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Prof. Atanas Tassew: USA und Russland sind in Energieprojekten in Bulgarien ausgeglichen vertreten

Foto: BGNES
Das US-Unternehmen Westinghouse wird den 7. Rektorblock des Atommeilers Kosloduj bauen. General Electric wiederum wird sich am Bau von zwei Blöcken des Wärmekraftwerks Maritza Iztok 2 beteiligen. "Das belegt das enorme Interesse amerikanischer Unternehmen am bulgarischen Energiewesen", kommentierte Wirtschaftsminister Dragomir Stojnew, der diese Nachricht nach seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten bekannt gab. Gleichzeitig kommt Bulgarien auch in den großen Atomenergie- und Erdgasprojekten Russlands eine Schlüsselrolle zu.

Inwieweit verwandelt sich Bulgarien zur Arena eines scharfen Schlagabtausches zwischen den Energieinteressen der Vereinigten Staaten und Russlands, wie der bekannte Energieexperte Prof. Atanas Tassew behauptet? Ist eine Balance zwischen diesen Interessen möglich und welchen Nutzen wird Bulgarien aus diesem "Energiekrieg" ziehen? " Namentlich aus Erwägungen des Gleichgewichts hat man sich für die US-Technologie entschieden", behauptet Prof. Tasew, dessen Ansicht nach das Westinghouse-Projekt eher politischen als wirtschaftlichen Interessen untergeordnet ist. Am Standort Kosloduj werden zwei unterschiedliche Technologien zur Anwendung kommen - zwei russische und ein amerikanischer Reaktor, entsprechend mit russischem und mit amerikanischem Brennstoff. Gibt es in diesem Zusammenhang Absprachen zwischen Washington und Moskau?

"Die Ereignisse in Bulgarien spiegeln die weitreichenden geopolitischen Prozesse wider", kommentiert Prof. Tassew in einem Interview für Radio Bulgarien. "Aufgrund der Konfrontation zwischen beiden Großmächten lagen die Energieprojekte lange Zeit auf Eis. Jetzt gibt es offensichtlich neue Absprachen, da sich die Dinge rasant entwickeln. Auch waren diese durch die Tatsache vorbestimmt, dass Westinghouse zu Fragen der Zweckmäßigkeit des Reaktorblockbaus und der Technologieauswahl für den 7. Block bereits als Berater zur Seite stand. Es versteht sich von selbst, dass das US-Unternehmen seinen eigenen Reaktor bevorzugt."

Wie ausgeglichen sind die Interessen zum gegenwärtigen Zeitpunkt? Die Amerikaner erhalten drei Blöcke, die Russen die Erdgaspipeline South Stream. Das Geschäft ist jedoch noch nicht unter Dach und Fach, da die Frage um den Meilerbau in Belene noch offen steht. Auch könnten die US-Ambitionen zur Erschließung von Schiefergas auf fruchtbaren Boden treffen.

"Das ist ein kompliziertes Szenario", kommentiert Prof. Tassew. "General Electric will die Kompressorstationen für das South-Stream-Projekt liefern und 41 Milliarden Kubikmeter Gas transitieren. Auch zeigt das US-Unternehmen Interesse am 9. und 10. Block des Wärmekraftwerks Maritza Iztok 2. D.h. hier zeichnet sich für beide Seiten eine profitable "Ernte" ab. Eine 50:50-Balance wird offensichtlich nicht erreicht. Auf jeden Fall ist ein gewisses Gleichgewicht in Sicht. In Verbindung mit dem 7. Kosloduj-Block und zwar dem AP-1000 von Westinghouse, erübrigten sich umgehend alle Fragen nach Zweckmäßigkeit, Abnehmern, Strompreis etc. Offensichtlich handelt es sich hier um ein bedeutend größeres Geschäft, dessen Akzent uns offenbar verborgen bleiben wird. Fakt ist, dass die USA und Russland in den Energieprojekten in Bulgarien relativ ausgeglichen vertreten sind."

Bulgarien bleibt weiterhin eine Testbasis für neue Atomreaktoren. Die ersten russischen Kosloduj-Blöcke waren experimentell, was auch für den neuen Westinghouse-Reaktor gilt, der damit zudem sein Debüt in der Europäischen Union geben wird.

"Westinghouse gelingt derzeit der Durchbruch in Bulgarien", bestätigt Prof. Atanas Tassew. "Der Testcharakter des AP-1000-Reaktors ist nur bedingt, da im US-Staat Georgia als auch in China derzeit zwei solche Blöcke gebaut werden. Dieser Reaktor hat noch keine EU-Lizenz. Die europäischen Auflagen für die Zertifizierung und den Betrieb von Reaktorblöcken sind sehr streng, da der alte Kontinent recht dicht besiedelt ist."

"Ein schlechter Frieden ist besser als ein guter Krieg", kommentiert Prof. Tassew den Nutzen für Bulgarien. "Ich bin davon überzeugt, dass die Kosloduj- und Belene-Bauer bereits Absprachen über den Stromverkauf ins In- und Ausland getroffen haben. Unsere Wirtschaft wird sowohl aus dem Bau als auch aus der Inbetriebnahme der neuen Kapazitäten profitieren", meint Prof. Tassew.
In jedem Fall jedoch wird Bulgarien seine Positionen als Mitglied des Internationalen Atomklubs wahren, der 36 Länder vereint.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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