Einen Monat nach den Terrorangriffen in Paris können wir einen Blick auf die Reaktionen in Bulgarien auf diese Ereignisse und auch auf ihren Gebrauch und Missbrauch durch Politiker werfen. In den ersten Stunden nach der Ermordung von 12 Mitgliedern des Redaktionsteams der satirischen Wochenzeitung "Charlie Hebdo" war es in Bulgarien wie überall: "Wir sind Charlie". Journalisten, Politiker und Leute in den sozialen Netzwerken zeigten Mitgefühl und Solidarität und empörten sich einstimmig über den zynischen Kommentar eines Journalisten, der in seinem Facebook-Profil schrieb, die Franzosen hätten bekommen, was sie verdienten, mit ihrer übertriebenen Toleranz.
Später wurden sowohl die Kommentatoren als auch die Sympathisanten immer weniger, besonders nachdem klar wurde, dass "Charlie" Personen der christlichen Religion sogar noch viel öfter auf die Schippe nimmt als Vertreter des Islam. Die Meinungen teilten sich zwischen "Liberale" und "Konservative" – nach dem Kriterium, ob die Medienfreiheit eingeschränkt werden müsse oder nicht. Letzten Endes kam es zwischen den Diskutierenden im großen und Ganzen zur Einigung, dass "Charlie Hebdo" selbst an der Tragödie schuld ist, weil die Leute dort das Schicksal herausgefordert hätten.
Es häuften sich Medienauftritte von Leuten mit ultranationalistischen und populistischen Ansichten, die die Ängste von Flüchtlingen aus Syrien und anderen Immigranten schürten, die potentielle Träger von islamischem Fundamentalismus sein könnten. Während verantwortungsvolle Politiker und Kommentatoren in den entwickelten europäischen Demokratien davor warnten, Islam und Terrorismus gleichzusetzen, predigte ein bulgarischer Parteivorsitzender im Klartext, dass die Partei der türkischen Minderheit DPS genauso gefährlich sei wie die Brüder Kouachi in Frankreich und dass die bulgarischen Roma potentielle Terroristen seien, "weil sie so leicht ihre Religion wechseln".
In den letzten zwei Wochen kamen wiederum Intellektuelle und Hochschullehrer in den Medien zur Geltung, die die Ansicht vertraten, dass Europa ein Opfer des Multikulturalismus und des übertriebenen Liberalismus sei und zu seinen christlichen Wurzeln und zu seiner zivilisatorischen Mission zurückkehren müsse, besonders bei einem Zusammenstoß mit dem "retrograden und gefährlichen Islam". Letztendlich zeigten sich in dieser Beziehung auch keine großen Unterschiede zwischen Rechts und Links und wir müssen uns die Frage stellen, warum so viele Vertreter der bulgarischen Gesellschaft trotz des öffentlich zur Schau gestellten Euroatlantismus noch so weit von der Kultur der entwickelten europäischen Demokratien entfernt sind.
Man sagt, dass man einen Ort nicht nur mit den Augen sehen, sondern auch mit dem Gaumen schmecken muss, um ihn kennen zu lernen. Jedes bulgarische Dorf, jede Stadt oder Region hat ihren eigenen Duft und ihr eigenes Aroma. Eine der Möglichkeiten, sie..
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