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20 Jahre bulgarische Bankenvereinigung

Emil Harsew
Foto: Tanja Harisanowa
Die Vereinigung der Banken in Bulgarien besteht seit 20 Jahren. Die am 9. April 1992 gegründete Vereinigung genießt heute hohes Ansehen unter der politischen, finanziellen und Wirtschaftselite des Landes.

Was lernte das bulgarische Bankensystem in diesen 20 Jahren?

Es lernte alles, was dem Bankwesen weltweit bekannt ist. Es hatte zwei ernste Krisen. Die eine gab es Anfang der 90er Jahre als Folge der globalen Transformation der bulgarischen Volkswirtschaft von der Plan- zu Marktwirtschaft. Die zweite wurde in der politischen Krise der Jahre 1996-1997 weitgehend künstlich hervorgerufen. In dieser Zeit gingen stabile Banken über Nacht Pleite. Typisch für diese Zeit war der Verkauf einer der größten Handelsbanken für einen halben Euro. Die Bank wurde von der Bulgarischen Nationalbank gekauft, um die Einlagen der Menschen zu retten. Das bulgarische Bankensystem erlebte drei verschiedene Systeme. Von der Zentralplanung und festen Wechselkursen über schwankende Wechselkurse bis zum Währungsrat. Alles, was irgendwo in der Welt passierte, ist in diesen Jahren auch bei den bulgarischen Banken zu spüren gewesen. „Das Bankensystem Bulgariens ist ganz normal mit der Lage fertig geworden, in der es sich wiederfand.“ Das ist die Einschätzung des bekannten bulgarischen Finanzfachmanns, früheren stellvertretenden Direktors der Bulgarischen Nationalbank und Vorstandsmitglied einer Reihe weiterer Banken Emil Harsew, der sie gegenüber Radio Bulgarien äußerte.

Welche war die größte Erschütterung in unserem Bankensystem in den letzten 20 Jahren?

Die größten Verluste gab es im Zeitraum 1990-1992“, sagt der angesehene Bankexperte Emil Harsew. „Auf einmal verschwand der ganze Boden, auf dem unser Bankensystem aufgebaut wurde. Bemerkenswert war das Datum 30. März 1990, als Bulgarien ein Moratorium der Zahlungen für die Auslandsschulden des Staates erklärte. Wir erlitten in den nächsten zwei Jahren die größten finanziellen Verluste.“

Welche Rolle spielte die Vereinigung der Banken in Bulgarien?

Die Bankenvereinigung ist in jedem Land ein Konsultationsorgan. Die Banken sollen eine gemeinsamen Ethik haben, gemeinsame Regeln und Arbeitsstandards. „Man darf nicht vergessen, dass die Banken mehr Konkurrenten sind, als zusammenarbeitende Mitglieder irgendeiner koordinierenden Vereinigung“, kommentierte Emil Harsew.
Die Branchenvereinigungen sollen die Interessen der nationalen Produzenten in der entsprechenden Branche verteidigen. Bei uns gibt es praktisch keine nationalen Produzenten im Bankensystem“, sagt der Finanzfachmann weiter. „Über 80 % der Marktanteile gehören Banken, die nicht national sind. D.h., es sind ausländische Finanzkorporationen, die in Bulgarien durch ihre Tochterfirmen oder Zweige arbeiten. Deswegen haben die Banken unterschiedliche Möglichkeiten.“

Trotz des Wettbewerbes unter ihnen, müssen die Banken doch gemeinsame Fragen lösen, gemeinsame Regeln, sagt Emil Harsew. Wie die Formel-1-Fahrer müssen sie minimale Regeln auf den Pisten einhalten, weil sie sonst miteinender zusammenstoßen würden. „Die Regeln müssen so bestimmt werden, dass sie keine überflüssigen Verluste erzeugen“, sagt unser Gesprächspartner, der durch seine Kritik an den bulgarischen Banken bekannt ist. „Manche glauben, dass die Bankenvereinigung das Organ ist, dass die Zinsen vereinbart. Das ist unmöglich, weil die Meinungsverschiedenheiten und die Konkurrenz unter den Banken zu groß sind. Besonders in Bulgarien.“

Die Zinssätze der bulgarischen Banken werden von ihren Mutterbanken bestimmt, sagt Emil Harsew, „denn alles hängt von der korporativen Politik ab. Trotzdem besteht der Respekt zur Vereinigung, weil sogar der Finanzminister Simeon Djankow zur Bankenvereinigung ging, um eine Senkung der Zinsen zu vereinbaren.
Für die bulgarische Regierung ist es natürlich gut, die korporative Stellungnahme der Banken zu berücksichtigen“, kommentiert Emil Harsew. „Denn wenn wir alle Bankgruppen zusammenzählen, die in Bulgarien arbeiten, wird ihre Bilanzsumme um ein mehrfaches höher sein als das Bruttoinlandsprodukt bei uns. D.h., ihr Gewinn ist größer als die gesamte bulgarische Wirtschaft.“

Es gibt keinen Staat in der Europäischen Union, in dem es keine bulgarischen Banker geben würde.“ Darauf ist Emil Harsew stolz, trotz der Kritik an den bulgarischen Banken. „Unsere Kollegen arbeiten und leiten Banken weit jenseits der Grenzen unseres Landes. Es gibt Bulgaren auch in den Direktorenräten der Zentralbanken, der Handelsbanken und das ist die höchste Leitungsebene.“ Die höchste Position in den internationalen Finanzinstitutionen hatte Kristalina Georgieva inne, bevor sie EU-Kommissarin wurde. Sie war Vizepräsidentin der Weltbank. Die bulgarische Bankschule ist offensichtlich den guten Managern wohl bekannt, denn die Hälfte der Absolventen und jungen Einsteiger unsers Banksystems werden sofort von den internationalen Finanzkorporationen abgeworben.

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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