der hauptstädtischen Kirche „Christi Verklärung“, liegt das Wesen dieses Festes im Versprechen, „dass die Menschen erneut ins Paradies zurückkehren können, von wo sie vertrieben wurden.“

„Das Anliegen des Schöpfers ist nicht, auf dieser schmerzhaften und sterblichen Welt zu leiden. Die Menschen sollen sich in der Ewigkeit erfreuen. Aufgrund der Erbsünde und der Sünde, die gegenwärtig erneut die Welt erdrückt, müssen wir jedoch weiter leiden“, sagt Vater Sarjan. „Während der Gottesdienste geht es in fast allen Texten des Neuen Testaments um die letzten Tage, um den Tag der Apokalypse, um Leiden und Katastrophen, die vor dem zweiten Erscheinen des Erlösers das gesamte Universum ereilen. Hoffentlich ereilen sie nicht auch uns, was dem Erlöser zufolge, für uns ein sehr schweres Los bedeuten würde. Es liegt in unserer Hand. Wenn wir uns an die Gebote Gottes halten, könnten wir davon verschont bleiben. Mit seiner Auferstehung legte der Erlöser den Grundstein für die Ewigkeit und das Seelenheil nach dem Tod, wenn die Seelen dem Körper entschwinden und dorthin wandern, wohin sie es verdient haben.“

Zwei Jahrtausende nach dem Opfer des Erlösers scheint es, als ob die Menschen den Sinn des Opfers nicht verstanden haben und erneut der Erlösung bedürfen, sagt Vater Wasilij Sarjan mit Schmerz.

„In den Ostergesängen heißt es: `So, wie wir wegen Adam alle sterben, werden wir durch Christus leben“, fährt Vater Sarjan fort. „Deshalb heißt es, dass diejenigen, die im Namen Christi begraben werden, wieder auferstehen. Für sie gibt es Hoffnung. Der Glaube und die Taufe öffnen die Pforten zur Erlösung. Das Bekreuzigen ist eine Art Erlösung, durch die wir die Ketten sprengen, mit denen unser Geist gefesselt ist. So kann der Geist den Weg der Erlösung einschlagen. Jeder macht Fehler. Wichtig ist, dass wir unsere Sünden nicht wiederholen, sondern kommenden Verlockungen widerstehen. Der Feind der menschlichen Erlösung schläft nicht, er wird uns ständig herausfordern. Christus lässt das zu, um uns Menschen auf die Probe zu stellen. Er will wissen, ob wir der Erlösung würdig sind. Das Leben ist Schule und Prüfung zugleich. Jeder wird nach seinen Taten entlohnt. Bei schlechten Noten ist unser Platz mit Sicherheit in der Hölle. Gute Noten bringen uns Gott näher. Die Hoffnung, die uns Christi Erlösung gibt, ist groß. Unser jetziges Dasein ist lediglich die Vorbereitung auf die wahre Ewigkeit, für manche paradiesisch, für andere höllisch. Jetzt ist es an der Zeit, die eigene Wahl zu treffen. Gott zwingt niemanden zu etwas. Im Gegenteil. Jeder wählt seinen eigenen Weg.“

Für diejenigen, die dieser Tage in die Kirche kommen, ist die Auferstehung der Feiertag, der sie dazu veranlasst, ein besserer Mensch zu werden. Sie versuchen den Sinn der Erlösung zu begreifen. Am Samstagabend findet in den Kirchen ein festlicher Gottesdienst statt. Um Mitternacht verkündet der Priester dann die Auferstehung mit den Worten: „Christus ist auferstanden.“ Die Antwort darauf lautet: „Er ist wahrhaftig auferstanden.“ An der brennenden Kerze in der Priesterhand entzünden die Gläubigen ihre Kerzen und tragen sie nach Hause. Dabei wünschen sie sich gegenseitig Gesundheit und Glück. Zu Ostern selbst geht man zu einem feierlichen Gottesdienst in die Kirche.

Zudem übt man sich im Brauch des Eierschlagens. Dabei schlagen Erwachsene und Kinder gefärbte Eier aneinander. Man glaubt, dass derjenige, dessen Ei diese Prozedur unbeschadet übersteht, sich im kommenden Jahr der besten Gesundheit erfreut.

„Ich erwarte das Fest mit Ungeduld und Freude“, erzählt die Krankenschwester Maria Andonowa. „Ich besuche regelmäßig die Gottesdienste in der Kirche. Viele Menschen bereiten sich auf diesen Feiertag vor, allerdings ist fraglich, ob alle Menschen diesen Tag mit Liebe und Glaube begehen. Ich persönlich versuche während der Gottesdienste den Sinn der Gebete zu verstehen. Im Alltag bin ich bestrebt Gutes zu tun, Kranken und kraftlosen Menschen zu helfen. Selbstverständlich mache ich trotz meines Glaubens Fehler. In der schwierigen Zeit, in der wir leben, bleibt uns offensichtlich nur wenig Zeit, über unser Handeln nachzudenken. Die Dinge entwickeln sich für uns zum Negativen und so ersuchen wir ständig um Gottes Hilfe. Ich bin dankbar, dass uns Gott seine Hilfe gewährt. An diesem großen Feiertag haben wir die Möglichkeit, uns unserer Sünden zu entledigen.“

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Darina Grigorowa


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